Auslese Durstige Chinesen

Export-Nationen wie Deutschland schauen besonders genau nach China. In dem bevölkerungsreichsten Land der Erde leben rund 1,4 Milliarden Menschen – fast dreimal so viele wie in der EU und viermal so viele wie in den USA.

Das sich rasant entwickelnde Riesenreich braucht Autos, Maschinen, Konsumgüter. Auch die internationale Weinwirtschaft hat längst ein Auge auf das Riesenreich geworfen.

Hätten zum Beispiel die Chinesen so viel Weindurst wie die Deutschen, müssten weltweit riesige Flächen an Reben angepflanzt werden, um die Nachfrage zu befriedigen. Die derzeitige Produktionsmenge würde bei weitem nicht reichen.

Noch trinkt jeder Chinese – statistisch gesehen – im Jahr etwa einen Liter Wein. Das macht aber bei 1,4 Milliarden Menschen 14 Millionen Hektoliter. Etwas mehr als die Hälfte ernteten die deutschen Winzer im vergangenen Jahr.

Weinexporteure können also ins Schwärmen geraten, wenn sie an das Potenzial denken, das der chinesische Markt bietet – zumal Chinas Weinkonsum rasant wächst.

Aber es gibt auch eine andere Seite: Noch wird der größte Teil der in China konsumierten Weine importiert. Aber das Land schickt sich an, selbst ein großer Weinproduzent zu werden. In kaum einem anderen Land wird die Ausweitung des Weinanbaus so intensiv betrieben wie in China. Die Weinanbaufläche ist nach Schätzungen von Experten bereits jetzt größer als in Frankreich. Die Erträge sind allerdings (noch) äußerst mager. Aber: Wenn die Chinesen etwas machen, dann wird geklotzt und nicht ge­kleckert – ohne Rücksicht auf Umwelt und Menschen. Planwirtschaft halt.

Die Chinesen sind auch nicht zimperlich, wenn es um Wein und Wahrheit geht. Viele „chinesische Weine“ werden mit ausländischen Tropfen vermischt abgefüllt. Mit Produktfälschungen kennen sich die Chinesen halt aus.

Es tut sich was im Reich des Weines. Man darf gespannt sein.

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