Nummer gegen Kummer

WITTLICH. (red) Stress mit den Elter, Liebeskummer, frühe Schwangerschaft: Es gibt viele Gründe, warum junge Menschen Hilfe suchen. Die Mitarbeiter des Jugendtelefons Wittlich haben ein offenes Ohr für sie.

Das Kinder- und Jugendtelefon Wittlich gehört zum Netz der 96 Telefone in Deutschland, die unter der einheitlichen "Nummer gegen Kummer" (0800-1110333) zu erreichen sind. Im Jahr 2005 nutzten Kinder und Jugendliche der Region in mehr als 8100 anonymen Gesprächen das Angebot, kostenlos über Festnetz und Handy mit ehrenamtlichen Beratern über ihre Probleme zu sprechen. Seit mehr als acht Jahren schult der Kreisverband des Deutschen Kinderschutzbund (DKSB) neue Berater für diese verantwortungsvolle Tätigkeit. "Die Berater der ,Nummer gegen Kummer' müssen gut zuhören können und bereit sein, sich in die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen hinein zu versetzen", sagt Projektleiterin Silke Meyer-Henter. Es gehe in den Gesprächen darum, gemeinsam mit den Anrufenden Lösungen zu erarbeiten. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter machen Mut, geben Rat und verweisen bei Bedarf an Stellen, die Hilfestellungen leisten können. Das können "Pro Familia", eine Drogenberatungsstelle, das Jugendamt, ein Streetworker oder andere Einrichtungen sein. Jugendliche geben durch ihre Fragen den Auftrag für das Gespräch - sie bestimmen das Thema. Den Anrufenden wird absolute Anonymität garantiert. Den kostenfreien Anruf ermöglicht der Sponsor Telekom, sie garantiert auch, dass diese Telefonate auf der Rechnung nicht erscheinen. Auch die Berater bleiben für die Anrufenden anonym. Der DKSB bildet seit 1999 nach einem bundesweit einheitlichen Standard die Interessenten für den wichtigen Dienst am Telefon in 70 Stunden aus. Die qualifizierte Schulung wird durch das rheinland-pfälzische Ministerium für Frauen Bildung und Jugend gefördert. "Das hat mich persönlich und beruflich weiter gebracht", bestätigt Katja. Sie ist bereits seit vier Jahren dabei. Fortbildung und eine regelmäßige Supervision durch einen Psychologen tragen dazu bei, dass auch die Ehrenamtlichen mit all dem, was an Sorgen und Nöten an sie heran getragen wird, gut umgehen können. "Die Themen der Kinder und Jugendlichen können Berater durchaus an ihre eigenen Grenzen führen", bestätigt die Projektleiterin, "vor allem, wenn es um sexuellen Missbrauch oder häusliche Gewalt geht." Stress mit den Eltern, Liebeskummer, Trennung der Eltern, frühe Schwangerschaft, Ausgrenzung und Gewalt in der Schule, schlechte Noten, Arbeitslosigkeit, Alkohol und Drogen sind die häufigsten Themen, die von den Kindern und Jugendlichen angesprochen werden. Täglich von Montag bis Freitag in der Zeit von 15 bis 19 Uhr ist das Telefon in Wittlich besetzt, die ehrenamtlichen Mitarbeiter lösen sich in Zwei-Stunden-Schichten ab. Der Anteil der Beraterinnen ist sehr hoch, und Silke Meyer-Henter und ihr Team wünschen sich mehr Männer ans Telefon. Wer sich für eine Mitarbeit am Kinder- und Jugendtelefon interessiert, kann sich für den Infoabendbeim Kinderschutzbund Bernkastel-Wittlich (Telefon 06571/2110) vormerken lassen. Die Schulung, die im Herbst unter der Leitung einer Diplompsychologin startet, ist kostenlos. Berater verpflichten sich im Gegenzug dazu, zwei Jahre lang zwei Mal im Monat am Sorgentelefon ehrenamtlich einen "Dienst" zu tun.

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