Dorf mit drei Kirchen

REIL. Reil ist ein typisches Moselwinzerdorf. Blickt man in die Geschichte der Gemeinde, fallen aber einige Besonderheiten auf. Zu nennen sind unter anderem die Reiler Furt und die politische Grenzlage des Dorfs.

In drei Jahren feiert Reil ein großes Jubiläum. Dann ist es 1000 Jahre her, dass der Ort erstmals aus dem Dunkel der Geschichte tritt und in einem Schriftstück erwähnt wird. Es ist ein Tauschvertrag zwischen König Heinrich II. und Erzbischof Willigis von Mainz. Darin wird auch das Hofgut Rigula (Reil) benannt. Das Hofgut Rigula befand sich auf der anderen Moselseite des heutigen Ortes. Und weil es ein großer Hof war, hatte dieser auch seine eigene Kirche. Auf der linken Moselseite gab es ebenfalls größere Höfe mit eigenen Kirchen, die Johanniskirche am Pfahlbach sowie eine Kapelle, die zum Mulleyer Hof gehörte. Heute noch erinnert die Straßenbezeichnung "Kirchvorplatz" an die Johanniskirche, die sich etwas unterhalb der heutigen Pfarrkirche "Maria Heimsuchung" befand. Viele Jahrhunderte war aber Reilkirch die Pfarrkirche, die Reiler mussten über die Mosel setzen, um Gottesdienst zu feiern. Auch der Friedhof war dort. Dieser wurde noch bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts genutzt. 1842/43 wurde Reilkirch abgerissen und die neue Kirche gebaut. Reil gehörte viele Jahrhunderte zum Kröver Reich und war so mit einigen Privilegien ausgestattet. Karl Holländer, der sich intensiv mit der Reiler Geschichte befasst, schreibt dazu: "Wie die anderen Gemeinden dieses Zwergstaates erhielt auch Reil in dieser Zeit eine starke Prägung, die sich in einem starken Gerechtigkeitssinn, Freiheitsbewusstsein, Mitspracherecht und solidarischem Denken ausdrückt." Eine andere Besonderheit brachte Reil ebenfalls eine Reihe von Vorteilen. Die Reiler Furt war seit frühester Zeit ein Bereich, in welchem die Mosel zu Fuß oder per Pferd oder Gefährt durchquert werden konnte. Die Furt war somit in Zeiten, wo es keine Brücken und Fähren gab, ein wichtiges Zwischenstück für Reisende, Händler und Krieger zwischen den Hauptwegen von Hunsrück und Eifel und darüber hinaus. Daraus ergaben sich für die Reiler Bürger Einnahmen, die andere Orte nicht hatten. Eher von Nachteil für Reil ist die Tatsache zu bewerten, dass sich der Ort stets, auch heute noch, an einer Grenzlinie befand. Ob als Ort im Kröver Reich oder später zum Regierungsbezirk Trier beziehungsweise zum Kreis Bernkastel-Wittlich zugehörig - Reil lag und liegt am Rand. Ortsbürgermeister Artur Greis sieht das durchaus kritisch: "Wir fühlen uns auch heute noch gelegentlich auf uns selbst gestellt." Grenze zwischen Germanen und Römern

Über den Reiler Hals, wo sich heute eine schmucke Kapelle mit Parkanlage befindet und von wo man einen herrlichen Blick ins Moseltal genießen kann, führte sogar einst die Grenze zwischen Germanien und Römern. Von hier, aus dem Gebiet zwischen Rhein und dieser Grenze, drangen die Germanen oft in die römisch besetzten Gebiete ein. Blickt man in die jüngere Reiler Ortsgeschichte, fällt erneut eine Besonderheit auf. Reil hatte viele Jahrzehnte im 20. Jahrhundert gleich zwei Bahnanschlüsse. Auf der rechten Moselseite fuhr bis in die 60er Jahre das "Saufbähnchen", und im Ort hatte und hat man noch Anschluss nach Traben-Trarbach und Bullay und somit an das Netz der Deutschen Bahn. Drittgrößter Weinbauort an der Mosel

Reil machte nach dem Zweiten Weltkrieg wie alle Moselorte eine rasante Entwicklung durch. Die Rebflächen wurden auf über 200 Hektar ausgeweitet. Der Ort war damit nach Winningen und Leiwen drittgrößte Weinbaugemeinde der Mosel. Die Einwohnerzahl wuchs auf rund 1600 Menschen. Wie sich der Ort heute darstellt, lesen Sie in einer unserer nächsten Ausgaben. Liebe Reiler. Wie könnte Ihr Heimatort im Jahr 2020 aussehen? Bitte senden Sie uns Ihre Visionen zur Zukunft des Orts möglichst kurz gefasst bis Dienstag, 12. Juli, per E-Mail an w.simon@volksfreund.de, per Fax 06541/839229 oder per Brief an Trierischer Volksfreund, Brückenstraße 21, 56841 Traben-Trarbach.

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