Wein Moselwinzer baut Weingut in Amerika auf

Für den international bekannten Weinführer Gault Millau gehört Ernst Loosen aus Bernkastel-Kues zu den "Stars der deutschen Weinszene". Vor zehn Jahren wurde er bundesweit zum "Winzer des Jahres" gekürt. Jetzt hat der unternehmungsfreudige Winzer in den USA ein Weingut gegründet und baut dort vornehmlich Spätburgunder an.

 Ernst Loosen präsentiert eine kleine Auswahl seiner amerikanischen Weine. TV-Foto: Klaus Kimmling

Ernst Loosen präsentiert eine kleine Auswahl seiner amerikanischen Weine. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bernkastel-Kues. Ernst Loosen beschreibt sich selbst als einen "unruhigen Geist". "Mich interessieren neue Dinge, und ich kann mich schnell für etwas begeistern", sagt der 53-Jährige. Seine Leidenschaft für Mosel-Steillagenriesling ist in der Weinszene bekannt. In Bernkastel-Kues hat er ab Ende der 1980er Jahre ein 18 Hektar großes Spitzenweingut aufgebaut. Die Weinberge, zu 98 Prozent mit Riesling bestockt, liegen ausschließlich in Spitzenlagen der Mittelmosel.

Loosen ist aber auch ein Fan des Spätburgunders. International ist die Rotweinsorte eher bekannt als Pinot Noir. In Oregon, USA, hat Loosen ein Weingut gegründet und eine Kellerei gebaut. Angestrebte Jahresproduktion: 150 000 Flaschen. Zum Vergleich: Sein Weingut Dr. Loosen in Bernkastel-Kues produziert im Schnitt 130 000 Flaschen.

In Oregon, einem Bundesstaat im äußersten Westen der USA, hat er zehn Hektar Land gekauft, auf dem jetzt 90 Prozent Pinot Noir und zehn Prozent die Weißweinrebe Sauvignon blanc wachsen.

Vermarktungsprobleme befürchtet Loosen nicht. Der Moselwinzer ist seit vielen Jahren in den USA aktiv. 1999 gründete er zusammen mit dem Weingut Chateau St. Michelle im US-Staat Washington ein Gemeinschaftsunternehmen und kreierte einen Rieslingwein namens "Eroica". Zu Beginn produzierte Loosen zusammen mit seinem amerikanischen Geschäftspartner 30 000 Flaschen "Eroica", inzwischen liegt die Stückzahl bei 360 000 Flaschen.

Loosen ist stets auf der Suche nach Weinbaustandorten, wo bestimmte Rebsorten optimal gedeihen können und Spitzenweine hervorbringen. Bereits 1996 pachtete er das elf Hektar große Traditionsweingut J.L. Wolf im pfälzischen Wachenheim, das für hervorragende Riesling- und Grauburgunderweine steht.

Und jetzt also Oregon. Dort ist aufgrund der Böden und des gemäßigten Klimas der Anbau des Pinot Noir viel eher möglich als im sehr warmen Kalifornien.

Die Weinberge werden von Farmern bewirtschaftet. Großbauern, die gleichzeitig Trauben, Äpfel oder Tannenbäume anbauen. Diese wiederum engagieren in der Regel Lohnunternehmer, um möglichst rationell die Flächen zu bearbeiten. Loosen: "Es gibt doch große Unterschiede zwischen der neuen und der alten Weinwelt." Farmer erzeugen die Produkte, Winemaker, wie Loosen, kümmern sich um die Kellerwirtschaft und den Verkauf. Vieles in den USA sei weniger kompliziert als in Deutschland, weiß Loosen. Sehr lange Genehmigungsverfahren für den Bau einer Kellerei kenne man dort nicht. Und auch die Mentalität der Amerikaner gefällt Loosen. Hierzulande sei oft Neid zu spüren, dort werde ein risikofreudiger Unternehmer auch von Konkurrenten bewundert und gelobt.

Über den Absatz seiner amerikanischen Rotweine macht sich Loosen keine Gedanken. Bereits vor sieben Jahren hat er in den USA ein Vertriebssystem mit mehreren Büros im ganzen Land aufgebaut.

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