Lärmend von Kneipe zu Kneipe

Bernkastel-Kues · In der Altstadt von Bernkastel und am Gestade am Moselufer geht es an fast jedem Wochenende ziemlich laut zu. Jugendliche Kneipengänger machen nachts und frühmorgens Krach und schrecken auch vor Sachbeschädigungen nicht zurück.

An fast jedem Samstag- und Sonntagmorgen muss Jürgen Kettern zu Besen, Schaufel und Eimer greifen. Dann sammelt er vor seinem Haus am Gestade in Bernkastel leere Flaschen ein, kehrt Scherben zusammen und spült auch schon mal mit einem Eimer Wasser andere, weitaus ekelerregendere "Reste" einer Party weg. Nur wenige Meter neben seinem Haus befindet sich eine bei Jugendlichen beliebte Musikkneipe. Gegen vier, fünf Uhr am Samstag- und Sonntagmorgen verlassen die letzten Gäste das Lokal. Viele sind stark alkoholisiert und verhalten sich dementsprechend. "Da wird gebrüllt, laut gesungen, Autotüren knallen, und aus den Musikboxen in den Fahrzeugen wummern durchdringende Basstöne", sagt Kettern.

Sepp Ehlen wohnt im gleichen Haus. Auch er ärgert sich über den nächtlichen Radau. "Das ist manchmal so laut, dass man fast aus dem Bett fällt." Ihn ärgern aber viel mehr die Sachbeschädigungen durch alkoholisierte Jugendliche. Vor einigen Jahren hat er in der Altstadt rund 60 Hausreben gepflanzt. Im Sommer pflegt er die Kletterpflanzen, die zur Verschönerung der Weinstadt beitragen sollen. Vier wurden bereits mit den Wurzeln aus dem Boden gerissen, einige so stark beschädigt, dass sie Tage später eingingen. Ehlen: "So kann es doch nicht weitergehen."

Am Karlsbader Platz betreibt Matthias Grommes ein Hotel mit Restaurant. Er berichtet von herausgerissenen Blumen und Kübeln mit kleinen Bäumchen, die immer wieder weggetragen und andernorts abgestellt werden. Auch er ist es inzwischen leid, mehrmals nachts aus dem Schlaf gerissen zu werden. Grommes: "Das geht das ganze Jahr so, im Winter wie im Sommer." Im September vorigen Jahres war, so Grommes, in einer besonders schlimmen Nacht die Polizei an Ort und Stelle. Es sei nicht möglich, nachts jemanden abzustellen, um aufzupassen, hätten die Polizisten ihm mitgeteilt.

Grommes hat festgestellt, dass die Jugendlichen einen regelrechten Pilgerzug veranstalten — von einer Musikkneipe in der Römerstraße zu einer Bar in der Graacher Straße und von dort schließlich in das Lokal am Gestade.

Dem Bernkastel-Kueser Polizeichef Klaus Herrmann sind Fälle von Sachbeschädigungen und nächtlicher Ruhestörung bekannt; er sagt aber, dass es in den vergangenen Wochen eher ruhig gewesen sei. Grommes meint dazu nur resignierend: "Das geht schon so viele Jahre. Viele Vorfälle werden erst gar nicht mehr gemeldet. Es passiert ja doch nichts."

Meinung

Mehr als ein Ärgernis

Nächtliche Ruhestörung durch betrunkene Kneipengänger, die auch schon mal was kaputt schlagen, sind kein spezifisch Bernkastel-Kueser Problem. Das gibt's auch andernorts. Nur - das hilft den betroffenen Anwohnern recht wenig. An fast jedem Wochenende von lärmenden Halbstarken aus dem Schlaf gerissen zu werden und am nächsten Morgen die unappetitlichen Reste einer feucht-fröhlichen Feier aufzukehren, ist nicht besonders spaßig. In den Kneipen selbst verhalten sich die Jugendlichen offenbar "normal" - aus Respekt vor den muskulösen Türstehern. Geht's auf den Heimweg, fallen die Hemmungen. Es geht wohl doch nur mit mehr Polizeikontrollen. w.simon@volksfreund.de

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