Die spannende Geschichte der Hebegasse

Bernkastel-Kues · Wenn Straßen erzählen könnten, hätten einige viel zu berichten. Eine von ihnen ist die Hebegasse in Bernkastel-Kues. Hier hat sich in den vergangenen Jahrhunderten einiges getan, und immer noch zeugen Gebäude dieser Straße von historischen Geschichten. Stadtführerin Annelie Servatius lässt sie aufleben.

 Der Jaqueminshof liegt ebenfalls in der Hebegasse. Foto: Archiv Helmut Theis

Der Jaqueminshof liegt ebenfalls in der Hebegasse. Foto: Archiv Helmut Theis

Bernkastel-Kues. 1665 erbauten die Grafen von der Leyen ein Verwaltungsgebäude und einen Weinkeller in der heutigen Hebegasse in Bernkastel. Zwei Jahre später ließen sie ihr Herrschaftshaus dort anbauen. Die von der Leyens bekleideten das Erbtruchseßamt des Erzbistums Trier und wurden 1711 in den Reichsgrafenstand erhoben. Der älteste Guts- und Zehnthof lag in der Hebegasse, dort wo heute die Doctor Weinstube ist.
STadt- Geschichte(n)


Dort ist eine gut 170 Jahre alte Glyzinie aus dem Garten des japanischen Kaisers zu bewundern.
Der Trierer Kurfürst Karl Kaspar von der Leyen ließ zwischen 1672 und 1679 einen neuen Zehnthof erbauen, da der erste zu klein und marode war. Damals hatten die Kurfürsten zahlreiche Weinberge in ihrem Besitz und mussten entsprechend auch ihren Anteil davon abgeben. Genau hier auf dem Hof der von der Leyens wurden die Abgaben kassiert: Den Zehnten und zahlreiche weitere Steuern, die darüber hoch hinausgingen, mussten die Menschen in der Hebegasse 5 abliefern. Das waren unter anderem Waren wie Getreide oder Wein - und da die Zuwendungen hier "erhoben" wurden, erhielt die Straße den Namen Hebegasse.
Mit dem beliebten Weinbau konnten die Landesfürsten ihre Einnahmen immens steigern, so anständig Steuern erheben und ihre Geldbeutel füllen.
Neben dem heute noch bestehenden Weinhofshaus der Grafen von der Leyen, das die bekannte Doctorstube mit den gleichnamigen Weinen beherbergt, war in dieser Straße auch das erste Kino der Stadt: Am 14. März 1920 eröffnete in dem Gebäude, wo jetzt die Shisha-Longue und Cocktailbar ist, das Lichtspielhaus Casino.
Der erste Film, der hier gezeigt wurde, war "Nero", ein historisches Gemälde in acht Akten, das von dem Geiger Peter Hewel, der von Beruf Friseur war, begleitet wurde. Zuvor war hier das Restaurant Ortmann beheimatet.
In der Hebegasse gegenüber der Doctor Weinstube wurde 1740 der Weinhof der Familie Umbscheiden errichtet. Eine der Töchter heiratete einen Mann namens Jaquemin, der vermutlich Franzose war und dem Gut den heutigen Namen Jaqueminshof gab. Ein Wappen über dem Torbogen ist das des kurtrierischen Hofrates Johann Michael von Nalbach, der ebenfalls in die Familie Umbscheiden einheiratete.
Ein weiteres Wappen rechts ist das der Erbauer Umbscheiden. Heute gehört das Haus dem Winzermeister Alfred Port und dient dem Familienweingut Peter Kropf als Gutsausschank. jo

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