Dem Teufel auf der Spur

BERNKASTEL-KUES. 27 Jahre gehört Gerhard Lenssen dem Stadtrat Bernkastel-Kues an. Zum Jahresende ist Schluss. Den Kontakt zum Rathaus wird er aber schon aus einem besonderen Grund nicht verlieren.

Es ist noch nicht oft geschehen, dass sich die Mitglieder des Stadtrates Bernkastel-Kues von ihren Plätzen erheben und applaudieren. Gerhard Lenssen (SPD, TV-Foto: Archiv/Marita Blahak) kam in in den Genuss dieser außergewöhnlichen Geste. Der 83-Jährige war bei der Haushaltsdebatte zum letzten Mal aktiv an der Politik beteiligt. Auf eigenen Wunsch, und um das Mandat in jüngere Hände zu geben, legt er nun zum Jahresende sein Mandat nieder. Stadtbürgermeister Wolfgang Port würdigte Lenssens kommunalpolitisches Wirken in höchsten Tönen. "Er war ein Ideengeber", sagte er, "ein Mann, auf den ich mich hundertprozentig verlassen konnte." Deshalb sieht Port Lenssens Abschied auch "nicht ganz ohne Wehmut". Der Mann, dem niemand sein Alter ansieht, war seit 1979 ununterbrochen Mitglied des Stadtrates. In der vergangenen Legislaturperiode war er zuerst als Zweiter und dann als Erster Beigeordneter einer der Vertreter des Stadtbürgermeisters. Dass Lenssen sogar in der SPD ein streitbarer Geist ist, verdeutlichte Fraktionssprecher Bernd Gelz. "Wir haben auch gestritten und waren nicht immer einer Meinung", sagte er im Rückblick auf 17 gemeinsame Jahre im Stadtrat. In Zukunft könne Lenssen nun "außerparlamentarisch" wirken. Der Adressat zeigte sich "sehr gerührt". Weit mehr als 1000 Stunden habe er sicher alleine im Sitzungssaal des Rathauses zugebracht und "schöne und saure Stunden" erlebt. Auch wenn trefflich gestritten werden könne, stehe für ihn fest, dass sich die Stadt gut entwickelt habe. Dem Rathaus wird Gerhard Lenssen sicher nicht verloren gehen. Er will herausfinden, warum über dem Eingang des fast 400 Jahre alten Gebäudes ein Teufelskopf thront - noch dazu einer, der ein Lächeln auf den Lippen hat. "Ich werde vielleicht die Erklärung finden", sagte er. "Lassen Sie sich nicht vom Teufel abschrecken", wünschte Lenssen seinen nun bald ehemaligen Weggefährten.

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