Die Mosel wird rot

BERNKASTEL-WITTLICH. Wird Rheinland-Pfalz zu einem "roten Weinbauland"? Laut Mitteilung des Statistischen Landesamts wurden im Jahr 2004 in den sechs Anbaugebieten des Landes insgesamt 2,3 Millionen Hektoliter Rotmost geerntet. Das ist fast ein Drittel der Gesamtmenge. Auch an der Mosel ist der Rotweinanteil weiter gestiegen.

Rotwein ist in - und die Winzer im Land reagieren darauf. Von den rund 64 000 Hektar Rebflächen in Rheinland-Pfalz sind inzwischen knapp 19 000 Hektar mit roten Rebsorten bestockt. Allein von 2002 auf 2003 ist der Anteil an Rotweinflächen im Land um 11,3 Prozent gestiegen. Die mit Abstand größten Rotwein-Anbaugebiete sind Rheinhessen und die Pfalz. Dort wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Weinberge mit weißen Rebsorten wie Müller-Thurgau oder Kerner zugunsten von Dornfelder, Spätburgunder oder Regent geopfert. 2004 war das Rekordjahr, was die Menge angeht. Insgesamt wurden in Rheinland-Pfalz 2,3 Millionen Hektoliter Rotmost geerntet (2003: 1,6 Millionen Hektoliter). Auch an der Mosel, bis 1987 ein reines Weißwein-Anbaugebiet, wird immer mehr Rotwein erzeugt. 2004 wurden laut Angaben des Statistischen Landesamts 87 000 Hektoliter Rotmost in den Kellern eingelagert. Das sind immerhin schon 8,6 Prozent der Gesamtmenge. Knapp die Hälfte davon macht die Rebsorte Dornfelder aus, deren Erträge pro Hektar deutlich über denen des Riesling lagen. Dennoch bleibt der Riesling an der Mosel die mit Abstand wichtigste Rebsorte. Die Moselwinzer ernteten in diesem Jahr 570 000 Hektoliter Riesling-Most. Die Statistik belegt die Zunahme der Rotweinerzeugung an der Mosel. 1993 waren erst 62 Hektar Rebfläche mit roten Sorten bestockt, 1997 waren es bereits 216 Hektar, und aktuell sind es 774 Hektar. Dabei führt der Blaue Spätburgunder mit 331 Hektar knapp vor dem Dornfelder mit 329 Hektar. Gleichzeitig ist die Gesamtrebfläche an der Mosel deutlich zurückgegangen. Aktuell werden nur noch 8941 Hektar Weinberge bewirtschaftet. Vor zehn Jahren waren es noch 12 374 Hektar. In Rheinhessen und der Pfalz ist die bestockte Rebfläche in den vergangenen zehn Jahren hingegen konstant geblieben. Unterdessen sind die selbstvermarktenden Moselwinzer mitten im Weihnachtsgeschäft. Der Jahrgang 2004 kommt erst im Frühjahr kommenden Jahres auf die Flasche. Übereinstimmend sind die Winzer der Meinung, dass der neue Jahrgang eine ideale Ergänzung zu dem Ausnahmejahrgang 2003 darstellt. Dieser zeichnet sich durch hohe Alkohol- und niedrige Säurewerte aus. In manchen Weingütern ist der 2003er bereits ausverkauft, auch deshalb, weil die Menge relativ gering war. Wilhelm Haag, Topwinzer aus Brauneberg und bis zu diesem Jahr 20 Jahre Vorsitzender des Großen Rings der Prädikatsweingüter der Mosel, sagt: "Unser 2003er ist ausverkauft. Aber so geht es vielen Gütern, die am Markt gut positioniert sind." Große Hoffnungen setzt Haag, wie viele seiner Berufskollegen, auf den 2004er: "Er ist ein typischer Riesling-Jahrgang, genau das, was wir jetzt brauchen.""Die Aromatik der Weine ist ausgezeichnet"

Auch Gerd Klein, Weingut Staffelter Hof in Kröv, ist überrascht von den hervorragenden Qualitäten, die man im Sommer so noch nicht habe erwarten können. Klein: "Die Aromatik der Weine ist ausgezeichnet. Die Säure ist zwar teilweise hoch, sie passt sich aber sehr gut in das Geschmacksprofil ein." Klein vermarktet inzwischen auch Rotwein, der Anteil in seinem Weingut liegt bei zehn Prozent. Dabei bevorzugt er die traditionelle Maischegärung. Gute Erfahrungen hat Klein mit der Zusammenstellung eines Cuvées gemacht, das heißt, die Sorten Frühburgunder, Spätburgunder und Regent kommen in ein Fass. Für Harald Peifer aus Traben-Trarbach, der vier Hektar Weinberge bewirtschaftet, ist der 2004er der "ideale Nachfolgejahrgang" für 2003. Sein 2003er ist fast ausverkauft. Auch Peifer setzt neuerdings auf Rotwein. Vor zwei Jahren hat er erstmals 0,3 Hektar Rebflächen mit Dornfelder bepflanzt. Im kommenden Jahr kann er erstmals Rotwein ernten.

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