Eine Zunft mit Zukunft und Geschichte

TRABEN-TRARBACH. Viele Jahrhunderte reicht die Geschichte des Trabener Jakobstags zurück. Er hat Kriege und Hungersnöte überstanden. Seit 1958 wird die Trabener Kirmes von der Zunft der Stadtschröter ausgerichtet. Damit ist sie das einzige Zunftweinfest in Deutschland. Ein abwechslungsreiches Programm erwartet die Gäste. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Krönung der neuen Stadtweinkönigin am Sonntag.

Zunftmeister Gerhard Bretz hat derzeit alle Hände voll zu tun. Schon Ende des vergangenen Jahres begannen die ersten Vorbereitungen für das große Fest am Trabener Moselufer. Bretz kann sich auf 31 Zünfter verlassen, die ihn tatkräftig unterstützen. 1958 wurde die Traben-Trarbacher Zunft gegründet, die das Brauchtum erhalten möchte. "Ich habe gute Leute hier, die alle voll dahinter stehen", lobt er seine Truppe. Urkundlich belegt ist, dass es bereits 1634 eine Schröterzunft in der Stadt gegeben hat. Aufgabe der Männer war es, Weinfässer von Keller zu Keller oder aus den Kellern zu Schiffen und Fuhrwerken zu "schroten". "Das war ein ehrbarer Beruf, der schon in der Bibel erwähnt wird", weiß Bretz, der vor drei Monaten zum Zunftmeister gewählt wurde. Und der hatte schon früher stets das Sagen. "Beim Herausschroten aus dem Keller war er immer hinter dem Fass, das 24 Zentner wog. Er hat mit seinem Leben gebürgt und musste sich auf seine Männer verlassen können." Wein war ein kostbares Gut, das im vollen Fass verkauft wurde. Heute setzen sich die Stadtschröter aus allen Berufs- und Altersgruppen zusammen, "aber das Schroten beherrschen wir noch", merkt Bretz stolz an. In schmucker, historisch belegter Tracht bereichert die Zunft der Stadtschröter viele Feste in Traben-Trarbach und an der ganzen Mosel. Ihre grünen Jacken symbolisieren die Trauben, die dunkelroten Hosen den Rotwein, die gelben Strümpfe den goldenen Riesling, die braunen Lederschürzen Mutter Erde. Weiß sind die Kragen, verziert mit den Wappen der Stadt und der Schröter. Das Wappen zeigt ein Fass und eine Stütz, einen Fasshaken sowie eine Schrotleiter. Der Zunftmeister und sein Meisterrat dürfen sich mit "befederten" Hüten, in denen sich die Farben grün, gelb und rot wiederfinden, schmücken. Am letzten Wochenende im Juli richten die Stadtschröter den Trabener Jakobstag aus. "Ein alter Winzerspruch besagt, dass am Jakobstag die Traube am Weinstock hängen muss, dann ist eine gute Ernte zu erwarten", weiß Bretz. Zur Tradition gehört das Heranschroten eines festlich geschmückten Baums, der auf dem Festplatz am Moselufer aufgestellt wird und symbolisch die Festtage der Schröterzunft eröffnet. Seit 1971 wählt der Zunftrat die Stadtweinkönigin. "Jedes Jahr hatten wir eine andere", freut sich Bretz, der am Sonntag der 35. Majestät gratulieren wird. "Sie muss ledig und mindestens 18 sein, einen guten Leumund haben, und wünschenswert ist, wenn sie mit dem Weinbau zu tun hat oder Kenntnisse mitbringt", umreißt der Zunftmeister die Anforderungen an die Stadtweinkönigin. Der Name der neuen Repräsentantin des Traben-Trarbacher Weins, ist noch streng geheim, und die Neugier im Städtchen wächst. Dem Krönungsrat gehören ehrenwerte Bürger an. "In diesem Jahr sind es elf, aber es handelt sich dabei nicht um einen Elferrat", witzelt Bretz. Die Zunft der Stadtschröter nimmt auch gerne neue Mitglieder in ihren Reihen auf. Am ersten Freitag eines Monats trifft sie sich stets um 20 Uhr in ihrem Zunfthaus in der Kordelstraße. An der ganzen Mosel gibt es nur noch in Winningen eine kleine Gruppe von Schrötern. Wer sich der Traben-Trarbacher Traditionszunft anschließen möchte, sollte den Jakobstag nutzen, um bei einem Gläschen Wein Kontakt zu den frohgemuten Stadtschrötern aufzunehmen.

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