Hochwasser kommt Enkirch teuer

Das erste Hochwasser des Jahres ist vorbei, die Mosel hat sich wieder in ihr Bett zurückgezogen. Zurückgelassen hat sie Dreck und Schlamm. Während die Anlieger längst ihre Keller und tief gelegenen Räume gesäubert haben, sind einige Gemeinden immer noch mit Reinigungsarbeiten beschäftigt. Besonders betroffen ist Enkirch.

 Jedes Hochwasser beschert der Gemeinde Enkirch Unmengen an Treibgut, das am Moselvorgelände angeschwemmt wird. Ortsbürgermeister Roland Bender (Foto) schätzt die Kosten auf rund 10 000 Euro – ohne Personaleinsatz. TV-Foto: Winfried Simon

Jedes Hochwasser beschert der Gemeinde Enkirch Unmengen an Treibgut, das am Moselvorgelände angeschwemmt wird. Ortsbürgermeister Roland Bender (Foto) schätzt die Kosten auf rund 10 000 Euro – ohne Personaleinsatz. TV-Foto: Winfried Simon

Enkirch. Dieter und Torsten Petry haben zurzeit alle Hände voll zu tun. Die beiden Enkircher Gemeindearbeiter müssen Unmengen von Unrat, Gehölz und "Zivilisationsmüll" einsammeln und entsorgen. Fast zweieinhalb Kilometer lang und bis zu 70 Meter breit ist das Enkircher Moselvorgelände. Fast eine Woche stand die Mosel auf den Wiesen und Gehwegen. Jetzt ist sie wieder weg, hat aber stellenweise eine bis zu 20 Zentimeter dicke Schlammschicht sowie Unmengen an Treibgut hinterlassen. Einen Monat sind die beiden Arbeiter allein mit der Reinigung und Entsorgung beschäftigt, da bleibt kaum Zeit für andere Gemeindearbeiten.

Ortsbürgermeister Roland Bender schätzt, dass nach dem jüngsten Hochwasser 120 Kubikmeter Treibholz in Enkirch angeschwemmt wurden, ferner 15 Kubikmeter Müll wie Plastikteile und Möbelstücke. Diese werden eingesammelt und zur Kreismülldeponie in Sehlem transportiert. Das angeschwemmte Holz schreddert ein Lohnunternehmer. Baumstämme müssen gelagert werden. Und da ist noch der Schlamm, der die Gehwege und den Brunnenplatz in eine Fläche verwandelt hat. Alles bekommen die Gemeindearbeiter mit ihren Traktoren, Anhängern und Frontladern nicht weg, auch dafür muss zeitweise ein Lohnunternehmer engagiert werden. Etwa 10 000 Euro kostet das Hochwasser, so Bender, diesmal die Gemeinde. Dabei seien die Personalkosten nicht eingerechnet.

Das Problem in Enkirch ist nicht nur die große Wiesenfläche an der Mosel, sondern auch die Staustufe. Das Treibgut bleibt an der Uferbepflanzung hängen oder auf den Wiesen liegen. Bender meint, dass sich in den vergangenen Jahren die Fließgeschwindigkeit der Mosel erhöht und die Strömungsverhältnisse an der Schleuse geändert haben. In früheren Jahren sei weit weniger Treibgut angefallen. Möglicherweise seien die neuen Hochwasserschutzmauern der Grund dafür. Bender: "Der Hochwasserschutz in Lieser und Kesten ist richtig und sinnvoll. Aber bei solchen Millionen-Investitionen darf man die anderen Orte nicht vergessen." Joachim Gährs, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Trier, sagt aber: "Die Strömungsverhältnisse und die Fließgeschwindigkeit der Mosel haben sich nicht verändert." Es gebe Hochwasser mit viel und mit weniger Treibgut. Dies hänge auch davon ab, wie viel Holz und Gestrüpp die Nebenflüsse wie Kyll, Ruwer oder Lieser führen. Gährs weist darauf hin, dass die Säuberung des Moselvorgeländes Sache der Gemeinden sei. Das Wasser- und Schifffahrtsamt sei dafür nicht zuständig. EXTRA

"Ein-Euro-Jobber" im Einsatz zur Beseitigung des Hochwasserdrecks: Den drei im Kreis Cochem-Zell vom jüngsten Hochwasser betroffenen Verbandsgemeinden Zell, Cochem und Treis-Karden hat das Jobcenter Cochem-Zell spontan ein Angebot unterbreitet, "nachhaltige oder irreparable Schädigungen insbesondere bei der touristischen Infrastruktur sowie der Kultur- und Denkmalpflege durch zusätzliche Arbeitsgelegenheiten zu vermeiden". Seit dem 17. Januar dieses Jahres führen in diesen Verbandsgemeinden jeweils fünf erwerbsfähige Leistungsempfänger von Grundsicherungsleistungen für jeweils zehn Arbeitstage nach Anweisungen der Bürgermeister beziehungsweise der Verbandsbürgermeister entsprechende Arbeiten aus. Es handelt sich, so Heinrich Jellinek, Leiter des Jobcenters, ausschließlich um zusätzliche Tätigkeiten, die im öffentlichen Interesse liegen. Die "Ein-Euro-Jobber" erhalten pro Arbeitsstunde eine Mehraufwandsentschädigung von 1,50 Euro, außerdem finanziert das Jobcenter sowohl die Arbeitskleidung als auch Fahrtkosten. Im Kreis Bernkastel-Wittlich gibt es seitens des Jobcenters Bernkastel-Wittlich ein solches Angebot nicht. (sim)HintergrundTreibgut an den Schleusen: Das ganze Jahr über, auch zu Nicht-Hochwasser-Zeiten, führt die Mosel Treibgut mit sich. Damit kein Treibgut die Kraftwerksturbinen der Moselschleusen verstopft, müssen die vor den Maschinen montierten Fangrechen regelmäßig gesäubert werden. Allein an der Staustufe Enkirch fallen pro Monat 100 bis 150 Kubikmeter Treibgut an. Dieses wird zu einer Müllverbrennungsanlage nach Mannheim transportiert. (sim)

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