Essen mit Lebensfreude

Essen und vor allem Kochen ist ein Top-Thema in den Medien. Köche werden zu Stars, bestimmte Zutaten erhalten den Rang von Kostbarkeiten, wie es vielleicht die Gewürze an der Tafel mittelalterlicher Fürsten waren.

Der Unterhaltungseffekt steht im Vordergrund. Dass der graue Alltag in vielen Haushalten völlig anders aussieht, macht das Ganze nur interessanter.

Auch Sendungen über Bio-Lebensmittel, Fast Food, Vitamintabletten und Diäten haben Konjunktur. Hier geht es um Gesundheit, nicht selten allerdings auch um ein bestimmtes Ideal: ein ideales Gewicht, eine ideale Figur. Es gibt eine Kehrseite dieser gesellschaftlichen Trends: Essstörungen und andere Krankheiten, die mit unserer Ernährung zusammenhängen.

In der Bibel spricht Jesus davon, dass ihn seine Gegner einen "Fresser und Weinsäufer" nennen. War auch ihm das Essen und Trinken besonders wichtig? In der Tat erzählen viele Geschichten über ihn vom Essen mit seinen Freunden. Auch einige Wundergeschichten haben mit dem Essen zu tun. In all diesen Geschichten wendet sich Jesus den Menschen zu, mit denen er zusammen ist - und isst. Niemand soll hungern, niemand soll dürsten. Und noch etwas ist ihm wichtig: Er pflegt mit allen die Tischgemeinschaft, die ihn einladen. Er überschreitet dabei gesellschaftliche Grenzen und religiöse Tabus. Menschen aus verachteten Berufen oder solche, die schuldig geworden sind, sind nicht ausgeschlossen.

Vielleicht würden uns zwei Dinge in unserer heutigen Esskultur auch gut tun. Zum einen sollten wir die nicht vergessen, die nicht am übervollen Tisch sitzen. Wenn wir wollen, können wir viel zu ihrem Wohlbefinden beitragen.

Zweitens könnte es spannender sein, wer mit uns am Tisch sitzt, als immer wieder Neues und Exotisches auf den Tisch zu bringen. Allein die Anwesenheit des Gegenübers trägt zur Gesundheit und Lebensfreude bei. Davon ist uns einiges verloren gegangen, was wir von "traditionelleren" Kulturen, die es auch bei uns gibt, wieder lernen könnten.

Marianne Bühler, Wittlich

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