Geburtstag in der "Plattenfirma"

ZELTINGEN-RACHTIG. Von der Schulbank aus gegründet, behauptet sich die Zeltinger "Plattenfirma Prophecy Productions" seit zehn Jahren erfolgreich auf dem internationalen Markt.

Wer bei der "Plattenfirma Prophecy Productions" an Baumaterial denkt, ist auf dem Holzweg. Das Metier des Zeltinger Unternehmens sind Tonträger, von denen es bisher mehr als 100 verschiedene veröffentlicht hat. Und Tonträger sind für Martin Koller, den künstlerischen Leiter, nun einmal nach wie vor "Platten". Er sei halt noch aufgewachsen mit Schallplatten, wie sie auch "Prophecy" noch ab und an vertreibt. "Und die CD an sich ist ja auch noch eine Platte", begründet der 29-Jährige. Die jüngere Generation verbinde Musik zwar mehr mit Computerdateien, doch für ihn gehöre das physische Produkt einfach dazu. Daher wird im Haus auf die CD-Gestaltung viel Mühe verwandt. Denn abgesehen von der Firmenphilosophie, Nischenanbieter zu betreuen, legt Prophecy großen Wert auf "liebevoll gestaltete Produkte". Die im Jahr 2005 abgesetzten mehr als 100 000 Tonträger mit einer Bandbreite von düsterem Metal über Folk und Gothic bis zu Independent Rock scheinen das Konzept zu bestätigen. Die Anfänge des Unternehmens mit heute drei festen sowie drei freien Mitarbeitern waren bescheiden. Als Koller 1996 an den Start ging, drückte er nämlich noch die Schulbank. "Da war ich mitten im Abiturstress", erinnert er sich an die erste Produktion, die aus der Leidenschaft fürs Tauschen von Musikbändern entstanden war. Schon mit 14 war er in der Tape-Trader-Szene und stürmte nach der Schule als erstes an den Briefkasten mit der Post aus aller Welt für ihn. Vom Demoband der Gruppe "Empyrium" war er so begeistert, dass er der Gruppe spontan einen Plattenvertrag anbot. "Ich habe einfach so getan, als ob ich schon 'ne Plattenfirma wäre", erzählt der in Flussbach bei Wittlich aufgewachsene Koller. "Also habe ich alles zusammengekratzt und Geld geliehen, um die Sache zu verwirklichen." Zwei Jahre später wurde die Firma in Zeltingen sesshaft, wo sich in Markplatznähe ein Haus mit optimalen Bedingungen fand. Ins Erdgeschoss zogen Büros ein und unterm Dach ein Tonstudio, das vor drei Jahren aber nach Bayern umzog. Der steuerliche Sitz ist aber nach wie vor Zeltingen-Rachtig. Für die tägliche Arbeit ist es laut Koller ohnehin gleich, wo der Server steht, auf den Musikproduktionsdateien gestellt werden. So arbeiteten ja auch Grafiker, die in Polen oder Finnland sitzen, für das Haus. Hat sich dieses für die Zusammenarbeit mit einer Gruppe entscheiden, wird die Band exklusiv unter Vertrag genommen. Die Vermarktung der Tonträger erfolgt dann über drei Schienen: Verkauf der Platten über den Großhandel oder im Direktversand an kleinere Händler, digitaler Vertrieb via Internet sowie das Lizenzgeschäft, das den Absatz in den USA, Russland, in Finnland oder Frankreich sichert. Dennoch ist das Hauptziel der Plattenfirma weniger stetes Wachstum. "Was zählt, ist, dass wir die musikalische Vision, die Liebe zur Musik so weiter umsetzen können", betont Koller. Bisher ist das gelungen. "Die erste Platte von 1996 pressen wir fast jedes Jahr nach." Den zehnten Geburtstag feiert Prophecy mit einem Live-Festival, für das Karten in ganz Deutschland, ins benachbarte Ausland sowie nach Mexiko und USA verkauft wurden.

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