Die Rodung läuft

BERNKASTEL-KUES. Fast 3900 kleinere und größere Weinbergsflächen im Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer liegen brach. In Hektar ausgedrückt sind es 315 – besser gesagt es waren 315 Hektar.

Seit Mitte September 2004 hat sich im Weinbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer Erfreuliches getan. Damals tagte in Bernkastel-Kues eine Art Krisengipfel. Auslöser war die Schwarzfäule, die manche Weinberge erfasst hatte. Ihre Keimzelle liegt in den vielen brach liegenden und nicht gerodeten Weinbergen. Damals waren Forderungen erhoben worden, die vorliegende Drieschenverordnung rigoroser umzusetzen. Aus einer Kann-Bestimmung, die mit Einsprüchen zum Stoppen gebracht werden konnte, ist tatsächlich eine Muss-Bestimmung geworden. Bis dahin habe die Beweislast, dass von einer Driesche Gefahren ausgehen, bei der Landwirtschaftskammer gelegen, erläutert Karl-Heinz Frieden, Leiter des Weinbauamtes Wittlich. Mit dem Auftauchen der Schwarzfäule habe sich das geändert. Nun bestehe die Handhabe, sogar in kürzester Zeit Zwangsrodungen anzuordnen. 15 solcher Anordnungen sind im Gebiet zwischen Trittenheim und Reil bereits durchgesetzt worden. Doch dies scheint nicht der Alltag zu werden. "Die Leute sind sensibilisiert", freut sich Hubert Friedrich, Leiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Mosel (DLR) in Bernkastel-Kues.350 Flächen sind bereits gerodet

"Allein im Kreis Bernkastel-Wittlich sind bereits 350 Flächen gerodet", erläutert Karl-Heinz Frieden. Im gesamten Anbaugebiet haben zudem etwa 1000 Flächen-Besitzer Erklärungen abgegeben, die Drieschen zu beseitigen. Das Verfahren ist einfacher geworden. Die Drieschen sind erfasst worden, ihre Eigentümer werden schriftlich zur Beseitigung des Wildwuchses oder zur Wiederbepflanzung der Flächen aufgefordert. Für die Antwort haben sie 14 Tage Zeit. Bleibt die Antwort aus, kann die Zwangsrodung angeordnet werden. Außerdem wird ein Ordnungswidrigkeits-Verfahren eröffnet. Sollte dann immer noch nichts passieren, werden per Zwangsvollstreckung die Kosten für die anstehende Rodung eingezogen - und die Arbeiten können beginnen: entweder per Hand (Kosten circa ein Euro pro Quadratmeter) oder maschinell (40 bis 60 Cent je Quadratmeter). Karl-Heinz Frieden registriert mit Freude, dass in den einzelnen Gemeinden die Notwendigkeit zur Beseitigung der Drieschen erkannt worden ist. Es geht sogar noch weiter. Frieden: "Bei der Drieschenbeseitigung zeigten sich viele Ortsbürgermeister und Ortsvorsteher sehr kooperativ und organisieren Rodungstrupps beziehungsweise maschinelle Rodungsarbeiten." Zwei Verordnungen erleichtern die Arbeit

In gewissen Ausnahmen, zum Beispiel bei älteren Winzern, werde, so Frieden, auch nicht auf Eile gedrängt. Wichtig sei die feste Zusage, die Drieschen zu beseitigen. Alle Drieschen sind erfasst, fast alle Besitzer auch schon angeschrieben. Auch wenn Frieden und Friedrich es nicht klar aussprechen, dürfte bei der aktuellen Durchsetzungspraxis eines klar sein: Das Drieschenproblem wird irgendwann in diesem Jahr keines mehr sein. Auch deshalb nicht, weil auch weiter gerodet werden darf. Das war bisher wegen möglicher Auswirkungen auf die Tierwelt ab dem 1. März jedes Jahres verboten. Speziell auf Vögel muss zwar geachtet werden, möglich ist die Arbeit trotzdem. Zweiter wichtiger Aspekt: Bei der maschinellen Rodung kann alles das, was sich oberhalb des Bodens befindet, gehäckselt werden - und damit, wenn es gar nicht anders geht, auch der Draht. Wenn das Übel beseitigt ist, wird das DLR aktiv. Mit einem "cleveren Flächenmanagement" soll verhindert werden, dass in Zukunft wieder Brachflächen in großen Massen anfallen, sagt Hubert Friedrich. Die Mantellagen sollen systematisch still gelegt werden. Der Qualitätsweinbau soll sich dann auf die Kernlagen - und das sind auch die optischen Aushängeschilder - konzentrieren.

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