"Kein Vollzug aus dem Bauch"

WITTLICH. (gel) Auf der Skala der beliebtesten Berufe belegt er nicht gerade die ersten Plätze, dennoch entscheiden sich immer wieder zahlreiche Männer und Frauen für den Beruf des JVA-Beamten, im Amtsdeutsch Justizvollzugsobersekretär genannt. In Wittlich haben gerade 37 Männer und sieben Frauen ihre Ausbildung an der Justizvollzugsschule beendet.

"Viele von uns hatten am Anfang der Ausbildung die Gefängnisbilder aus dem Fernsehen im Kopf. Aber in der Praxis haben wir schnell gemerkt, dass der Vollzugsalltag nichts mit den Fersehbildern zu tun hat", sagte der Lehrgangssprecher Olaf Maxwell in seiner Rede. Auch die Justizstaatssekretärin Stefanie Lejeune, die zur Überreichung der Urkunden gekommen war, machte in ihrer Rede deutlich, dass der Alltag in einer modernden Strafanstalt nichts mit dem Gefängnisdasein in vielen Filmen zu tun habe. Als Beispiele nannte sie die Klassiker "Der Graf von Monte Christo" und "Der Mann mit der eisernen Maske". In diesen Filmen seien die Gefangenen gebrochene Menschen gewesen, als sie aus dem Gefängnis kamen. Viele würden denken, "das ist doch Fiktion in einem Film", aber "es ist gerade mal 16 Jahre her, dass es solche Gefängnisse auch bei uns, in der ehemaligen DDR, gab", sagte Lejeune. Der Rechtsstaat und die Demokratie seien keine Selbstverständlichkeit, man müsse sich jeden Tag dafür einsetzen. "Vergessen Sie nicht, dass die Menschen, auf die Sie aufpassen, eine Würde haben", sagte sie als Mahnung an die 44 Absolventen. So geht es in der theoretischen Ausbildung an der Justizvollzugsschule auch darum, zu lernen, "keinen Vollzug aus dem Bauch" vorzunehmen. Das betonte der Schulleiter Michael Wilms. In der zweijährigen Ausbildung verbringen die Absolventen 14 Monate in ihrer jeweiligen Haftanstalt. Die restlichen zehn Monate sind theoretische Ausbildung in der Wittlicher Justizvollzugsschule. Voraussetzung für die Ausbildung ist ein Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung. Die Teilnehmer kommen aus den unterschiedlichsten Berufen. Jörg Schwebke beispielsweise war vorher zwölf Jahre bei der Bundeswehr. "Ich wollte eine soziale Absicherung für das Alter", erklärt er. Karola Schönberger hingegen dachte sich: "Das ist ein interessanter Beruf", und für Elke Schömisch war die wirtschaftliche Lage ausschlaggebend: "Man hat halt einen sicheren Arbeitsplatz."

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