Genug Stoff für die nächsten 100 Jahre

TRABEN-TRARBACH. (GKB) Es gibt nicht mehr viele Leute, die den seltenen Namen Streccius tragen. Die familiären Bande sind aber immer noch sehr ausgeprägt. Und es wird auch noch fleißig Ahnenforschung betrieben.

 Weit gereist: Die Nachfahren der Familie Streccius treffen sich regelmäßig in Traben-Trarbach: nicht nur einmal sondern sogar zwei Mal im Jahr. Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Weit gereist: Die Nachfahren der Familie Streccius treffen sich regelmäßig in Traben-Trarbach: nicht nur einmal sondern sogar zwei Mal im Jahr. Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Fast 500 Jahre können die Traben-Trarbacher Zwillingsschwestern Lieselotte Snell und Ulrike Wilmot ihren Stammbaum zurückverfolgen. Ihr Urahn, Peter Streck, wurde 1530 in Thüringen geboren, wo er als Lehrer und Pfarrer wirkte und seinen Namen in Streccius lateinisierte. Er starb 1611 in Wertheim (Main). Auch im Mosel-Hunsrück-Raum ließen sich Familinemitglieder nieder. Zweimal im Jahr ist Traben-Trarbach Treffpunkt der Nachfahren. Dann geht es hoch her in der Trarbacher Altstadt im Haus von Uli Wilmot und Lilo Snell. Den Anschluss an die vielen Verwandten aus ganz Deutschland verdanken die beiden einem Zufall. Der Enkircher Heimatforscher Heinz Helmert saß bei einem Vortrag neben Uli Wilmot und erzählte ihr, dass er die Streccius-Familiengeschichte erforsche. "Unsere Urgroßmutter war auch eine geborene Streccius", klärte Uli Wilmot ihn auf. "Und von da an hatte man uns am Wickel", sagt sie. Schnell entstanden die Kontakte zu weiteren Familienmitgliedern, die sich seit 1998 in Kleinich trafen. Drei Jahre später war das erste Treffen in Traben-Trarbach. Seitdem ist es Tradition, dass sich die Nachfahren alljährlich im Frühling und im Herbst hier einfinden, um Erkenntnisse über ihre Vorfahren auszutauschen. "Wir haben genug Stoff für die nächsten 100 Jahre", freut sich Gerd Schmidt aus Wiesbaden, ein entfernter Vetter der Trarbacher Schwestern. Er hat mehr als 20 Publikationen über die Familie veröffentlicht und betreibt die schon im 18. Jahrhundert aufgenommene Ahnenforschung seit zehn Jahren intensiv weiter. "Ich forsche in die Tiefe und die Breite", erzählt er. Der erste "Moselaner" wurde Caspar Streccius, am 19. November 1590 in Lengfurt am Main geboren und von seinem Großvater Peter Streck erzogen. Nach dem Studium in Straßburg arbeitete Streccius 1614 als Lehrer in Traben und übernahm später Pfarrstellen in Irmenach, Lötzbeuren und Enkirch. In einer Reimchronik hielt er den Dreißigjährigen Krieg in Versen fest, die zum Teil noch erhalten sind und als wertvollstes Kulturdokument zur Geschichte dieses Krieges im Mosel- und Hunsrückraum gelten. Zwei seiner Ehefrauen und alle acht Kinder fielen der Pest zum Opfer. 1636 ging er eine dritte Ehe ein, aus der sechs Söhne und eine Tochter hervorgingen. Nur das Mädchen und zwei Jungen erreichten jedoch das Erwachsenenalter. "Sein Sohn Johann Nikolaus, der am 10. Mai 1642 geboren wurde, ist der Gründer des Traben-Trarbacher und Kleinicher Astes", weiß Uli Wilmot. Ihre 1842 geborene Urgroßmutter Sophie war bis zur Heirat mit Ernst Rudolph Clauß die letzte Trägerin des Namens Streccius in Traben-Trarbach. In ganz Deutschland gibt es vermutlich nur noch eine, die den Namen trägt: Aus dem Saarland ist Karin Streccius angereist. Ein Vorfahr wanderte 1880 in die USA aus. Dort lebt der Name weiter. Arthur Streccius aus Orlando (Florida) ist mit Ehefrau Valerie und Tochter Elisabeth erstmals in der Doppelstadt, um im Hause Snell/Wilmot mit rund 20 weiteren Verwandten am Familientreffen teilzunehmen. "Es gibt drei Zweige in der Familie", klärt Uli Wilmot auf, "einen theologischen, einen medizinischen und einen militärischen." Die "Theologischen" treffen sich stets in Traben-Trarbach. Mit Erich Henn aus Idar-Oberstein ist auch immer ein Pfarrer dabei. Gerd Schmidts Mutter Toni ist mit 93 die Älteste in der Runde. "Wir passen alle gut zusammen", freut sich der Ahnenforscher, der mit vielen Dokumenten an die Mosel gereist ist.

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