TV Serie Landmarken Die Geschichte des Wolfer Klosters

Traben-Trarbach/Wolf · Für viele ist das Wolfer Kloster eine spirituelle, ökumenische Landmarke. Hier haben Laien nach religiösen Grundsätzen gelebt.

 Ein Teil der Ruine des Wolfer Klosters, einem spirituellen und geistlichen Ort an der Mosel.

Ein Teil der Ruine des Wolfer Klosters, einem spirituellen und geistlichen Ort an der Mosel.

Foto: Christina Bents

Schon von weitem sieht man das Wolfer Kloster auf dem Göckelsberg. In einer der engsten Moselschleifen oberhalb des Traben-Trarbacher Stadtteils  Wolf kann man die Ruine sowohl aus Richtung Kröv, als auch aus Richtung Traben-Trarbach erkennen. Mit einem höheren Turm in der Mitte und sich anschließenden Mauerresten kann man die frühere Bedeutung heute jedoch nur noch erahnen.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Kloster 1255. Ursprünglich ist es eine Marienkirche und zählt zu den ältesten Pfarr- und Marienkirchen an der Mosel, die „der lieben Frau zu Wolve“ geweiht wurde. Bis heute ist nicht bekannt, dass die Kirche jemals entwidmet wurde. Pfarrer Ingo Seebach berichtet: „Wir haben hier schon öfter Open- Air-Gottesdienste gefeiert. Wegen des schlechten Zustands der Kirche ist das aber aktuell nicht möglich.“

Ingo Seebach weiter: „Es ist ein mentaler Schwerpunkt der Gemeinde. Zum einen schauen sich viele Touristen die Ruine an, aber auch Wolfer Bürger, die einige Zeit nicht vor Ort waren, haben ihren ersten Gang häufig zur ehemaligen Marienkirche.“ Zwei Wanderwege führen zudem am Kloster vorbei: der  etwa 15 Kilometer lange Kogelherrenweg, der von Wolf über Kröv, Kinheim und Kindel zur Klosterruine und zurück nach Wolf führt; dann der Schanzenrundweg, der ebenfalls rund 15 Kilometer lang ist und über die Graacher und Wolfer Schanzen sowie die Graacher Schäferei und über ein Stück des Moselsteigs geht. Achim Ochs, Naturerlebnisbegleiter, sagt: „Ein eigener Ausflugspunkt ist die Klosterruine nicht, weil es hier keine Gastronomie gibt, aber in Zusammenhang mit einer Wanderung sind häufig Besucher dort.“

Ein wichtiger Bestandteil der Wolfer Geschichte sind die Kogelherren, die wegen ihrer spitzen Hüte  ihren Namen tragen. Sie gehörten zur vorreformatorischen Erneuerungsbewegung „Brüder vom gemeinsamen Leben“ und waren 80 Jahre lang im Kloster Wolf beheimatet. Sie wollten als Laien religiös leben. In Wolf hatten sie aber wirtschaftliche Schwierigkeiten, weil sie anderen Menschen nicht auf der Tasche liegen wollten. Ihr Konzept, bei dem es um Bücher verfassen, abschreiben und Schüler unterrichten ging, war eher auf Städte zugeschnitten. Dazu kamen soziale Probleme, denn die Wolfer Bürger wollten die Seelsorge im Ort haben, die Brüder sollten ihr Brot im gemeinsamen Backofen backen, aber die allgemeine Weide nicht für ihre Pferde nutzen. 1482 eskalierte die Situation. Anschließend setzte man sich zusammen, die Laienmönche bauten einen Kirchenkeller und die Ortsgemeinde eine Kapelle darüber. Den Keller nutzten die Mönche schließlich auch als Weinkeller und hatten mit dem Weinbau ein neues Geschäftsmodell, das so gut lief, dass sie in Trier eine Schule mit Internat errichten konnten. Einer der Schüler, Caspar Olevian, hat am Heidelberger Katechismus mitgearbeitet. Auch ein Abendmahlskelch aus dieser Zeit ist noch erhalten. Wichtig ist für Pfarrer Ingo Seebach bei dieser Geschichte, „dass die Laienmönche und Bürger von Wolf miteinander gesprochen haben und sich dadurch das soziale Miteinander und die wirtschaftliche Situation verbessert hat“.

Schade finden sowohl der Seelsorger als auch der Naturerlebnisbegleiter, dass die Klosterruine momentan aus baulichen Gründen nicht begehbar ist. „Wir werden immer wieder gefragt, warum sich nichts tue“, erklärt Achim Ochs, der auch Mitglied der Kirchengemeinde Wolf ist. Ingo Seebach ergänzt: „Alleine die Sicherung würde 700 000 Euro kosten, dann ist noch nichts saniert. Das Geld haben wir als Kirchengemeinde mit 700 Mitgliedern einfach nicht.“

Vom Wolfer Kloster aus bietet sich den Besuchern ein schöner Blick auf die Mosel und Kröv.

Vom Wolfer Kloster aus bietet sich den Besuchern ein schöner Blick auf die Mosel und Kröv.

Foto: Christina Bents

Stolz sind sie trotzdem auf ihre ehemalige Marienkirche und die Geschichte der Kogelherren. Einen Ausflug ist die Ruine auf jeden Fall wert, auch wenn man momentan nicht ins Innere kann.

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