Brauchtum Helau! Im Landkreis lebt der Karneval

Bernkastel-Wittlich · Die närrische Zeit ist gesellig und stärkt den Zusammenhalt im Dorf. Allerdings klagen manche Vereine über Mitgliederschwund, weil sich immer seltener Menschen finden, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Aber oftmals finden sich neue Wege, um die Tradition in die Zukunft zu retten.

Die Narren feiern Straßenkarneval in Traben-Trarbach. Auch an der Mosel bleibt Karneval beliebt.

Die Narren feiern Straßenkarneval in Traben-Trarbach. Auch an der Mosel bleibt Karneval beliebt.

Foto: Hans-Peter Linz

Allen Unkenrufen zum Trotz: Wo Leute feiern wollen, da finden sich immer wieder Wege, Fastnacht zu feiern. Das zeigt sich im Landkreis Bernkastel-Wittlich, wo sich zwar manche Vereine mangels Nachwuchs aufgelöst haben, sich dafür aber oftmals andere Lösungen fanden, um einen Umzug oder eine Karnevalsparty zu organisieren. Das geht sogar so weit, dass die Gemeinde selbst als Organisator einspringt, wie zum Beispiel in Thalfang.  Jüngere Menschen engagieren sich auch wieder stärker im Karneval und organisieren Umzüge. Zudem versuchen viele Veranstalter, das Zeitfenster zu entzerren, indem sie die Umzüge bereits vor dem Karnevalswochenende planen oder die zunehmend beliebter werdenden Nachtumzüge organisieren. Hier ein paar Beispiele:

Thalfang: In Thalfang hat sich der Karnevalsverein schon vor einigen Jahren aufgelöst, wie Thalfangs Ortsbürgermeister Burkhard Graul erklärt. Die Fastnacht in Thalfang wäre also dem Trend des Vereinssterbens zum Opfer gefallen, wenn nicht die Ortsgemeinde selbst den Brauch gerettet hätte. „Den Umzug veranstaltet jetzt die Ortsgemeinde selbst“, sagt Graul. Die Party am Fetten Donnerstag inklusive Rathauserstürmung übernehmen die Märker Senoritas, eine Frauengruppe, die auch in der karnevalsfreien Zeit Kulturveranstaltungen organisiert.

Bernkastel-Kues: Nach Höhen und Tiefen ist der Bernkastel-Kueser Karnevalsverein Huckebein wieder auf Erfolgskurs. Der Verein, der in diesem Jahr sein 140-jähriges Bestehen feiert, hatte bereits zum Auftakt der närrischen Saison am 11.11. für Aufsehen gesorgt, als er die Kölner Kult-Band „Dompiraten“  zum Gratis-Open-Air-Konzert in Bernkastel verpflichten konnte. Nach langer Pause gab es im vergangenen Jahr erstmals einen Nacht-Umzug, und die Mitgliederzahl sei mit 300 stabil, erklärt der Vorsitzende Eric Achtermann.

Manderscheid: In Manderscheid war die Situation im Jahr 2014 allerdings dramatisch. Dort musste sich der Karnevalsverein auflösen,  weil sich keine neuen Mitglieder für die Vorstandsarbeit der „Mahnischder Schauten“ fanden. 2013 gab es die letzte Kappensitzung des traditionellen Vereins. 2014 fand sich dann eine Gruppierung von jungen Leuten, die in die Bresche sprang und die Organisation des Umzugs übernahm: die Großstadthelden, ein Manderscheider Verein, der regelmäßig eine Wild-Wild-West-Party organisierte und daher schon über Erfahrung verfügte. Das tun die Helden auch heute noch, wie Stadtbürgermeister Günter Krämer erläutert: „Das läuft super. Wir machen den Umzug immer eine Woche vor dem eigentlichen Karnevalwochenende, damit möglichst viele kommen. Auch die umliegenden Dörfer beteiligen sich immer.“

Dreis: Der Dreiser Umzug ist schon seit Jahren über die Gemarkungsgrenze bekannt, weil sich auch viele aus den umliegenden Dörfern beteiligen. Christoph Thieltges ist seit 2012 Vorsitzender und war mit damals 21 wohl einer der jüngsten Vorsitzenden im Kreis. Warum sein Verein so erfolgreich ist, erklärt Thieltges: „Die Mitgliederzahlen steigen, besonders in den Tanzgruppen. An Rosenmontag können wir Zuwachs verzeichnen. Wir waren noch mit keiner Info über die Termine in der Zeitung, und trotzdem kommen schon Anmeldungen für den Rosenmontagsumzug rein. Wir wundern uns selbst, dass es so gut läuft. Unsere Kappensitzung war vergangenes Jahr auch ausverkauft. Bei uns gehen auch junge Leute wieder in den Karneval.“

Er beobachtete einen  wichtigen Generationenwechsel vor sieben Jahren, als der  Rosenmontagsumzug  neu gestaltet wurde. Das sei bei den jungen Leuten gut angekommen. Thieltges: „Die Tradition des Karnevals muss man schon bewahren, aber auch neue Elemente reinbringen.“ Er sieht die neuen Winterferien über das Karnevalswochenende skeptisch: „Wir müssen mal abwarten, wie es jetzt mit den neuen Winterferien ist. Förderlich ist das nicht, weil Leute dann auch in Urlaub fahren.“

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