Mit Joghurt zum Frieden

BERNKASTEL-KUES. Israel und der Nahostkonflikt beherrschen die Schlagzeilen. Botschaftsrat Joel Lion zeigte bei einem Vortrag die Zusammenhänge auf. Doch er wies auch auf die vielen anderen Gesichter seines Heimatlandes hin.

 Große Resonanz: Mehr als 260 Schülerinnen und Schüler sowie weitere Interessenten lauschen aufmerksam den Ausführungen von Botschaftsrat Joel Lion. Fotos: Clemens Beckmann

Große Resonanz: Mehr als 260 Schülerinnen und Schüler sowie weitere Interessenten lauschen aufmerksam den Ausführungen von Botschaftsrat Joel Lion. Fotos: Clemens Beckmann

"Ich werde oft gefragt, was ich in Deutschland mache. Meine Antwort: Ich verkaufe Joghurt." Diese Worte stammen nicht von einem Vertreter der Lebensmittelbranche, sondern von Joel Lion, seines Zeichens Botschaftsrat bei der israelischen Botschaft in Deutschland. Lion wählte den Vergleich in seinem Vortrag über "Israel: gestern, heute, morgen" bewusst. Seine Begründung: "Jeder kennt Joghurt, und jeder kennt Israel und den Nahostkonflikt." Kaum einer kenne aber die Inhaltsstoffe von Joghurt und kaum einer die Facetten des Staates Israel. Lion sprach am Donnerstag vor 260 Zuhörern, in der Mehrzahl Schülerinnen und Schüler, in der Aula des Nikolaus-von Kues-Gymnasiums. Den Kontakt hatte Yaghoub Khoschlessan, Vorsitzender des Bündnisses für Menschlichkeit und Zivilcourage, hergestellt. Khoschlessans Tochter Janine, eine ehemalige Schülerin des Gymnasiums, arbeitet seit vier Jahren in der israelischen Botschaft im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Dass die Geschichte zwischen Israel und Deutschland durch den Holocaust belastet ist, streifte Lion nur am Rande. Er rief die Zuhörer aber dazu auf, die besondere Beziehung zwischen Israel und Deutschland nie aus den Augen zu verlieren. Lion ging vielmehr auf den Nahostkonflikt ein, der Israel in seinem Bestand gefährde. Gefahr drohe ganz aktuell auch aus dem Iran. Und diese Gefahr erstrecke sich auch auf das Gebiet von EU und Nato. Der Nahost-Konflikt beherrsche die Schlagzeilen. Doch Israel habe viele Gesichter, betonte Lion. "Wir sind ein High-Tech-Land, haben die höchste Zahl an Hochschulabschlüssen und Buchveröffentlichungen sowie eine sehr freiheitliche und moderne Gesellschaft." Die Nachbarländer gehörten dagegen zu den ärmsten Ländern der Welt. Das schüre Neid. "Die Israelis leben mitten in einer Welt, die ganz anders ist." Dies müsse man wissen, wenn über das Land geredet und geurteilt werde. Israel sei bereit, auf die Nachbarn zuzugehen, und habe dies zum Beispiel mit der Räumung von 21 jüdischen Siedlungen im Gaza-Streifen bewiesen. Im Verhältnis zu den Palästinensern seien Verbesserungen eingetreten. Jetzt komme es darauf an, wie die Palästinenser bei der anstehenden Wahl votieren. Das Ergebnis werde auch die bevorstehende Wahl in Israel beeinflussen "Wir wollen in Frieden mit unseren Nachbarn leben", sagte der 42-Jährige. Der achtfache Vater traf gegenüber den jungen Leuten mit seiner Lockerheit und seinem Humor genau den richtigen Ton. Dazu passte, dass sich eine Schülerin nicht scheute zu fragen, wie die "Kippa", die typisch jüdische Bekleidung für den Hinterkopf, an so wenigen Haaren Halt finde. "Mit Klammern", sagte er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort