Freie Fahrt nur für Firmenangehörige

GREIMERATH. Es verstößt gegen das Grundrecht auf Gleichheit, wenn eine Firma eine Ortsausfahrt nutzen darf, die für alle anderen gesperrt ist, weil sie zu gefährlich ist. Dies meint Polizist Klaus Hees. Die VG-Verwaltung widerspricht und verweist auf die langfristige Lösung, die angestrebt wird: einen Kreisel.

"Ich bin kein Berufsquerulant." Wenn Klaus Hees diese Worte ausspricht, klingen sie recht überzeugend. Hees ist Polizist. Seiner Ausbildung und auch seinem gesunden Gerechtigkeitsempfinden schreibt er es zu, dass ihn eine Verkehrsregelung direkt vor seiner Haustür schlicht auf die Palme bringt.Tödlicher Unfall vor etwa zehn Jahren

Vor zehn Jahren gab es an der Greimerather Ausfahrt zur L 52 am Antoniusweg einen tödlichen Unfall. Ein Kreuz erinnert heute immer noch an diesen schrecklichen Vorfall. Die Ausfahrt ist gefährlich, da aufgrund einer Senke der Verkehr zur einen Seite schwer zu sehen ist. Die Behörden sperrten die Ausfahrt, reinfahren ist immer noch möglich. Für einige wenige ist die Ausfahrt aber seit einigen Monaten wieder befahrbar. Die Verbandsgemeindeverwaltung erteilte den etwa 35 Mitarbeitern der direkt unterhalb der Ausfahrt ansässigen Firma Softexpress eine Sondergenehmigung. Verärgert fragt Hees: "Ist die Straße nun gefährlich oder nicht? Oder haben die Angehörigen etwa einen besseren Überblick über die Verkehrssituation?" Hees sieht in der Sonderbehandlung der Softexpress-Mitarbeiter eine Verletzung des Grundrechts auf Gleichheit und hat deshalb Widerspruch beim Kreisrechtsausschuss eingelegt. Gemeinderat und Verbandsgemeindeverwaltung weisen den Vorwurf zurück. Günter Weins von der VG-Verwaltung hält sich nicht lange mit Rechts-Diskussionen auf und verweist auf die Praxis. Die Ausfahrt sei dadurch etwas entschärft, dass auf der Landesstraße eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Stundenkilometern vorgeschrieben sei. Zudem gebe es in Greimerath noch vier weitere Ausfahrten zur L 52, die Bürger müssten keine großen Nachteile in Kauf nehmen. Außerdem werde mit der jetzigen Ausfahrtmöglichkeit verhindert, dass Mitarbeiter und Zulieferer der Firma Softexpress durch den Ort fahren müssten. Damit werde besonders den Anwohnern der Straße, in der auch Hees wohnt, entsprochen. Weins: "Wir versuchen, den Wünschen der Anwohner nachzukommen, aber dann kommt immer wieder etwas Neues." Die jetzige Regelung ist auch nur für den Übergang geplant. Die Ausfahrt Antoniusweg soll in Zukunft ganz gekappt werden. Die Firma würde sich dann eine eigene Ausfahrt bauen. Dies sieht der Bebauungsplan für die umstrittene Halle vor, die die Firma Softexpress laut Weins vermutlich im Frühjahr bauen will.Kreisel brächte Lösung für mehrere Probleme

Die andere Lösung, die die VG auf lange Sicht favorisiert, ist der Bau eines Kreisels. Er könnte mehrere Probleme auf einmal lösen: Die Ausfahrt für Softexpress wäre ungefährlich. Die Kinder, die mit dem Bus aus Wittlich kommen, müssten nicht mehr wie bisher so aussteigen, dass sie erst die Landesstraße überqueren müssen, wenn sie in den Ort gelangen wollen. Der Bus könnte problemlos im Kreisel wenden. Zudem müssten die Autofahrer die Geschwindigkeit automatisch drosseln. Ob der Kreisel für Bürger geöffnet werde, müsse noch geklärt werden. Bislang hat der Landesbetrieb für Straßen und Verkehr den Kreisel aufgrund leerer Kassen abgelehnt. Weins ist jedoch optimistisch. Grundsätzlich sei der Landesbetrieb nicht gegen das Projekt, und Kreisel würden ja auch immer mehr gebaut.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort