Heckenland: Ortschefs fordern bessere Straßen

Die Ortsbürgermeister des Heckenlands ärgern sich darüber, dass das Land die seit Jahren geforderte Erneuerung der stark von Kieslastern beanspruchten Landesstraße 49 auch aktuell wieder auf unbestimmte Zeit verschoben hat. Sie wollen sich wehren.

 Kaputt und zu eng, wenn der Laster kommt: die Straßen zwischen Heidweiler und Greverath. TV-Foto: Marion Maier

Kaputt und zu eng, wenn der Laster kommt: die Straßen zwischen Heidweiler und Greverath. TV-Foto: Marion Maier

Niersbach/Heidweiler. "Man fühlt sich im Stich gelassen." Ludwig Haubrich, der Beigeordneter der Gemeinde Niersbach, der zurzeit den Ortsbürgermeister vertritt, bringt auf den Punkt, wie sich die Ortschefs im Heckenland fühlen.

Seit Jahren fordern die Ortsbürgermeister von Arenrath, Bruch, Dodenburg, Dierscheid, Gladbach, Heidweiler und Niersbach, dass die Straßen im Heckenland, insbesondere die Landesstraße 49, ausgebaut werden. Doch nichts passiert.

Die Kommunalpolitiker kritisieren, dass die Trassen kaputt und zu eng sind. Die Ursache: die vielen Laster, die den Kies, der in Dodenburg und Gladbach abgebaut wird, durch das Heckenland transportieren. Begegnen sich Auto und LKW auf der Straße, muss einer in der Regel auf das Bankett ausweichen.

Die Bankette seien oft ausgefahren und gefährlich, heißt es. Auch ein Schulbus ist im Heckenland unterwegs, und am Wochenende kommen Motorradfahrer. Haubrich: "Die Schlaglöcher sind auch für die vielen Motorradfahrer, die aus Luxemburg, Belgien und Holland kommen, gefährlich."

Doch seit Jahren wird an den Straßen im Heckenland kaum etwas geändert, an der 15 Kilometer langen L 49 zwischen Arenrath und Hetzerath gar nichts. Auch aktuelle Planungen sind vage, wie eine kleine Landtagsanfrage der Landtagsabgeordneten Elfriede Meuers (CDU) ergab.

Verkehrsminister Hendrik Hering antwortete, dass das Land die Straße insgesamt als verkehrssicher einstuft. Für den Ausbau des 2,3 Kilometer langen Abschnitts zwischen dem Niersbacher Ortsteil Greverath und Heidweiler müsse eine besondere Planung erfolgen. Der Landesbetrieb Mobilität habe damit begonnen. Wann gebaut wird, entscheide das Land, wenn es die künftigen Haushaltspläne aufstelle.

"Das hört sich an, als sollten wir wieder vertröstet werden", sagt Haubrich. Doch das sind die Ortsbürgermeister leid. Unisono kündigen sie an: "Wenn nicht bald etwas passiert, werden wir etwas unternehmen. Wir überlegen, wieder nach Mainz zu fahren." Heidweilers Ortsbürgermeister Siegfried Schneider fragt: "Sollen wir tatenlos zusehen, wie die knappen Landesgelder für Prestigeobjekte verbraten werden?"

Bereits vor Jahren haben die Kommunalpolitiker ihre Forderungen im Mainzer Verkehrsministerium persönlich vorgetragen. Im vergangenen Jahr haben sie eine Podiumsdiskussion mit Landtagsabgeordneten und der Landrätin organisiert. Dies alles blieb ohne Ergebnis, auch wenn es schon mehrfach Zusagen für den Ausbau der L 49 gegeben hat.

Zu den Gefahren im Straßenverkehr kommt die Lärmbelastung im Ort. Haubrich sagt: "Die Laster rattern ab 6 Uhr morgens den ganzen Tag durch den Ort." Gleiches berichtet Schneider für Heidweiler. Er sieht seinen Ort besonders betroffen, weil dieser an der Kreuzung von L 49 und der ebenfalls stark von Lastern genutzten L 43 zwischen Dreis und Rothaus liegt. Laut Landesbetrieb Mobilität sind allein auf der L 49 zwischen Niersbach und Heidweiler täglich um die 175 Schwerlaster unterwegs, 2500 Fahrzeuge sind es insgesamt.

Meinung

Sieht so die Zukunft aus?

Die Forderungen der Heckenland-Ortschefs sind berechtigt. Als Autofahrer auf den stellenweise gerade mal 5,10 Meter breiten und kurvigen Sträßchen einem Schwertransporter zu begegnen, ist nicht ohne. Für den Schulbusfahrer gilt dies um so mehr. Auch die Heckenländer haben ein Recht auf Sicherheit. Doch wie sieht die Sache aus Mainzer Perspektive aus? Die Heckenlanddörfer sind klein. Das bedeutet in der Regel nicht nur eine kleine Lobby, sondern das wirft in Zukunft wohl auch immer öfter die Frage auf: Wie viel Geld soll das Land an dieser Stelle investieren angesichts vieler Hilferufe aus ganz Rheinland-Pfalz, immer knapper werdender Mittel und angesichts schlechter Zukunftsprognose für die kleinen Orte aufgrund der demografischen Entwicklung? Die Antwort wird sicherlich schwierig. Ist der Streit um die Heckenlandstraßen schon ein Vorgeschmack auf den Verteilungskampf zwischen Städten und kleinen Dörfern, der in Zukunft vermutlich geballt kommen wird? Keine schöne Vorstellung. m.maier@volksfreund.deEXTRA Kiesabbau im Heckenland: Genehmigungen für Kies- und Sandabbau im Heckenland liegen laut Alfons Kuhnen, Sprecher der Kreisverwaltung, derzeit für Arenrath (unbefristet), Dodenburg (befristet bis 2021), Gladbach und Niersbach (befristet bis 2012) vor. Insgesamt können dort 30 Hektar abgebaut werden. Die Genehmigung ist in der Regel verbunden mit der Auflage, dass die Fläche rekultiviert wird. Dies bedeutet meist, dass wieder landwirtschaftliche Nutzflächen hergestellt werden. Da Kies knapp ist in der Region, rechnet die Kreisverwaltung mit Neuanträgen für den Abbau, sobald die geltenden Genehmigungen abgelaufen sind. (mai)

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