Keine Skihalle am Idarkopf

Stipshausen · Viele Winterfans träumten schon von Pistengaudi bei 30 Grad im Schatten, wenn erst einmal die geplante Skihalle auf dem Idarkopf steht. Die Weichen fürs 170-Millionen-Euro-Projekt schienen schon gestellt, bis nun die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) massive Einwände gegen das Projekt erhoben hat.

 Am Erbeskopf kann schon fleißig gerodelt werden. Am Idarkopf hingegen ist Schnee Mangelware.TV-Foto: Herbert Thormeyer

Am Erbeskopf kann schon fleißig gerodelt werden. Am Idarkopf hingegen ist Schnee Mangelware.TV-Foto: Herbert Thormeyer

(vm) Der geplante Bau einer Skihalle am Idarkopf bei Stipshausen ist geplatzt. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) hat als obere Naturschutzbehörde massive Einwände erhoben. Um die Skihalle am Idarkopf bauen zu können, müsste das Waldgebiet vom Status des Naturparks befreit werden - heißt es von Seiten der Behörde. Das Raumordnungsverfahren könne deshalb nicht wie ursprünglich geplant eröffnet werden.

Das hatte im Juli 2009 noch anders geklungen (der TV berichtete): Der Bau einer Skihalle am Idarkopf würde nicht gegen die europäische Naturschutz-Richtlinie FFH verstoßen. Die SGD hatte (noch) keine grundlegenden Einwände gegen das Projekt.

Eine Skihalle westlich der bestehenden Skipiste sei unter Beachtung von Ausgleichsmaßnahmen möglich; die in Beltheim ansässige Planungsfirma "Con2Re" habe nun die Möglichkeit, ein Raumordnungsverfahren zu beantragen. Darin müsse dann auch die Gesamtauswirkung auf das Landschaftsbild und die Natur untersucht werden, war der Tenor im Sommer vergangenen Jahres.

Allerdings, und da liegt nun offenbar das Problem: Außerdem sei gesondert zu prüfen, ob eine Skihalle in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück gebaut werden darf - hatten die Experten betont. Nun heißt es in einem Schreiben der SGD ans beauftragte Bopparder Planungsbüro, die Kreisverwaltung Birkenfeld und die Verbandsgemeinde-Verwaltung Rhaunen: Nach Auffassung der oberen Naturschutzbehörde könne das Projekt nicht durch Sonderbestimmungen gerettet werden - auch überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit schieden aus, doch noch grünes Licht zu geben. Insofern mache es keinen Sinn, ein Raumordnungsverfahren zu eröffnen.

Über die neue Entwicklung informiert wurde auch Arno Feldenz von der Beltheimer Planerfirma "Con2Re". Feldenz, der bereits im sechsstelligen Bereich in die Planung investiert hat, war zunächste für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Kompletter Rückbau der Anlage nicht ausgeschlossen

Für Georg Dräger, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rhaunen, kam die Entscheidung der Behörde nach eigener Aussage überraschend. Ein kompletter Rückbau der Anlage am Idarkopf sei nun nicht mehr ausgeschlossen.

Massive Sturmschäden, ein nach wenigen Tagen Ski-Betrieb kaputter Lift, marode Technik - und nun naturschutzrechtliche Aspekte: "Ich befürchte, wir müssen das Wintersportgebiet beerdigen. Wir haben nicht das Geld, um dort wie nötig zu investieren."

Meinung Spät, aber konsequent
Auch in Zukunft wird man im Hunsrück im Sommer nicht Skifahren können. Selbst wenn das der Anfang vom Ende des Wintersports am Idarkopf sein sollte, ist das keine Katastrophe. Denn Wintersport sollte - auch mit Blick auf die Schonung von Ressourcen und den Schutz des Klimas - vor allem dort betrieben werden, wo die natürlichen Voraussetzungen gegeben sind. Schon der Einsatz von Schneekanonen wie am Erbeskopf ist im Hinblick auf den Energieverbrauch zur künstlichen Schnee-Erzeugung fragwürdig. Wobei diese Art der Wintersport-Unterstützung zumindest hinreichend niedrige Temperaturen voraussetzt. Skifahren in der Halle ist dagegen die reine Energieverschwendung. Dass man ein solches Projekt mitten in einem Gebiet untersagt, das als Naturpark geschützt ist und vermarktet wird, ist nur konsequent. Zu diesem Schluss hätte die Genehmigungsbehörde allerdings auch schon viel früher kommen können. Denn das Waldgebiet, um das es geht, ist seit Jahrzehnten Teil des Naturparks Saar-Hunsrück. Ein klares Votum gegen das Projekt zu einem früheren Zeitpunkt hätte zumindest Planern und Investoren viel Geld gespart. l.ross@volksfreund.de

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