Mosel-Wein-Nachts-Markt: Kreis kritisiert Missmanagement

Traben-Trarbach · Die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich hat die Abwicklung des Mosel-Wein-Nachts-Markts in Traben-Trarbach unter die Lupe genommen. Der 32 Seiten lange Bericht kritisiert vor allem, dass nicht gut gewirtschaftet wurde und die Verantwortlichkeiten nicht geregelt waren.

Traben-Trarbach. Endlich liegt er vor, der Prüfbericht der Kommunalaufsicht zum Mosel-Wein-Nachts-Markt 2011/12, der Klarheit in das Dunkel bringen soll. Seit Monaten liegen Stadt und Verbandsgemeinde auf der einen und der ehemalige Tourist-Leiter Matthias Holzmann auf der anderen Seite im Clinch im Streit darüber, warum die Veranstaltung mit einem großen Defizit abgeschlossen hat - und darüber, wie hoch das Minus ist.
Am heutigen Montag wird der Stadtrat über die Ergebnisse des Berichts informiert und über die Stellungnahme der Verwaltungen von Stadt und Verbandsgemeinde (VG) dazu abstimmen. Der TV hat sich vorab den Prüfbericht angeschaut und die Kernkritikpunkte der Kreisverwaltung herausgearbeitet.
Die Abwicklung: "Die Durchführung des Wein-Nachts-Markts 2011/12 der Stadt Traben-Trarbach entsprach nicht den Grundsätzen einer sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung", schreibt die Kommunalaufsicht. Bei der Planung seien die Einnahmen und Kosten nicht fundiert ermittelt worden. Während der Veranstaltung habe man nicht ausreichend auf die Kostenentwicklung geachtet. Aus dem Ruder gelaufen seien vor allem die Kosten für die Werbung.
Weiterer Kritikpunkt: "Die Regeln des Vergabewesens wurden nicht beachtet." Leistungen seien gar nicht erst ausgeschrieben worden, und es hätten keine Vergleichsangebote vorgelegen. Der Stadtrat habe über manche Aufträge beziehungsweise deren Kosten erst beschlossen, als sie bereits erteilt waren - und das nicht-öffentlich. Dabei dürfen Aufträge nur erteilt werden, wenn das nötige Geld im Haushalt bereitsteht.
Auch bei Spenden und Sponsoringleistungen seien viele Fehler gemacht worden. Nur die Bürgermeisterin und ihre Beigeordnete dürften um Spenden werben und sie annehmen. Die Mitarbeiter der Tourist-Info (TI) durften dies also nicht. Sponsoring brachte der Stadt 45 000 Euro ein, der Wert der Sachspenden beträgt 10 425 Euro.
Außerdem seien weder Ziele noch Abläufe vereinbart und keine Verantwortlichkeiten festgeschrieben worden - ebenso wenig wie eine Regelung, wann und in welcher Form der Rat zu informieren ist. Fazit: "Die Mindestanforderungen an ein geordnetes Projektmanagement waren nicht erfüllt."
Die Zahlen: Laut Prüfbericht betragen die Einnahmen 113 873 Euro und die Ausgaben 235 258 Euro. Ergibt ein Minus von 121 385 Euro. Da ursprünglich mit einem Plus von 34 040 Euro gerechnet worden war, habe sich eine Ergebnisverschlechterung um 155 425 Euro ergeben.
Allerdings beinhalten die Gesamtausgaben auch Investitionen beispielsweise für Holzhäuser und Tische, die in den nächsten Jahren weiter genutzt werden können, erklärt die Kreisverwaltung. Die Investitionen für die Traben-Trarbacher Unterwelt, mehr als 66 200 Euro, hätten nicht mit dem Projekt Wein-Nachts-Markt verknüpft werden dürfen.
So soll\'s künftig besser laufen: Die Kreisverwaltung rät dazu, externe Dritte wie Gewerbevereine oder Verbände als Veranstalter für den Wein-Nachts-Markt zu gewinnen. Zudem sollen Regeln über die Zusammenarbeit zwischen Stadtbürgermeisterin und Mitarbeitern der Tourist-Info festgeschrieben werden.
Insgesamt müsse es klare Strukturen mit eindeutigen Verantwortlichkeiten geben. Wird das Budget überschritten, müsse der Stadtrat unmittelbar informiert werden.

Die Sitzung des Stadtrats beginnt am heutigen Montag um 18 Uhr im Stadthaus Alter Bahnhof.
Meinung

Schuldfrage bleibt ungeklärt
Der Prüfbericht der Kreisverwaltung legt dar, welche Fehler bei der Organisation des Wein-Nachts-Markts gemacht wurden - nicht, wem sie unterlaufen sind. Stadt und VG auf der einen sowie der ehemalige Tourist-Leiter und seine Anhänger auf der anderen Seite werden sich weiter gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Zwei deutliche Erkenntnisse aber hat der Bericht gebracht: Die Tourist-Info hätte sparsamer wirtschaften und die Stadt hätte sie stärker an die Leine nehmen müssen. Künftig sollte die Verwaltung wachsam ein Auge darauf haben, was in der TI vor sich geht, und beide Seiten müssen stetig das Gespräch suchen. Denn es darf nie wieder geschehen, dass am Ende nur noch über Anwälte kommuniziert wird. Beide Seiten sollten sich die Ratschläge des Kreises zu Herzen nehmen, getrennte Wege gehen und nach vorne blicken, anstatt weiter dreckige Wäsche zu waschen. u.quickert@volksfreund.de

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