Volksfreund-Archiv Autorin Marita Spang: Die Starkenburg, der Traum vom Schreiben und das Schullehrerhaus

Morbach-Haag/Starkenburg · Marita Spang, Autorin historischer Romane, hat innerhalb von fünf Jahren fünf Bücher veröffentlicht. Eines befasst sich mit den rätselhaften Geschehnissen vor rund 700 Jahren an der Mosel: der Entführung von Kurfürst Balduin durch die Gräfin Loretta von Sponheim.

 Die Buchautorin Marita Spang steht vor dem Haus, in dem sie geboren ist. Ihr Vater war in Haag Lehrer, bis er nach Trier wechselte.

Die Buchautorin Marita Spang steht vor dem Haus, in dem sie geboren ist. Ihr Vater war in Haag Lehrer, bis er nach Trier wechselte.

Foto: Ilse Rosenschild

Es gibt Romanstoffe, die kann man nicht erfinden. Und wenn man es doch täte, würden sie vermutlich nie gedruckt. Das würde sicher auch für den aktuellen Roman von Marita Spang gelten, der in der Region spielt. Wenn der Plot denn erfunden wäre...

Zentrale Figur ist die Gräfin Loretta von Starkenburg-Sponheim, eine für das Mittelalter höchst ungewöhnliche Frau. Die politisch unerfahrene Gräfin macht sich im 14. Jahrhundert den Kurfürsten Balduin zunächst zum Verbündeten und bietet ihm später wagemutig die Stirn – mit einer abenteuerlichen Aktion. Sie entführt ihn im Jahr 1328 bei einer Schifffahrt auf der Mosel auf die Starkenburg. Wohlgemerkt: einen der einflussreichsten Männer Europas. Der solchermaßen düpierte Kurfürst und Erzbischof geht nach zähen Verhandlungen auf ihre Forderungen ein, bleibt dann allerdings laut Marita Spang nach seiner Ehrenhaft freiwillig mindestens 14 Tage auf der Burg im Hunsrück.

Die abenteuerliche Tat bringt Loretta zunächst die Exkommunikation ein. Doch die frühere Geisel setzt sich später beim Papst dafür ein, dass diese wieder aufgehoben wird. All dies ist historisch belegt. Die Entführung und ihr rätselhaftes Ende fasziniert die 58-jährige Marita Spang, die selbst aus dem Hunsrück stammt. Sie ist im kleinen Dorf Haag geboren, das heute zur Einheitsgemeinde Morbach gehört. Aufgewachsen ist sie in der Domstadt Trier.

Für die Autorin lässt das rätselhafte Geschehen auf der Starkenburg nur einen Schluss zu: „Es muss mehr im Spiel gewesen sein als politische Interessen.“ Ihre Theorie: Loretta und Balduin, der immerhin auch Erzbischof war, müssen zu irgendeinem Zeitpunkt ein Liebespaar gewesen sein. Dieses Motiv aus psychologischer Sicht auszuarbeiten, reizte die Ehefrau und Mutter einer Tochter ungemein. Und da kommt der zweite Beruf von Marita Spang ins Spiel. Denn sie ist promovierte Psychologin, wird zudem 1992 Unternehmensberaterin. Später macht sie sich mit einer eigenen Firma selbstständig.

Psychologin, Unternehmensberaterin und erfolgreiche Autorin von historischen Romanen – alle drei Berufe übt Marita Spang bis heute aus. Das Schreiben hat für sie allerdings eine besondere Bedeutung. „Es war seit jeher eine Art Lebenstraum für mich, den ich jedoch ursprünglich nicht glaubte, realisieren zu können“, erklärt Spang. Am liebsten habe sie schon als Jugendliche historische Romane gelesen.

Ihre Eltern sind daran wohl nicht ganz unschuldig. Vater und Mutter sind Geschichtslehrer, „sodass wir auch in der elterlichen Bibliothek viele historische Romane haben“. Die älteren Menschen in Haag werden sich an den früheren Dorfschullehrer Wilhelm Spang noch erinnern können. Später wurde der heute 82-Jährige Realschullehrer in Trier. Das war auch der Grund, warum die Familie mit der kleinen Marita nach Trier zog.

Doch zurück zum Lebenstraum: Wie kam es dazu, dass er doch noch wahr wurde? Im Jahr 2009 fühlte sich die Unternehmensberaterin zunehmend belastet und suchte nach einem Ausgleich.

Mit dem Schreiben ihres ersten Romans „Die Hexenliebe“ begann sie 2010, anfangs als Hobby. Dazu nutzte sie die einsamen Abende im Hotel, die der Beruf als Unternehmensberaterin zwangsläufig mit sich bringt. Die Recherche historischer Fakten, mit denen sie es sehr genau nimmt, falle ihr leicht. Bis heute befasse sie sich mit den Quellen ihrer Romane – inzwischen sind es fünf (siehe Info)- „quasi als Ersatz für belletristische Literatur“.

Dichterische Freiheiten nimmt sie sich dennoch. Zum Beispiel, wenn Lorettas Ehemann, Onkel und Sohn alle den gleichen Vornamen tragen, nämlich Heinrich. Oder wenn die historischen Fakten eben fehlen, wie beim mysteriösen Geschehen auf der Starkenburg. Wie kommt Spang zu ihren Themen? Die meisten ihrer Romane basieren auf einer Geschichte, die sie bereits kannte oder zufällig fand. Das Thema von „Die Frauenburg“ entdeckte sie bei einer Wanderung, und zwar auf dem so genannten Mittelalterpfad im Hunsrückort Herrstein. Auf einer Tafel war die Beziehung Lorettas zu Balduin kurz geschildert. Und sie begann zu recherchieren….

Ob sie auch einmal einen historischen Roman über ihren Geburtsort schreiben wird? Zu der Frage äußert sich Spang nicht. Allerdings kommt ein Nachbarort von Haag in „Die Frauenburg“ vor. Eine wichtige Rolle im Buch spielen die Erbvögte Nikolaus und Johannes in Hunolstein.

Kindheitserinnerungen an Haag hat sie nicht, wie sie selbst bedauert. Um so mehr freut sie sich, dass das Wohnhaus der Familie noch steht: Es handelt sich um das alte Lehrerhaus in Haag.

Marita Spang: Die Frauenburg, Knaur, München 2018. Preis: 10.99 Euro.

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