Neuer DRK-Geschäftsführer in Bernkastel-Kues Mit Eiern und Nudeln frisch ans Werk

Bernkastel-Kues · Sebastian Böstel ist neuer Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks  Bernkastel-Wittlich. Auf ihn warten 1200 Mitarbeiter und wegen gesetzlicher Vorgaben viele Herausforderungen.

 Auf  Sebastian Böstel (links), den neuen Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks, warten viele Herausforderungen. DRK-Kreisverbandsvorsitzender Ulf Hangert baut dabei  auf dessen Erfahrungen.

Auf  Sebastian Böstel (links), den neuen Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks, warten viele Herausforderungen. DRK-Kreisverbandsvorsitzender Ulf Hangert baut dabei  auf dessen Erfahrungen.

Foto: TV/Clemens Beckmann

Die ersten Erfahrungen mit seinem neuem Arbeitgeber machte Sebastian Böstel auf der Straße: Es waren und sind auch immer noch die Kolonnen von Fahrzeugen vom und zum Kueser Plateau. Eine Armada von Kleinbussen, die Menschen mit Behinderungen zu den Werkstätten und Produktionshallen des DRK-Sozialwerks fährt und sie am späten Nachmittag wieder abholt. Seit etwa einem Jahr ist Böstel Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks. Das hatte sich vorher von Christian Johann getrennt (der TV berichtete). Zuerst war Böstel eine halbes Jahr so etwas wie ein Übergangs-Geschäftsführer, der eine Bestandsaufnahme vornahm. Einen solchen Job hatte der 52-Jährige vorher schon mehrfach. „Da habe ich immer nur geordnet und aufgeräumt aber nie gestaltet“, erzählt er.

Als die Stelle dann wie vorgesehen ausgeschrieben wurde, bewarb sich der aus der Nähe von Hannover stammende Volkswirt – und wurde genommen. Dabei half ihm natürlich sein in dem halben Jahr erworbenes Wissen über das DRK-Sozialwerk aber, so DRK-Kreisvorsitzender Ulf Hangert , auch seine Erfahrungen, die er bei verschiedenen Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden gemacht hatte.

Sebastian Böstel kommt in einer Zeit, die von Herausforderungen geprägt ist. Ursache sind Vorgaben im Bundesteilhabegesetz, die zu Veränderungen führen werden. „Davon sind die Werkstätten und die Wohnbereiche betroffen“, betonen Böstel und Hangert: Und damit etwa 600 Menschen (von insgesamt 1200 Mitarbeitern) mit Beeinträchtigungen.

„Wir müssen das machen“, heben die beiden hervor. Grundlegend wird der Wandel, wo noch nicht geschehen, bei der Wohnsituation sein. Die Menschen sollen in der Mitte der Gesellschaft leben und daran teilhaben. Böstel nennt es so: „Da, wo was los ist.“

 Der Josephshof bei Graach soll aufgegeben werden.

Der Josephshof bei Graach soll aufgegeben werden.

Foto: TV/Clemens Beckmann

Das bedeutet unter anderem: Das Wohnheim Josephshof am Ortsrand von Graach soll aufgelöst werden, wenn neue Räume zur Verfügung stehen. Ein Teil der ehemals 65 Bewohner hat das 1997 eröffnete historische Anwesen bereits verlassen.

Das geht einher mit dem Umzug der dort vom Sozialwerk betriebenen Sektkellerei. Sie soll in den nächsten drei bis vier Jahren mit der Weinkellerei auf dem Plateau vereinigt werden. Das Gebäude entspreche nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen, sagen Hangert und Böstel.

Es könnte dann veräußert werden. Neue Wohnheime sollen entweder in Eigenregie oder in Partnerschaft mit Investoren gebaut werden. Dafür laufe bereits die Suche.

Das DRK-Sozialwerk bietet viele Arbeitsplätze an – unter anderem in einer eigenen Schreinerei und Schlosserei, im Gartenbau, zu dem ein Hofladen gehört, und im Weinbau. Das Sozialwerk ist auch Partner von regionalen Firmen, für die es einfache Montagearbeiten ausführt.

Solche Arbeiten seien aber auch einem ständigen Wandel unterzogen. „Deshalb muss man immer nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten“, sagt Sebastian Böstel. Und das haben er und seine neuen Mitarbeiter bereits getan. Das Sozialwerk werde unter anderem Eierproduzent, berichtet er. Etwa 250 Legehennen sollen angeschafft werden und in einem mobilen Stall mit Auslauf ihrer Tätigkeit nachgehen. „Platz haben wir ja genug“, sagt Böstel mit Blick auf das Gelände auf dem Plateau. Auch Nudeln sollen in Zukunft hergestellt werden.

Davon könnten der Hofladen sowie regionale Lokale und Geschäfte profitieren. Der Hofladen, der anfangs nur Saisonware (Salat, Gemüse) führte ist für viele Bürger ein fester Anlaufpunkt. Und der große Lastwagen unternimmt immer mehr Touren zu Supermärkten in der Region.

Von Bedeutung ist auch der Weinbau. Die Weine sind renommiert und bekannt, so zum Beispiel die Loriot-Weine, über die der TV bereits mehrfach berichtet hat. Das DRK-Sozialwerk hat vor einiger Zeit auch die Geschäftsführung im Klosterladen Himmerod übernommen. Dort wird auch die Klosterfischerei betrieben.

Das DRK-Sozialwerk ist seit einigen Jahren auch Pächter der dem Land Rheinland-Pfalz gehörenden Domäne Avelsbach in Trier. Diese Zusammenarbeit soll aber beendet werden (der TV berichtete).

Es gibt also in den kommenden Jahren viel Arbeit für Sebastian Böstel, der nach Bernkastel-Kues gezogen ist, am Wochenende aber zu seiner Familie nach Bonn pendelt. „Wir stehen vor Herausforderungen und auf die Zukunft gerichteten Veränderungen“, gibt Ulf Hangert die Richtung vor.

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