Letzte Ruhe unter Bäumen

TALLING/SCHÖNBERG. Wird im Bereich des Forstverbands Talling ein so genannter Friedwald entstehen? Die Schönberger Ortsbürgermeisterin Maja Calustian schlug in der jüngsten Verbandsversammlung vor, in einem Teil des Waldes Urnenbestattung unter Bäumen zu ermöglichen.

Wenn sich die Vertreter der Kommunen, die im Forstverband Talling organisiert sind, zu einer Entscheidung durchringen würden, einen Friedwald einzurichten, wäre dies das erste Angebot dieser Art in der Region. Lediglich vor den Toren von Saarbrücken können Menschen seit Anfang des Jahres die Asche ihrer Verstorbenen naturnah bestatten lassen – übrigens mitten in einem Naturschutzgebiet. Doch so weit ist es im Hunsrück längst noch nicht. Calustian rät zu schneller Entscheidung

Bei der jüngsten Sitzung des Gremiums ging es vor allem um die Verabschiedung des neuen Forsteinrichtungswerks (siehe auch das Stichwort unten). Anschließend plädierte Calustian dafür, darüber nachzudenken, einen Friedwald zu initiieren. Damit hätten künftig Einheimische und Auswärtige eine Möglichkeit, die sterblichen Überreste ihrer Angehörigen im Wald beisetzen zu lassen. Calustian empfahl dies nicht zuletzt, weil es sich um eine Möglichkeit von finanziell wenig gesegneten Kommunen handle, sich "vielleicht doch ein wenig Geld zu verdienen". Mit einem Anbieter dieser relativ jungen Bestattungsform sei Schönberg bereits im Gespräch. Allerdings könne das 250-Einwohner-Dorf das nicht allein stemmen. Deshalb machte Calustian den Vorschlag in der Verbandsversammlung. Sie bat darum, sich schnell mit dem Thema zu befassen, "bevor jeder anfängt, sein eigenes Süppchen zu kochen". Sie wisse, dass auch Nachbargemeinden wie Malborn und Neunkirchen die Fühler ausgestreckt hätten. Der erste Friedwald im Land ware vor eineinhalb Jahren im Gemeindewald des Dorfes Hümmel im Kreis Ahrweiler eingerichtet worden. Nach Informationen Calustians ist er bereits "ausgebucht". Die bekannteste und mit 120 Hektar bislang größte Einrichtung dieser Art liegt im Reinhardswald bei Kassel. Vielen Menschen gefalle die Idee, erklärte Ingolf Kettenbach vom Unternehmen Friedwald GmbH, dem TV. In den vergangenen vier Jahren wurden unter Federführung der Darmstädter Firma bereits 1500 Menschen auf diese Weise beigesetzt. Verträge gebe es erheblich mehr. "Insgesamt haben wir 40 000 Menschen in unserer Kartei." Die Motivationen, sich statt eines Grabes einen Baum auszusuchen, in dessen Nähe man die letzte Ruhe finden will, sind laut Kettenbach unterschiedlich. Aber viele Interessenten fürchten, dass ihr Grab nicht gepflegt werden könne, weil die Angehörigen zu weit weg wohnen. Kettenbach verhehlt nicht, dass die katholische Kirche Probleme mit dieser Form der Bestattung habe. Die Bischofskonferenz sei "massiv dagegen". Anders bei den Protestanten: Laut Friedwald-Chef Axel Baudach werde sie von Vertretern der evangelischen Kirche mittlerweile toleriert. Die Resonanz im Gremium war zurückhaltend. "Ich tue mich schwer damit", meldete sich Gerhard Oberweis, Bürgermeister von Berglicht, zu Wort. Reiner Roth aus Lückenburg empfahl, vor einer Entscheidung Wirtschaftlichkeitsberechnungen anzustellen. Sein Tallinger Kollege Erich Thösen gab zu bedenken, dass die Gemeinden schließlich auch Friedhöfe bewirtschaften. In den "Zentralfriedhof" in Thalfang werde momentan investiert. Das Thema wurde auf eine der nächsten Sitzungen vertagt. Wie denken Sie, liebe Leserinnen und Leser, über Friedwälder? Schicken Sie uns Ihre Meinung in Kürze (maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge) bis Freitag, 10 Uhr, per E-Mail an hunsrueck-echo@volksfreund.de oder per Fax an 06503/981625. Bitte Name und Adresse nicht vergessen.

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