Hören, lauschen, lernen

TRABEN-TRARBACH. Immer mehr Kindergärten beteiligen sich am "Würzburger Trainingsprogramm". Die Kinder werden dabei spielerisch darauf vorbereitet, das Lesen und Schreiben zu lernen. Der Kindergarten in Trarbach hat bereits ein Jahr Erfahrung damit, der Kindergarten in Traben beginnt im März dieses Jahres mit dem Programm.

Irgendwo im Raum tickt ein Wecker. Luca hat ihn versteckt, und Lena muss ihn nun suchen. Alle sind mucksmäuschenstill, Lena spitzt ganz besonders die Ohren und konzentriert sich ganz auf das tickende Geräusch. Jetzt hat sie den Wecker geortet, unter einer dicken Matratze in einer Ecke war er versteckt. "Das Wecker-Suchspiel" ist ein Bestandteil des "Würzburger Trainingsprogramms." "Hören, lauschen, lernen" nennt sich das an der Uni Würzburg entwickelte Förderprogramm für Kinder im Vorschulalter. Viele Kindergärten machen mit, so auch die beiden städtischen Kindergärten - Trarbach seit letztem Jahr, Traben beginnt in einigen Wochen. Die Erzieherinnen Wenke Henn und Heidi Nau haben sich fortgebildet und geben ihr Wissen nun an die Kinder weiter. "Viele Kinder haben in der Grundschule Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten. Mit diesem Programm kann man dem bereits im Kindergarten entgegenwirken", sagt Wenke Henn. Bei der Schulung geht es um das "phonologische Bewusstsein", um das Hören, Lauschen und Erkennen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die im Kindergarten so geförderten Kinder beim späteren Lesen- und Schreibenlernen in der Schule enorm profitieren. Das Programm beinhaltet Sprachspiele, die Kinder müssen Wörter reimen wie Haus-Maus, Katze-Tatze, sie klatschen bei einem viersilbigen Wort wie Kin-der-gar-ten vier Mal in die Hände, sie erkennen Laute, zum Beispiel das "i" im Worte Biene, und so weiter. Die Schulung dauert 20 Wochen. Dabei werden die Kinder - in Kleingruppen zu jeweils acht aufgeteilt -, in einen gesonderten Raum gebeten und jeden Morgen 15 Minuten lang "trainiert". Die Sprachförderung der Vorschulkinder hat noch einen anderen Effekt. Die Kinder werden behutsam auf die Schulzeit vorbereitet. Heidi Nau: "Die Kleinen sind richtig stolz und machen mit großer Begeisterung mit. Sie fühlen sich schon ein bisschen wie Schüler." Die Erzieherinnen betonen, dass es bei den Übungen und Spielen keineswegs darum geht, schulische Inhalte in den Kindergarten vorzuverlagern. Die Kinder lernen nicht Lesen und Schreiben, sondern sie üben in spielerischer Weise die wichtigste Vorläuferfertigkeit, so dass sie dann gut auf das Lesen- und Schreibenlernen in der Schule vorbereitet sind.

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