Kinder übernehmen das Kommando

MINDERLITTGEN. (peg) Junge Menschen sollen sich wohlfühlen in Minderlittgen. Daher werden in Zukunft Beschlüsse des Gemeinderats unter Berücksichtigung des Leitbilds "kinderfreundliche Kommune" gefasst.

Im Herbst ist Bürgermeister Manfred Schiffer gereist. In den vergangenen Jahren hatte das Land Rheinland-Pfalz etliche Mustergemeinden unterstützt, die bei der Definition und Normierung einer so genannten Spielleitplanung mitgearbeitet haben. Im Dienste von Kindern und Jugendlichen sollen Dörfer derart umgestaltet werden, dass ein altersgerechtes, reizvolles Umfeld gleich vor der Haustür gewährleistet ist. Duchroth bei Bad Kreuznach ist eine solche Gemeinde: In Struktur und Einwohnerzahl ist der Ort Minderlittgen so ähnlich, dass die Führung, die der dortige Beigeordnete dem Gast aus der Eifel bot, auf fruchtbaren Boden fiel.Mit natürlichen Elementen arbeiten

Fortan steckt sich Schiffers Gemeinde ähnliche Ziele - zwar inzwischen ohne die finanzielle Unterstützung des Landes, doch wenn alles aufgeht, wie es sich die Verantwortlichen denken, wird eine vernünftige Spielleitplanung nicht viel Geld kosten. Den Grundgedanken fasst der Bürgermeister in einem Satz zusammen. "Wir wollen nicht die Kinder zum Spielplatz führen, sondern umgekehrt." Wobei Spielplätze, die nach den Vorstellungen der Mustergemeinden angelegt werden, einer simplen Idee folgen. Naturnah sollen sie sein, weniger Geräte wie Klettertürme oder Rutschbahnen, dafür aber Angebote aus dem Material, das es ohnehin im Dorf zur Genüge gibt: Wasser, Erde, Steine und Holz zum Beispiel. Dieses Material kann immer wieder bewegt werden und damit ständig neue Gestalten annehmen. Das Kind, dem es nicht gefällt, auf einem einfachen Erdberg herumzutollen, muss erst noch geboren werden. Und das Klettern macht unbestritten auf einem echten Baum am meisten Spaß. Warum also nicht eine Streuobstwiese nehmen? Doch die Gemeinderatsmitglieder denken noch weiter. Die Idee der kinderfreundlichen Kommune wurde zwar soeben erst im Grundsatz beschlossen, die Verantwortlichen haben jedoch schon konkrete Aktionen in ihren Köpfen. Tempo 30 gilt längst im gesamten Dorf, abgesehen von der Hauptstraße. Fußgänger, Dreirad- und Fahrradfahrer können sich also halbwegs sicher fühlen. An der Schutzhütte könnte ein einfacher Erdhügel zum Klettern, Kullern und Rutschen die Szenerie bereichern. Außerdem gibt es freie Flächen in der Straße "Im Brühl". "Es muss doch möglich sein, einen solchen Platz als Gemeinde zu pachten und einen kleinen Bolzplatz draus zu machen", sagt Schiffer. Vielleicht ein Basketballkorb, vielleicht ein simples Tor für zukünftige Fußballer. Stets soll die Umsetzung jedoch mit denen gemeinsam erfolgen, die es am meisten angeht: mit den Kindern und deren Eltern. Eigene Ideen, Wünsche und am Schluss auch eigene Muskelkraft sind gefragt, wenn es darum geht, einen kinderfreundlichen Ort zu gestalten. Schiffer führt einen großen Namen an, der die Sache mit der nachwachsenden Generation offenbar ganz ähnlich gesehen hat wie er. Kein geringerer als Lao-tse habe einmal gesagt: "Was du mir sagst, behalte ich einen Tag lang. Was du mir zeigst, behalte ich eine Woche. Woran du mich mitgestalten lässt, ein ganzes Leben."

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