Motorradfahrer nerven viele Piesporter

Piesport/Veldenz · Piesporter Bürger beschweren sich über Dauerlärm. Denn immer mehr Motorradfahrer entdecken die Serpentinen hinauf nach Klausen. Für die malerische Strecke werben Motorsportratgeber und Videos im Internet.

 Biker in Piesport und Veldenz treiben es nach Meinung vieler Anwohner manchmal zu wild. Foto: privat

Biker in Piesport und Veldenz treiben es nach Meinung vieler Anwohner manchmal zu wild. Foto: privat

Piesport/Veldenz. An Wochenenden ist es besonders schlimm. Motorradfahrer scheinen dann nicht müde zu werden, die Serpentinen nach Klausen rauf und wieder hinunter nach Piesport zu fahren. Dabei lassen einige ihre Maschinen ordentlich dröhnen, was die Nerven von Anwohnern strapaziert. Denn was für die Fahrer eine seltene Freude ist, ist für sie eine fast tägliche Zumutung. "Die rasen den Berg hoch und wieder runter", erzählt Irmgard Hill aus Piesport. Mal sammelten sich die Fahrer an der Kirche, mal umrundeten sie den Kreisel. Denn mit einer Tour ist es selten getan. Die Serpentinen werden meist mehrmals erobert - und das oft mit extrem aufgedrehten Motoren.

Forderung: Runter vom Gas


Eine drastische Geschwindigkeitsbegrenzung oder verstärkte Kontrollen könnten vielleicht helfen, sagt Hill mit Blick auf die vielen ausländischen Kennzeichen. In Nachbarländern sei das wohl nicht erlaubt. Auch Ortsbürgermeister Karl Heinz Knodt hofft auf mehr Polizeikontrollen. Würden die vorgeschriebenen 70 Stundenkilometer eingehalten, wäre das sicher weniger ein Problem. Der Lärm sei an manchen Tagen unerträglich. Dafür seien auch Internetplattformen verantwortlich. "Da sind Filmchen zu sehen, in denen der Piesporter Berg angepriesen und weiterempfohlen wird."
Sein Veldenzer Kollege Norbert Sproß, selbst Motorradfahrer, kennt das Problem. Die Serpentinen nach Gornhausen sind ähnlich beliebt. Noch habe die Gemeinde nichts unternommen: "Aber das wird bei uns auch mal ein Thema werden", ist er sicher.
Die Beamten der Polizeiinspektion (PI) Bernkastel-Kues können nach eigener Aussage nur wenig ausrichten. Solange laute Auspuffanlagen erlaubt seien, sei dies mit Kontrollen nicht in den Griff zu bekommen, heißt es auf TV-Nachfrage aus der PI. Außerdem werde in Motorsport-Ratgebern für die Strecken geworben, was zu noch mehr Lärm im Moseltal führe.
Doch Anwohner können auf bessere Zeiten hoffen. Die gesetzlichen Vorgaben sollen überarbeitet werden (siehe Extra). Antworten des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen bestätigen den geringen Spielraum der Polizei, Überschreitungen von Geräuschgrenzwerten Einhalt zu gebieten. Der aktuelle Sanktionsrahmen weise "eklatante Regelungslücken" auf, heißt es. Bei Fahrzeugkontrollen könnten nur Schalldämpferanlagen überprüft und Standgeräusche gemessen werden.
Manipulation oder der Einbau nicht zugelassener Bauteile werden mit einem Bußgeld von 15 Euro geahndet, was Wiederholungstäter wohl kaum abschrecke. Messungen des fließenden Verkehrs seien wegen Nebengeräuschen ungeeignet.Meinung

Dafür gibt\\'s den Nürburgring
Sich schlängelnde Straßen mit meist gutem Belag, eine schöne Landschaft und gastfreundliche Betriebe: Die Mosel ist bei Motorradfahrern zweifelsohne beliebt - und das freut Hotels, Eisdielen und Wirtschaften. Vielerorts sprechen Gaststätten konkret die Biker als Kunden an. Kurzum: Motorradfahrer sind an der Mosel willkommen. Aber für jeden Urlauber gilt: Auch in der Ferne muss er sich benehmen. Und zum guten Benehmen gehört es eben nicht, zum eigenen Vergnügen aufs Gaspedal zu treten, die immergleichen Runden zu drehen und damit die Ruhe der Anwohner zu stören und die Sicherheit auf den Straßen zu gefährden. Straßen sind da, um von A nach B zu fahren. Wer um des Rasens willen fährt, der nimmt besser die wenige Kilometer entfernte Abfahrt zum Nürburgring. Dort wird jeder Besucher mit Kusshand empfangen. u.quickert@volksfreund.deExtra

Unnötiger Lärm und vermeidbare Abgase sind laut Straßenverkehrsordnung § 30 auch außerhalb von Ortschaften verboten. Da das "unnütze Hin- und Herfahren" aber eine konkrete Belästigung voraussetzt, wird dies eher innerorts zum Problem. Die Lautstärke-Grenzwerte von Motorrädern hat das EU-Parlament festgelegt. Die Bundesregierung bemüht sich um verbesserte Vorschriften im europäischen Recht. Falls die EU-Kommission dem folgt, droht künftig schneller der Entzug der Betriebserlaubnis und ein höheres Bußgeld.urs

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