Noch kein Urteil im Prozess gegen Matthias Holzmann

Bernkastel-Kues · Hat der mittlerweile entlassene Matthias Holzmann ein falsches Zeugnis vorgelegt, als es um seine Einstellung als Leiter der Tourist-info in Traben-Trarbach ging? Die Frage blieb im Prozess vor dem Amtsgericht Bernkastel-Kues gestern offen. Richter Oliver Emmer will weitere Informationen aus Chile anfordern.

Bernkastel-Kues. Zwei Männer wollten es in der Verhandlung vor dem Amtsgericht Bernkastel-Kues ganz genau wissen. Das führte dazu, dass das Verfahren auch nach fünf Stunden nicht beendet war, sondern neue Fragen aufgeworfen wurden, die nun die deutsch-chilenische Handelskammer in Chile beantworten soll. Worum es ging? Um die Frage, ob Matthias Holzmann und seine Frau gemeinschaftlich Urkundenfälschung begangen hatten, als er sich 2010 in Traben-Trarbach als Tourismuschef beworben hatte.
Anfrage bei Handelskammer


Der eine Mann, der es genau wissen wollte, war Richter Oliver Emmer. Er hatte zuvor den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft in dieser Sache abgelehnt und das Hauptverfahren eröffnet, weil er nach eigener Aussage Bedenken hatte, ob die Angeklagten mit Vorsatz gehandelt hätten. Emmer befragte sie und Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus, die als Zeugin geladen war, sehr ausführlich in der Verhandlung. Doch das reichte ihm nicht. Nun will er die chilenischen Gepflogenheiten im Umgang mit Firmennamen ergründen, deshalb fragt er bei der Handelskammer nach.
Der andere Mann war Matthias Holzmann. Er lehnte die Einstellung des Verfahrens, die der Richter in einer Besprechung gegen Ende vorgeschlagen hatte, ab. Seine Begründung: "Ich bin der Meinung, ich habe keine Urkundenfälschung begangen. Wird das Verfahren eingestellt, gibt es kein Urteil und es bleibt Raum für Interpretationen."
Der konkrete Vorwurf der Staatsanwalt lautete: Holzmann habe der Stadt Traben-Trarbach ein von seiner Frau unterschriebenes Zeugnis der chilenischen Firma "Condor vision limitada" vorgelegt. Er habe behauptet, als Geschäftsführer mit dieser Firma erfolgreich gewesen zu sein. Doch das Unternehmen existiere nicht. Was es jedoch gebe, sei die Firma "Sociedad de publicidad Condor maps limitada" - und die sei in erhebliche finanzielle Probleme geraten.
Holzmann fand für alle Vorwürfe eine Erklärung. Die beiden Namen gehörten zu ein und derselben Tourismus-Firma, was sein Anwalt auch mit einem Schreiben der deutschen Creditreform belegte. In dem südamerikanischen Land, in dem er 17 Jahre lang gelebt hat, sei es üblich, Firmen einen offiziellen Namen und einen Fantasienamen zu geben, sagte Holzmann.
Er räumte auch finanzielle Probleme ein. Die seien bei einem Tochterunternehmen aufgelaufen, das Reisen mit Dollarpreisen per Katalog in Deutschland angeboten habe. Und unter dem Verfall der amerikanischen Währung 2007 habe es so stark gelitten, dass Insolvenz habe angemeldet werden müssen.
Einfache Erklärung


Auch dafür, dass seine chilenische Ehefrau das Zeugnis unterschrieben hatte, präsentierte der arbeitslos gemeldete Touristiker eine einfache Erklärung: Sie sei zusammen mit ihm Gesellschafterin der Firma und zudem Vorsitzende des Direktoriums gewesen. Er habe ja nicht selbst unterschreiben können. All diese Aussagen bestätigte auch Holzmanns Frau.
Papier nachgereicht


Und welche Rolle hat nun das Zeugnis bei der Einstellung Holzmanns gespielt? Offensichtlich keine ganz große. Stadtbürgermeisterin Pönnighaus bestätigte Holzmanns Angaben, wonach der Stadtrat sich bereits für ihn entschieden hatte, ohne je ein Zeugnis gesehen zu haben. Demnach hat Holzmann das Papier auf Verlangen der Verwaltung nachgereicht, als die noch nicht unterschriebenen Arbeitsverträge bereits übersandt worden waren.
Eine der Fragen, die Richter Oliver Emmer nun noch ergründen will, lautet: Ist es in Chile üblich, dass arbeitsrechtliche Zeugnisse unter dem chilenischen Fantasienamen erstellt werden? Er will es wirklich ganz genau wissen.Extra

Mit dem Vorwurf, Matthias Holzmann habe ein falsches Zeugnis vorgelegt, hat die Stadt Traben-Trarbach die erste Kündigung des Tourismuschefs begründet. Diese wurde vom Gericht kassiert. Mittlerweile wurde Holzmann das zweite Mal gekündigt. Diesmal lautet der Vorwurf, der Touristiker habe die Bürgermeister von Stadt und Verbandsgemeinde mit Nazis in Verbindung gebracht. Auch gegen diese Kündigung hat Holzmann geklagt. Das Verfahren steht noch aus. mai

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