Härtetest für Mensch und Material

TRABEN-TRARBACH. Freitag, 30. September, 18.28 Uhr: Sirenen heulen über den Dächern der Stadt. Kurz darauf dröhnen erste Martinshörner durch die Straßen. Ein Brand an der Alten Lateinschule droht auf die benachbarte Kirche überzugreifen. Im Innern der Gebäude sind zahlreiche Menschen von den Flammen eingekesselt.

Filmreif war das Drehbuch, das sich Feuerwehrleiter Erich Caspari für die diesjährige Großübung ausgedacht hatte. Hunderte Schaulustige sahen eine inszenierte Katastrophe, wie man sie in der Verbandsgemeinde bisher nicht erlebt hatte. Neun Freiwillige Feuerwehren, die Polizei und das Rote Kreuz waren angerückt, um sich am simulierten Horrorszenario zu testen. Durch die Trierer Rettungsleitstelle wird die Alarmübung am Abend realitätsnah ausgelöst: Kirche und Schule sind zu diesem Zeitpunkt bereits von massiven Rauchschwaden umschlungen. Die versammelte Kirchengemeinde ist im Gebäude gefangen.Zehn Minuten nach dem Alarm am Brandort

Erste Rettungskräfte erreichen das Brandobjekt rund zehn Minuten nach der Alarmierung. Die Installation eines fast 1700 Meter langen Schlauchnetzes hat längst begonnen. Etwa 4000 Liter Löschwasser werden pro Minute aus Kautenbach, Mosel und den städtischen Unterflurhydranten zur Kirche gepumpt. Parallel transportiert man erste Atemschutzgeräte an den Sammelplatz. Die Rettung der eingeschlossenen Personen wird vorbereitet. Derweil geht es im Böcking-Hof um Millimeterarbeit: Eine Drehleiter fährt auf engstem Raum im Trarbacher Stadtkern in Stellung. Zeitgleich wird von der gegenüberliegenden Kirchseite die Stadtmauer bezwungen. Besondere Schwierigkeit für die Beteiligten: Das schwer zugängliche Gebiet rund um die Schule erreicht man nur zu Fuß, nicht aber mit Fahrzeugen. Nachdem die Schusskraft der Wasserkanonen bewiesen ist, bricht der Übungsleiter die Aktion ab. Nahezu 200 Uniformierte waren rund zwei Stunden lang im Einsatz. "Das hat ja gut geklappt", freute sich Traben-Trarbachs oberster Feuerwehrmann Erich Caspari nach überstandenen Strapazen. "70 Prozent meiner Vorgaben sollten erfüllt werden. Das hat funktioniert", erklärte der Wehrleiter. Lob gab es für die reibungslose Wasserversorgung, Unzufriedenheit hingegen herrschte über die mangelhafte Kommunikation per Funk. Kreisfeuerwehrinspekteur Willi Herres gratulierte ebenfalls, deckte aber auch Fehler auf: Ein wichtiges Gerät der Feuerwehr, die Leiter, habe er am Brandobjekt vermisst. Die Menschenrettung sei außerdem zu langsam angelaufen. "Ihr könnt dennoch zufrieden mit euch sein", lautete das Fazit des Fachmanns, der die Übung als stiller Beobachter begleitet hatte.Pfarrer hat Grund zum erleichterten Schmunzeln

VG-Chef Ulrich K. Weisgerber bedankte sich bei den Beteiligten und auch Pfarrer Jörg-Walter Henrich kann seit Freitag endlich wieder durchschlafen: "Die große Leiter reicht bis zum Schlafzimmerfenster - jetzt bin ich beruhigt", verkündete er schmunzelnd.

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