"Dreifaltigkeit" im Cusanusstift

Bernkastel-Kues/Graach · Drei Gemälde aus der Hand der Künstlerfamilie Thanisch aus Graach sind bereits im Besitz des Cusanusstiftes. Nun ist ein viertes dazu gekommen. Maria Christmann hat die "Heilige Dreifaltigkeit" im Namen ihres Vaters Josef Nikolaus Thanisch dem St.Nikolaus-Hospital gestiftet.

 Das Cusanusstift freut sich über die Schenkung des Ölgemäldes „Heilige Dreifaltigkeit“: Maria Christmann, Rektor Leo Hofmann, Hans Josef Christmann (von links). TV-Foto: Marita Blahak

Das Cusanusstift freut sich über die Schenkung des Ölgemäldes „Heilige Dreifaltigkeit“: Maria Christmann, Rektor Leo Hofmann, Hans Josef Christmann (von links). TV-Foto: Marita Blahak

Foto: Marita Blahak (mbl) ("TV-Upload Blahak"

Bernkastel-Kues/Graach. Maria Christmann, ihr Ehemann Hans Josef und Rektor Leo Hofmann rücken das ovale Ölgemälde mit dem opulent gestalteten, vergoldeten Holzrahmen ins rechte Licht der Kamera. Das Gemälde zeigt die Heilige Dreifaltigkeit - Gottvater, Sohn und Heiliger Geist.
"Das Bild war im Besitz meines Vaters Josef Nikolaus Thanisch", sagt Maria Christmann. Er starb vor zwei Jahren im Alter von 94 Jahren. Es war sein Wunsch, dass das Werk dieses regionalen Malers im Cusanusstift einen würdigen, geeigneten Platz erhalten solle, ergänzt Christmann.
Froh über die Schenkung


Das Stift ist froh über die Schenkung, denn es sehe seine Aufgabe auch darin, regionale Geschichte zu dokumentieren und so die Kultur der Region zu bewahren, erklärt Bibliothekar Marco Brösch.
Nachdem das Cusanusstift bereits drei Porträts mit Personen einer Graacher Familie Ehlen sein eigen nennt, begab sich Brösch auf die Spurensuche der Malerdynastie. Es entwickelte sich ein reger Schriftverkehr zwischen ihm, dem Familienforscher Karl Oehms aus Trier und dem Italiener Paolo Colombani Rossi. Nachforschungen Karl Oehms, dem Vorsitzenden der Bezirksgruppe der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, brachten Licht in das Dunkel um diesen hier fast vergessenen moselländischen Maler.
So berichtet die Chronik von Graach, dass Johann Jodokus Thanisch (1705 - 1775) der früheste bekannte bildende Künstler aus Graach war (siehe Hintergrund).
Thanisch war ein guter Porträtist, der sich später in Straßburg niederließ und dort überaus erfolgreich war. Den Anstoß für die Suche nach dem Künstler verdankt Oehms einer Anfrage von Paolo Colombani Rossi aus Italien, einem weitläufigen Verwandten Thanischs.
Denn Thanisch heiratete 1735 die 1717 in Lucca geborene Rosa Rossi. Sie entstammte einer piemontesischen Familie von Kaufleuten.
Die Familie Rossi unterhielt zahlreiche Beziehungen zu Künstlern. Sie waren auch Mittler in den Kommissionen für die Ausgestaltung von Kirchen und Palästen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Familie ihre Tochter einem Künstler zur Frau gab, auch wenn dieser ein "Ausländer" war. Das Paar ließ sich später in Straßburg nieder. Hier war er auch unter dem französischen Namen Jean Daniche bekannt.
Thanisch führte seit 1751 eine bedeutende Werkstatt und fertigte unzählige Gemälde und Altäre für die Kirchen im Elsass. Vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter, waren ebenso erfolgreich als Künstler tätig. Bei vielen Werken kann daher nicht immer unterschieden werden aus welcher Hand sie stammen. Mitte des 18. Jahrhunderts hat Thanisch Mitglieder einer Graacher Familie Ehlen gemalt. Im Besitz des Cusanusstiftes sind die beiden Porträts des Kartäuser-Priors Albergatus Ehlen sowie die beiden Porträts seiner Eltern. Ob Thanisch aber selbst das Bild des Albergatus malte oder dieses Werk aus der Hand eines seiner Kinder stammt, ist unklar. Hinzu kommt nun das Gemälde der Hl.Dreifaltigkeit, eine Stiftung des Vaters von Maria Christmann aus Graach.
Extra

Geboren wurde Johann Jodokus Thanisch am 6. Januar 1705 in Graach als drittes von insgesamt neun Kindern. Damals war sein Onkel Gerhard der "Hofmann" auf dem Martinshof in Graach (heute Josefshof). Der Familienname geht wohl auf das Dorf Thanisch zwischen Bernkastel und Graach zurück, das im Zuge der Pest um 1630 ausgelöscht wurde, weiß Hans Josef Christmann. Ein Überlebender fand Asyl im 1578 erbauten "Freihaus" in Graach. Dieses Haus war später bis in die 1970er Jahre im Besitz der Familie Thanisch. "Es war das Elternhaus meines Vaters", so Maria Christmann. Der Vorfahre Johann Jodokus Thanisch hat nach seiner Abreise ins Elsass als Maler kaum Spuren in seiner Heimat hinterlassen. In der Umgebung Straßburgs aber kann man vielerorts Zeuge seines und seiner Kinder umfangreichen Schaffens werden. mbl

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