Mit Hellebarde und Laterne durch Traben-Trarbach

Traben-Trarbach · 22 Menschen, die in der historischen Verkleidung eines Nachtwächters durch ihre Heimatstädte führen, haben sich in Traben-Trarbach getroffen. Sie haben die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch genutzt und dabei die Moselstadt kennengelernt.

 Gruppenbild der Nachtwächter: 22 Gästeführer haben sich in Traben-Trarbach getroffen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Gruppenbild der Nachtwächter: 22 Gästeführer haben sich in Traben-Trarbach getroffen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Traben-Trarbach. Dies dürfte die sicherste Nacht in Traben-Trarbach seit langem gewesen sein. Denn 22 Nachtwächter aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland patrouillierten am Samstagabend durch die Moselstadt.
Anlass war das jährliche Nachtwächtertreffen, zu dem sich die Teilnehmer in Traben-Trarbach getroffen haben. Geradezu mittelalterlich wirkten die Kostüme der Ordnungshüter, von denen die meisten mit Hellebarde, Laterne und Dreispitz ausgestattet waren. Ein Dreispitz ist ein Hut mit drei Ecken in der Krempe. Eine Hellebarde ist eine Lanze, bei der unterhalb der Spitze eine beilförmige Schneide befestigt ist.
Doch das Beiwerk zur altertümlichen Verkleidung der Nachtwächter, die in ihren Heimatstädten als Fremdenführer tätig sind, ist nicht ganz unproblematisch: "Einige Kollegen mussten für ihre Hellebarde einen Waffenschein beantragen", sagt Jürgen Hey, der zusammen mit seinem Kollegen Günter Hauenstein aus Kautenbach in Traben-Trarbach die Figur des Nachtwächters darstellt. Die beiden ließen es sich nicht nehmen, ihren Kollegen und weiteren 60 Neugierigen die interessantesten Ecken der Moselstadt wie den historischen Rittersaal oder die eingemauerte Mörserkugel am Rathaus zu zeigen sowie lokale Anekdoten wie die Entführung Balduins durch die Gräfin Loretta zu erzählen.
"Früher kontrollierten die Polizisten bei den Schnapsbrennern persönlich, ob der Schnaps auch gut war", berichtet Hey mit einem verschmitzten Lächeln. Die Nachtwächter applaudierten ihren Traben-Trarbacher Kollegen mehrfach standesgemäß mit dem Aufstampfen ihrer Hellebarden.
Wortgewaltig hatten sich die Schauspieler im Nachtwächtergewand am Stadtturm gezeigt, als sie sich vor dem gemeinsamen Rundgang humorvoll vorgestellt und gleichzeitig fleißig Werbung für ihre Heimatstädte gemacht hatten. So bezeichnete der Oberweseler Nachtwächter seine Stadt als schönste am Mittelrhein, und sein Kollege aus Speyer war bei den winterlichen Temperaturen an der Mosel der einzige, der "frühlingshafte Grüße" überbringen konnte.
Mancher stellte sich in Versform vor, so wie Hiltrud Hartmann aus Cochem, die einzige Frau unter den Nachtwächtern. Der Bernkasteler Nachtwächter Hans Peter Kuhn genoss das Treffen sichtlich, genauso wie sein Saarburger Kollege Fiede Weishaar. "Diese Treffen sind sehr aufschlussreich. Wir lernen viele der schönen Orte kennen, die es außer Saarburg noch gibt", sagte er. So mancher erzählte im kleinen Kreise von seinen bemerkenswertesten Führungen. Dazu gehören bei dem Nachtwächter aus Speyer Rundgänge mit Schuldirektoren, die er erst einmal zur Ordnung rufen musste.
Sein Ebernburger Kollege Chnuz vom Hopfen - dieser Künstlername ist sogar im Personalausweis vermerkt - machte stattdessen positive Erfahrungen mit einer Gruppe jugendlicher Strafgefangener, die ausgesprochen aufmerksam seiner Führung folgten, erzählte er.

Extra

Die Nachtwächterführung in Traben-Trarbach findet von Ostern bis November an jedem letzten Samstag im Monat statt. Start ist um 21 Uhr am Alten Stadtturm in Trarbach. Zusätzlich können separate Termine für Gruppenführungen vereinbart werden. In Bernkastel-Kues finden die Nachtwächterführungen an unterschiedlichen Wochentagen und zu verschiedenen Uhrzeiten statt. Nähere Informationen zu den Nachtwächterführungen gibt es im Internet unter www.traben-trarbach.de oder www.bernkastel.de cst

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