Moselwein für Bahnreisende: Mitropa betrieb Zentralkellerei in Traben-Trarbach

Traben-Trarbach. · Im frühen 20. Jahrhundert hat die frühere Mitteleuropäische Schlaf- und Speisewagengesellschaft AG (Mitropa) einen großen Kellereibetrieb in Traben-Trarbach erworben. Die im früheren Weingut Carl Rumpel beheimatete Mitropa-Zentralkellerei wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der Deutschen Schlafwagen- und Speisewagen-Gesellschaft (DSG) übernommen. 1983 endete die Ära der Großkellerei.

In diesen Tagen jährt sich der 100. Gründungstag eines bekannten Unternehmens, das mehrere Jahrzehnte lang zu den bedeutendsten Arbeitgebern in der früheren Weinhandelsmetropole Traben-Trarbach gehörte. Die am 24. November 1916 gegründete Mitteleuropäische Schlaf- und Speisewagen AG (Mitropa) betrieb im Laufe des 20. Jahrhunderts eine Zentralkellerei in den Räumlichkeiten des früheren Trabener Weingutes C. Rumpel & Cie.
Die im Zeitraum 1900 bis 1901 errichtete Großkellerei Carl Rumpel verfügte über einen riesigen Säulenweinkeller aus dem Jahre 1754 sowie einen weitläufigen Kreuzgewölbekeller.

Dort deponierte die zu den ältesten Weinhandlungen der Stadt zählende Firma enorme Mengen an Moselweinen und Sekten für den weltweiten Export. Über einen langen "Schrotgang" erfolgte die Verladung von Weinfässern und -kisten auf Moselschiffe. Daneben wurden die kostbaren Rebensäfte auch in Frachtwaggons auf der nahegelegenen Eisenbahnlinie Pünderich-Traben-Trarbach abtransportiert.

In der damaligen Blütezeit des Traben-Trarbacher Weinhandels fanden erlesene Moselweine auch den Weg in luxuriöse Speisewagen der Internationalen Schlafwagengesellschaft (ISG). Die ISG dominierte einst den Betrieb mobiler Restaurants auf europäischen Schienenverkehrswegen. Um dieser Dominanz entgegenzuwirken, organisierten die Eisenbahnverwaltungen Deutschlands, Österreichs und weiterer europäischer Länder den Aufbau eines großen Unternehmens für die Bewirtung von Reisenden in internationalen Fernverkehrszügen und Bahnhofsgaststätten.

Am 1. Januar 1917 nahm die vor 100 Jahren entstandene Mitropa ihren Betrieb auf. Von Beginn an enthielten die Speise- und Getränkekarten der Gesellschaft stets auch eine große Auswahl an Moselweinen. Um ihre damaligen Hausweinmarken "Mitropa Gold, Silber und Kupfer" (siehe Extra) selbst herstellen zu können, ließ sich die Firma um 1928 in der Weinhandelsstadt Traben-Trarbach nieder.

Dort erwarb das Unternehmen das Anwesen der einstigen Großkellerei Rumpel, die um das Jahr 1919 in den Besitz des Weingroßhändlers Franz Otto Klein übergegangen war. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Aufspaltung der Firma durch die Teilung Deutschlands in verschiedene Besatzungszonen. Im Jahre 1950 entwickelte sich aus einem der westdeutschen Nachfolgeunternehmen die Deutsche Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft (DSG). Die damalige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesbahn (DB) setzte den Betrieb der Mitropa-Zentralkellerei an der Mosel fort.

Bis ins Jahr 1983 wurden in Traben-Trarbach Millionen Liter Wein für den Verkauf in DB-Speisewagen erzeugt und abgefüllt. Nach der Einstellung des Betriebes und dem Auszug der DSG wurde die Weingroßkellerei zu einer modernen Ferien- und Hotelanlage umgebaut. Heute dienen die historischen Weinkeller unter dem sogenannten "Moselschlösschen" als Tiefgarage.EXTRA

Auch die in den Jahren 1905 bis 1963 zwischen Bullay und Trier verkehrende Moseltalbahn verfügte über einen luxuriös ausgestatteten Salonwagen, in dem erlesene Moselweine von den Bahnreisenden genossen wurden. So erhielt die beliebte Eisenbahn einst ihren bekannten Spitznamen "Saufbähnchen".
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Bei den Mitropa-Produkten Gold, Silber und Kupfer handelte es sich um verschiedene Weine aus der Mittelmoselregion. So beinhaltete das Mitropa-Preisverzeichnis vom November 1928 beispielsweise folgende Erzeugnisse des Traben-Trarbacher Weingutes Franz O. Klein: 1924er Trabener (Kupfer), 1925er Ürziger (Silber) und 1921 Brauneberger Riesling (Gold). phiMehr zum Thema

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