Die rüstigen Rentner

WITTLICH-NEUERBURG. Die Ursprünge der Nikolauskapelle in Neuerburg reichen bis ins Jahr 1200 zurück. Vor 35 Jahren hatte die Stadt Wittlich rundherum Douglasien angepflanzt. Die schadeten der Kapelle und wurden nun von den Bollerschützen geschlagen.

 Die drei von der Waldkapelle: Dietmar Eltges, Werner Surges und Egon Becker (von links nach rechts) treiben die Renovierung des Nikolauskapellchens voran, wann immer sie Zeit finden.Foto: Petra Geisbüsch

Die drei von der Waldkapelle: Dietmar Eltges, Werner Surges und Egon Becker (von links nach rechts) treiben die Renovierung des Nikolauskapellchens voran, wann immer sie Zeit finden.Foto: Petra Geisbüsch

In Neuerburg leistet der Heimatverein rege Arbeit, um das Brauchtum zu schützen. Auch die Bollerschützen bieten sich immer wieder an, wenn es ums Anpacken geht. Jüngstes Beispiel: die Douglasien rund um die Nikolauskapelle, die die Stadt Wittlich vor 35 Jahren angepflanzt hatte und die inzwischen die Bausubstanz des alten Gebäudes gefährdeten. Werner Surges, Dietmar Eltges und Egon Becker schlugen sie dieser Tage und retteten damit die Kapelle vor der ständigen Feuchtigkeit im Schatten der Bäume. Die Initiative zur Rodung ging von Surges aus. Nicht nur die Arbeitskraft kommt von Neuerburger Bürgern, auch sämtliche Kosten tragen sie selbst. Das ist um so bemerkenswerter, da die Anpflanzung der Nadelbäume seinerzeit von der Stadt Wittlich betrieben wurde. In einem Schreiben vom 12. Januar hatten die Böllerschützen den Stadtbürgermeister gebeten, Förster Joachim Rodenkirch zumindest das Schlagen der Douglasien übernehmen zu lassen. Das Areal wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, das wollten sie selbst machen. Die Stadt hatte abgelehnt. Nur wenige Tage später erreichte den Vereinsvorsitzenden Dietmar Eltges zwar die schriftliche Erlaubnis Ralf Bußmers, die Bäume roden zu dürfen, bei der Vermarktung des noch schwachen Holzes sei allerdings nicht mit einem positiven Deckungsbeitrag zu rechnen. "Insofern kann ich Ihnen leider für eine Kostenbeteiligung der Stadt, die über die Holzernte-Aufwendungen hinausgeht, keine Zusage machen." Also machten sich die Böllerschützen allein ans Werk: Gerüstet mit dem schweren Frontlader von Leo Berres schafften sie die Rodung binnen weniger Stunden.Marode Dachrinnen ersetzt

Damit war die Arbeit jedoch keineswegs beendet. Inzwischen sind die Baumstümpfe zerfasert, bald wird frischer Grassamen gesät. Schriftführer Jürgen Eltges: "Auch die hässlichen Grünalgen haben unsere Männer schon entfernt." Ein leuchtend weißer Außenanstrich lässt das Häuschen in Kürze in neuem Glanz erstrahlen. Die rüstigen Rentner arbeiten an der Kapelle, wann immer sie Zeit dafür finden. Die maroden Dachrinnen aus Plastik werden zurzeit durch neue aus langlebigerem Metall ersetzt, und das komplette Dach wird renoviert. Demnächst legen die Bollerschützen zusätzliche Begrenzungssteine rund um die Außenmauern. Es gibt also noch allerhand zu tun, auch wenn Stadt und Kreis den Verein mit der Finanzierung des Projekts allein lassen, was die Mitglieder einigermaßen erstaunt hat. Jürgen Eltges: "Es handelt sich bei der Nikolauskapelle doch zweifellos um erhaltenswertes Kulturgut." In Neuerburg existiert ein alter Brauch, den der dortige Kindergarten unter der Leitung von Ernie Schaaf-Peitz aufgegriffen hat. Seit 25 Jahren zieht die ganze Truppe am Nikolaustag zum Kapellchen und schmückt den Raum mit frischen Zweigen. Das freut den heiligen Mann wohl so sehr, dass er regelmäßig persönlich am Waldrand erscheint - und selbstverständlich ein paar Kleinigkeiten für die Kleinen aus seinem großen Sack zaubert.

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