Im Wingert wäre der falsche Platz

WITTLICH. Eine zentrale Anlaufstelle für Winzer sowie Landwirte hat sich seit 1996 in Wittlich etabliert. Zum zehnjähriges Bestehen des Weinbauamtes sagte Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, damalige Bedenken seien vom Tisch: "Wittlich ist eine gute Entscheidung gewesen. Wir ziehen eine stolze Bilanz."

"Es ist nicht entscheidend, dass man mitten im Weinberg sitzt, sondern dass die Wege kurz sind", sagte Karl-Heinz Frieden im Rückblick auf die damaligen Proteste gegen das "Weinbauamt in der Eifel", das seit zehn Jahren im Wittlicher Haus der Landwirtschaft seinen Sitz hat. "Aus der Vogelperspektive haben wir hier eine sehr zentrale Lage. Wir wären froh, wenn sich auch der Bogen über die Mosel in Richtung Hahn spannen würde", spielte der Weinbauamtsleiter auf B50 neu/Hochmoselübergang an. Förderanträge für fünf Landkreise

Immerhin betreut die Institution, die zunächst bekannt ist für Qualitätsweinprüfung und Prämierung, seit 2004 auch Winzer und Landwirte aus fünf Landkreisen bei Förderanträgen für Biogas oder Technik sowie bei allgemeiner Betriebsberatung bis hin zur Löschung aus der Höferolle. Sichtlich zufrieden über die Effektivität dieser Dienststelle stellte sich denn auch zur Jubiläumspressekonferenz der neue Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wie folgt vor: "Norbert Schindler, Frohes Deutschland." Denn er trete nicht an, um zu sagen, in Landwirtschaft und Weinbau sei alles schlecht: "Wir treten an und sagen: Ergreifen wir die Chancen!" Zum derzeit besorgt diskutierten EU-Abkommen in Sachen amerikanische Kunstweine kommentierte Norbert Schindler, man dürfe den "Coca-Cola-Geschmack" nicht weltweit fördern, sondern müsse, "das Eigene, Positive herausstellen", wobei jedoch der Deutsche Weinbauverband federführend gefordert sei, zumal sich auch Argentinien und Australien dem amerikanischen Weg anschließen könnten. Statt Cola-Schwarz blickt dann doch eher leicht Rosé Karl-Heinz Frieden in die Zukunft: "Der Riesling ist schon lange in aller Munde, aber jetzt scheint das auch zu wirken." Bis auf die Lage im Fassweinsektor sei man guter Dinge - auch in Sachen aufgegebene Wingerte und Schwarzfäule: "Einen Großteil der vorhandenen Drieschen wollen wir weg bekommen", sagte der Weinbauamtsleiter und: "Der Rückgang der Flächen verlangsamt sich." Insgesamt sei das "Klima in der Weinbaulandschaft" besser geworden. Ein Indiz dazu fügte Norbert Schindler an, im Weinbau zähle man mittlerweile über 50 Prozent Seiteneinsteiger: "Das ist eine Befruchtung des ganzen Standes." Und die Rebsäfte derer, die ihren Wein auf Herkunft, also Anbaugebiet, prüfen lassen wollen, wandern dann nach Wittlich. Dazu hat man die Anstelltermine von ehemals zwei Mal im Jahr auf alle zwei Monate erweitert. Warum nicht jeder mitmacht? Entweder läuft sein Absatz so gut, dass er sein Produkt auch ohne Prämierung verkaufen kann, oder, wie es Norbert Schindler sagte: "Der Vergleich ist absolut anonym. Wer ihn scheut, ist selbst schuld." Nicht anonym soll bleiben, womit Karl-Heinz Frieden und Norbert Schindler auf das neue Jahr geprostet haben. "Mit Elblingsekt vom Weingut des Bruders" (Frieden) und mit "Gutseigenem Sekt" (Schindler).

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