Frieden sichtbar gemacht

Ein Friedens-Kunstprojekt der Kinheimer Künstlerin Rose Marie Gnausch hat für kurze Zeit die Grenze zwischen dem türkischen und griechischen Teil der zypriotischen Hauptstadt Nikosia aufgebrochen. An dem Kunstprojekt hatten sich auch zahlreiche Menschen aus der Region beteiligt.

Kinheim/Nikosia. (sim) Rose Marie Gnausch ist wieder aus Zypern an die Mosel zurückgekehrt. Am 9. und 10. Mai hatte sie in der Hauptstadt Nikosia mit ihrem Friedensprojekt "Go Ganesha go" nicht nur für große Aufmerksamkeit gesorgt, vielmehr gab sie mit ihrer Kunstaktion einen Anstoß zu einem friedlichen Miteinander zwischen Türken und Griechen auf der geteilten Insel. Höhepunkt war die ungeplante Begegnung der griechischen Bürgermeisterin mit ihrem türkischen Kollegen, die sich beide freundschaftlich umarmten.

Vor über zwei Jahren begann die Künstlerin mit dem internationalen Kunstprojekt "Go Ganesha go". Das Projekt ist benannt nach der hinduistischen Gottheit "Ganesha", die oft als Elefant dargestellt wird und in der Mythologie für Weisheit und Veränderung steht.

Rose Marie Gnausch hat Menschen aus der ganzen Welt für ihre Friedensaktion gewinnen können. Kinder und Erwachsene, Künstler und Laien bastelten, malten, zeichneten formten oder fotografierten in den vergangenen Monaten Elefanten. Denn der riesige und friedliebende Elefant steht, so Rose Marie Gnausch, symbolhaft für Frieden. Menschen aus Neuseeland, aus Kanada, aus den USA, Österreich, Polen und anderen Ländern hatten ihre Kunstwerke zur Verfügung gestellt. Und auch viele Gruppen und Einzelpersonen aus der Region hatten sich von der Begeisterungsfähigkeit der 40-jährigen Künstlerin anstecken lassen (der TV berichtete).

Am 9. Mai baute die Kinheimer Künstlerin mit einem Team von freiwilligen Helfern auf beiden Seiten der Grenze die von Hunderten von Menschen geschaffenen Kunstwerke auf. Der deutsche Botschafter Gottfried Zeitz eröffnete im türkisch besetzten Teil der Insel die Ausstellung. Mit afrikanischen Trommeln begann die Ausstellung. Rose Marie Gnausch: "Wir liefen gemeinsam über den Checkpoint. Trommelnder Weise wurden die Visa-Stempel erledigt, trommelnd gingen wir in den europäischen Teil. Die Bürgermeisterin begrüßte ihren Kollegen aus dem nördlichen Teil der Stadt zunächst nicht, denn sie war nicht informiert worden und wusste nicht, wer der Herr war. Als er seine kurze freundliche Ansprache hielt, kam sie nach vorne und küsste ihn in einer freundlichen Umarmung. Es war ein wunderbares Bild." An diesem Tag passierten viele Menschen die Grenze, denen es sonst nicht erlaubt ist einzureisen. Die Presse, so Rose Marie Gnausch, reagierte euphorisch. Sechs Artikel erschienen allein im türkischen Teil.

Eine ganz besondere Begegnung erlebte Rose Marie Gnausch am folgenden Tag: Die rumänische Botschafterin stellte ihr Ditza Goshen, Professorin an der Universität Jerusalem, vor. Diese reichte ihr die Hand mit den Worten: "Wir erwarten Sie in Jerusalem".

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