Meister für die letzte Ruhestätte

WITTLICH. Nichts ist so einfach, wie es aussieht, auch nicht der Beruf des Bestatters. Nun hat die Zunft im Kreis Bernkastel-Wittlich ihren ersten Meister gefunden: Er heißt Guido Eis.

Den Betrieb führt Guido Eis bereits seit 1993. Das Geschäft kennt der inzwischen 40-Jährige somit durch und durch. Er ist hineingewachsen, denn das Bestattungsunternehmen Eller-Schrot, gegründet 1930, führte lange Jahre sein Vater Waldemar. Eller-Schrot war eine echte Instanz in der Säubrennerstadt und ist es bis heute geblieben. Nun hält Eis ein Dokument in Händen, das ihn als Meister seiner Zunft auszeichnet: Er ist der erste im ganzen Landkreis.Schon mit den Begriffen fängt es an

Was er auf dem Weg dorthin gelernt hat, wird er nun häufig gefragt. Tote unter die Erde zu kriegen, könne so schwer doch schließlich nicht sein. Weit gefehlt. Wenn im Western der Totengräber seinen Hut ablegt und den letzten Sargnagel in den Deckel hämmert, hat das nichts mit der heutigen Realität im Geschäft zu tun. Schon bei den Begrifflichkeiten fängt es an. Nicht Sargnagel - es wären ohnehin Schrauben -, sondern Sargtulpen, nicht Totenzettel, sondern Trauerbilder, nicht Leichenwagen, sondern Bestattungskraftwagen, und der ist nach einer DIN gebaut. Schließlich darf nur der Bestatter Verstorbene transportieren, und der muss strengstens auf die Hygiene achten. Zuvor jedoch braucht er das Feingefühl von Psychologen. "Wir trainieren das Beratungsgespräch mit den Angehörigen", berichtet Guido Eis. In kürzester Zeit müssen sie zahlreiche Entscheidungen treffen und stoßen dabei an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Behutsam führt der Bestatter sie durch das Labyrinth der Möglichkeiten, denn: "Das Recht am Verstorbenen haben die Angehörigen." Wo und wie aufbahren, im verschlossenen Sarg, hinter Glas in der Leichenhalle, in einem wohnlichen Raum beim Bestatter oder, ganz intim - wie früher - im eigenen Haus? See-, Urnen- oder Erdbestattung, Bestattung im Boden oder in den, aus südlichen Ländern bekannten, vielstöckigen Kolumbarien? Viele Vorschriften zu beachten

Rechtsvorschriften und Friedhofsplanung, Schutz vor ansteckenden Krankheiten, vorbeugende Impfungen seiner inzwischen acht Mitarbeiter, die passende Software, Einbalsamieren und das Ausheben des Grabes: Eis muss, wie jeder moderne Arbeitgeber, vieles zu beherrschen, berücksichtigen und beachten. "Ich kann in diesem Beruf keinen 16-jährigen Schulabgänger ausbilden", sagt Eis, "der wäre hoffnungslos überfordert." Im Dezember fing bei ihm ein 25-Jähriger an, das geht schon eher. Eis empfindet seinen Beruf nicht als sonderlich belastend. Er habe im Leben wahrscheinlich nicht weniger Freude als jeder andere auch. Ein Friedhofsfreak ist er in den Jahren nicht geworden: Weder den Pariser Père Lachaise noch den Wiener Zentralfriedhof hat er je gesehen. Im Urlaub auf Bali allerdings wurde er Zeuge einer opulenten Feuerbestattung, da hat er sich auch in die Reihen der Prozession eingereiht. "Da sparen die Balinesen ihr ganzes Leben lang darauf", erzählt er, noch heute tief beeindruckt davon.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort