Neue Maria leuchtet bunter

NEUMAGEN-DHRON. Die alljährliche Prozession zum Marienfelsen Folz hat eine fast 100-jährige Tradition. Am Wochenende hat eine Nachbildung den angestammten Platz des hölzernen Originals eingenommen.

 Malermeister Karl-Heinz Falkenburg, der hier mit seinem Sohn die Original-Pieta in Händen hält, hatte die Farbgestaltung der Nachbildung übernommen.Foto: Ursula Schmieder

Malermeister Karl-Heinz Falkenburg, der hier mit seinem Sohn die Original-Pieta in Händen hält, hatte die Farbgestaltung der Nachbildung übernommen.Foto: Ursula Schmieder

"O Mariahilf", bangten einige ältere Zaungäste, als die FolzerMarienstatue in schwindelnder Höhe langsam den Felsen hinabgelassen wurde. Was, wenn die 150-Kilo-Nachbildung der imOriginal aus einem hohlen Stamm geschnitzten Pietà hinab stürzenwürde? Doch nach 70 Minuten Bangen war alles gut: "Sie steht", rief einer dem anderen zu und ein erleichtertes Lächeln machte sich auf den Mienen von Akteuren und Zuschauern breit.

Wetterfeste Nachbildung ersetzt Original

Der angestammte Platz der "Maria in Folz" befindet sich etwa in halber Höhe des wohl nach ihr benannten Marienfelsens. Dort ruhte die Pietá in rund 20 Metern Höhe in einer Felsnische, die durch einen kleinen Vorsprung vor Wind und Wetter etwas geschützt ist.

Das hölzerne Original hatte dennoch in all den Jahren gelitten, weshalb es nun in die Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit umziehen wird. Derweil übernimmt das robuste Double aus einem Zement-Kunststoff-Gemisch die Vertretung in luftiger Höhe.

Nachforschungen ohne Ergebnis

Ursprünglich hatte die Holz-Pietà in der alten Kirche am Domfreihof gestanden. Warum sie dann später nicht in die zwischen 1910 und 1912 erbaute neue Kirche einzog, weiß heute in der Gemeinde keiner mehr so recht. Zumindest haben entsprechende Nachfragen laut Franz-Josef Görgen zu keinem Ergebnis geführt.

Unstrittig sei jedoch, so der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, dass die Figur zu jener Zeit ihren unwirtlichen Platz im Felsen einnahm. Seither ist es in Dhron Brauch, dass am Vorabend des ersten Mais eine vom Musikverein begleitete Prozession zur "Maria in Folz" führt.

Die Pietà erstrahlt an diesem Abend in einem Meer von 360 bis 460 Kerzen. Diese sind ausschließlich weiß und werden von den Kindern des Ortes eine Woche zuvor im Dorf gesammelt. Anschließend bringen die Anwohner des Marienfelsens, die Familien Heinz Kohl und Christoph Kohl sowie Marco Bastian, diese über mehrere Leitern rund um die Statue an.

Dass die Nachbildung vom Boden aus besser zu sehen ist als das Original, wie einige nach dem Einsatz feststellten, ist kein Zufall. Karl-Heinz Falkenburg wählte nach eigener Aussage "extra leuchtende Farben, die brillanter zur Geltung kommen".

Dem Malermeister war die möglichst originalgetreue Farbgebung von der Mimik bis zu Kleidern und Blutflecken anvertraut worden. Nachdem die Figuren mehrere Wochen in seinem Keller zugebracht hatten, freute er sich, als die Aktion erfolgreich abgeschlossen war.

Unterstützung von der Feuerwehr

Anfangs sollte ein größerer Kran für die Umsetzung geordert werden. Doch der örtliche Unternehmer Conrad übernahm dies mit seinem Autokran zu einem günstigeren Preis.

Unterstützung kam von der Feuerwehr, die mit Know-how sowie Gurten und Leinen für eine sichere Heimkehr der Maria in den Ortsteil Folz sorgte. Das um einiges leichtere Original konnte mit weit weniger Aufwand von zwei Personen getragen werden. Die Nachbildung hat jedoch einen großen Vorteil: Klauen wird die auf dem Sockel eines Gestells der Schlosserei Hardt angeschraubte massive Pietá wohl keiner.

Die Prozession zum Marienfelsen ist am heutigen Mittwoch, 30. April, im Anschluss an die 19-Uhr-Andacht.

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