Die Brachflächen sind das große Problem

Bernkastel-Kues · "Wein-Kultur-Landschaft Mosel - Was ist zu tun?" Die kurz gefasste Antwort könnte lauten: Arbeit, Engagement, Geld und viel Zeit investieren. Das zumindest ist das Fazit einer Tagung der Akademie Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz in Bernkastel-Kues, bei der Winzer, Bürgermeister, Touristiker und Weinbauberater Stellung bezogen.

Bernkastel-Kues. Mit Dornenhecken und Büschen bewachsene Steilhänge, Brachflächen an Ortsrändern, die als Holzlagerplätze genutzt werden - das passt nicht zur Wein-Kultur-Landschaft Mosel. Dass diese Wein-Kultur-Landschaft erhalten und geschützt werden muss, darüber sind sich alle einig: Politiker aller Couleur, Touristiker, Winzer, Hoteliers, Gastronomen. Aber es gibt Unterschiede in der Betrachtung. Der Winzer setzt andere Prioritäten als ein Feriengast, ein Hotelier sieht manches anders als ein Bürgermeister. Interessant waren daher die Stellungnahmen verschiedener Interessengruppen zu diesem Thema. Der Weinbaufunktionär: Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel: Bei den Winzern hat ein Umdenken eingesetzt. Sie bringen heute die Bewirtschaftung ihrer Weinberge viel mehr mit den Ansprüchen von Natur und Umwelt in Einklang. Die Steil- und Terrassenlagen sind reizvolle Biotope. Die Politik sollte es aber mit den Auflagen nicht übertreiben - beispielsweise beim Einsatz des Spritzhubschraubers. Die Winzer dürfen keine Brachflächen entstehen lassen. Sie müssen Pfähle, Drähte und Abfallstoffe ordnungsgemäß entsorgen.Der Winzer: Leo Kappes, Winzer aus Zeltingen-Rachtig: Der Reiz der Mosel - das sind Weinberge, Schieferfelsen, geschwungene Hänge, Winzerdörfer. Diese Reize verschwinden aber oder werden stark beeinträchtigt. Zurzeit verschwinden viele Steillagenflächen. In Flachlagen entstehen auf Brachen unästhetische Lagerflächen. Ich wünsche mir eine bessere Vernetzung von Flächeneigentümern, Kommunen und Beratungsstellen, um der zunehmenden Verwilderung der Landschaft vorzubeugen. Der Ortsbürgermeister: Arno Simon, Ortsbürgermeister von Ürzig: Für eine Moselgemeinde ist der Erhalt der Weinlandschaft unerlässlich. In Ürzig haben wir mitten in den Weinbergen den Gewürzgarten geschaffen. Mit seinen 160 verschiedenen Pflanzensorten und Kräutern haben wir ein Kleinod für Touristen geschaffen. Die kürzlich abgeschlossene Flurbereinigung in einem Teil der Ürziger Gemarkung war unerlässlich für die Existenz der Winzer. Auch die klassische Steillage Würzgarten braucht dringend eine Flurbereinigung. Ich hoffe, dass wir im kommenden Jahr damit beginnen können. In Ürzig haben wir noch keine Brachen. Aber ohne Flurbereinigung tickt auch bei uns eine Zeitbombe.Der Naturkundler: Heinrich Weitz, studierter Biologe, Enkirch: Weinbergsmauern müssen wegen der Artenvielfalt ebenso wie einzeln in der Landschaft stehende Bäume und Gebüschgruppen erhalten werden. Aus Sicht des Naturschutzes sind auch Felsköpfe, Felsnischen und unbefestigte Wirtschaftswege wertvoll. Die Touristikerin: Sabine Winkhaus-Robert, Geschäftsführerin der Mosellandtouristik: Mehr als alles andere braucht unser Tourismus die Wein-Kultur-Landschaft. Die Gästezahlen an der Mosel sind seit 1990 um 38 Prozent gestiegen. Für einen erfolgreichen Tourismus müssen viele Elemente stimmig sein. Wir setzen auf Strategiethemen wie Kultur (Sehenswürdigkeiten), Radwandern, Wandern und Wasserwandern. Extra

 Typisch für die Mosel: Schiefer bedeckt die Böden der Steillagen. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Typisch für die Mosel: Schiefer bedeckt die Böden der Steillagen. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Die Rebfläche im Weinanbaugebiet Mosel ist in den vergangenen 20 Jahren dramatisch zurückgegangen. 1989 wurden noch 12 500 Hektar bewirtschaftet, aktuell sind es etwa 8700. Auch die Zahl der Weinbaubetriebe ist weniger geworden. 1999 waren es noch 7370, für das Jahr 2010 weist die Statistik 4300 Betriebe aus. 60 Prozent der 8700 Hektar sind mit der Rebsorte Riesling bestockt, es folgen der Müller-Thurgau (bekannt auch unter dem Namen Rivaner) mit 13 Prozent und der Elbling, der fast ausschließlich an der Obermosel angebaut wird, mit 6 Prozent. Der Anteil roter Rebsorten liegt bei 9,4 Prozent. Fast die Hälfte davon ist Spätburgunder, dicht gefolgt vom Dornfelder. sim

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