"Die andere Heimat" begeistert Bernkastel

Bernkastel-Kues · Regisseur Edgar Reitz, sein Hauptdarsteller Jan Dieter Schneider aus Kastellaun und Martin Schleimer aus Wintrich haben sich nach der Vorführung des Mammutwerkes "Die andere Heimat" im Bernkasteler Moselkino dem Publikum vorgestellt. 200 Gäste waren dabei.

Bernkastel-Kues. "Du, du liegst mir am Herzen", das Lied spielte Martin Schleimer in Edgar Reitz vierstündigem Werk "Die andere Heimat". Der Drucker, der in Wintrich mit Ehefrau Katharina lebt, wurde beim Casting für den neuen Film entdeckt. "Sie suchten einen, großen schlanken Mann mit Bart und längeren Haaren", berichtet der 37-Jährige. Die hatte er zufällig, "da gerade Passionsspiele im Ort waren, wo ich erstmals mitgewirkt habe".
Es wurden Fotos von Schleimer gemacht und im Februar 2012 kam eine Einladung in den Hunsrück zum großen Reitz. "Er fragte mich, ob ich Mundharmonika spiele und mir vorstellen könnte, in seinem Kinofilm mitzuwirken. Er war total nett und sympathisch."
Total verrückte Drehtage


So wurde aus dem Wintricher Drucker der Traben-Trarbacher Winzer und ungeliebte evangelische Schwiegersohn Walter Zeitz. Für Schleimer waren seine insgesamt sieben Drehtage "total verrückt, da ich unter anderem für eine Szene Pferdekutsche fahren musste. Das übt man drei, vier Mal und es funktioniert."
Er berichtet: "Ich war oft total aufgeregt. Ich hatte ja auch ein paar Sätze zu sprechen, nicht viel, aber für jemand Ungeübtes schon nicht so leicht." Das sei dann nur halb so wild gewesen, denn: "Herr Reitz hat immer ruhig erläutert, wie er seine Visionen umgesetzt haben möchte." Für den Laiendarsteller war es nun "unvorstellbar das fertige Werk so zu sehen. Wir haben ja komplett unchronologisch gedreht", erklärt er. Verrückt sei für ihn auch, dass er nach der Premiere in Simmern eine halbe Stunde lang Autogramme schreiben musste. Das blieb dem Wintricher am Samstag ebenso wenig erspart wie Hauptdarsteller Jan Dieter Schneider und Edgar Reitz selbst: Sie alle plauderten im Moselkino vor dem begeisterten Publikum aus dem Nähkästchen. Über den Jakob alias Jan Schneider sagte Reitz: "Er ist Medizinstudent und es ist überhaupt nicht üblich, dass ein Hunsrücker so eine Rolle übernimmt. Das Casting ging über Monate und Jan wollte eigentlich nur Komparse sein. Dann setzten wir ihn an den Tisch mit einer Kerze und er las aus dem Tagebuch. Jan war der Einzige, dem wir zuhörten", berichtet Reitz.
Danach habe man lange beraten, weil er ja kein Schauspieler sei, er bekam Unterricht - und wer "Die andere Heimat" gesehen hat, der wird wie das Moselkino-Publikum feststellen: Kein anderer hätte in diese Rolle so gut gepasst.
Das Heimweh auch nach zwei Generationen, das sei immer noch groß, so Reitz. "Es gibt herzzerreißende Briefe von Auswanderern, aus denen klar wird: es gibt nur die eine Heimat." Und die hat er in seinem Kinostreifen, der auch in Rio läuft und in Frankreich Ende des Monats startet, perfekt porträtiert.
Das Café Heimat in Morbach ist am gestrigen Sonntag eröffnet worden. Einen ausführlichen Bericht dazu lesen Sie morgen im TV.

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