Der Konz-Filzener Weinprüfer und Gutsbesitzer mit ausgeprägter wortschöpferischer Ader darf einmal im Jahr völlig ungestraft in Trier in Sachen Wein so vom Leder ziehen, dass sich die Balken biegen. Piedmont ist nach fünf Einsätzen in Folge längst der unverzichtbare Kommentator der jährlichen Weinprobe, zu der Oberbürgermeister Helmut Schröer lokale Promis und verdiente Ehrenamtliche einlädt. Diesmal bot der Balkensaal des ehemaligen Stiftungsweinguts des Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (FWG) die Kulisse für die Leistungsschau der in Trier ansässigen Weingüter. Für die 13 Rieslinge von Staatsweinbaudomäne, Bischöflichem Priesterseminar Kesselstatt, Vereinigten Hospitien, Karthäuserhof, von Schubert, Gehlen, Schleimer Wahlen, Terges, Deutschherrenhof und St.-Annen-Hof fand Piedmont abenteuerliche Beschreibungen. Der Graacher Domprobst-Spätlese attestierte der 47-Jährige einen "starken Body", dem Piesporter Goldtröpfchen-Kabinett eine "ganz andere Disposität - der schmeckt weiblich". Auslesen zum Trinken oder zum Genießen

Piedmont ließ sich außer vom Wein offenkundig auch von Michael Ophelders (Schauspieler am Theater Trier) und dem Saarbrücker Pianisten Achim Schneider inspirieren und anspornen, die mit Klassikern von Eugen Roth, Heinz Erhardt, Otto Reutter und Georg Kreislers "Tauben vergiften im Park" ein vorzügliches kabarettistisch-musikalisches Rahmenprogramm boten. "Genau hinschmecken!", riet Piedmont den 100 Gästen und machte den Unterschied zwischen einer "Trink- und einer Genuss-Auslese" klar. Aber Vorsicht: letztere ist ein "sehr, sehr schwer zu nehmender Kamerad", der bei übermäßigem Genuss heftige Figurprobleme verursachen könne. Vorschusslorbeer zollten Gastgeber Schröer und Weinkönigin Tanja Daufer dem Veranstaltungsort: Das Wein-Lokal "Cum Vino" (offizielle Eröffnung am 1. Juni; Außenterrasse ab 15. Juni) rufe ins Bewusstsein, das Trier eine Weinstadt sei.