Ohne Paarung kein Schaden

Einen der schlimmsten Schädlinge im Weinbau, den Traubenwickler, haben die Winzer seit über 20 Jahren im Griff. Dank des Einsatzes von Pheromonen kann die Verbreitung des Insektes verhindert werden. Ein Vorreiter auf dem Gebiet dieser biologischen Schädlingsbekämpfung ist die Weinbaugemeinde Kröv, die als erste an der Mosel flächendeckend Pheromone einsetzte.

 Die Pheromone werden in solchen Dispensern ausgebracht. Diese sind flüssigkeitsgefüllte Kunststoffampullen. TV-Foto: Winfried Simon

Die Pheromone werden in solchen Dispensern ausgebracht. Diese sind flüssigkeitsgefüllte Kunststoffampullen. TV-Foto: Winfried Simon

Kröv. (sim) Kommenden Samstag und Sonntag schwärmen rund 40 Helfer in die Weinberge von Kröv aus, um gegen ein Insekt vorzugehen, das enorme Schäden verursachen kann. Die Helfer hängen braune Kunststoff-Ampullen an die Reben, in dem sich ein Sexuallockstoff (Pheromon) des Traubenwicklers befindet. Auf 120 Hektar bringen die Helfer rund 60 000 dieser Kunststofffläschen aus. Der Effekt: Die Traubenwickler-Männchen riechen die künstlich hergestellten Pheromone. Weil die Konzentration im Weinberg so hoch ist, werden die paarungswilligen Männchen "verwirrt", sie finden die Weibchen nicht mehr und können sich folglich nicht vermehren.In Kröv werden rund 60 Prozent der Rebfläche mit Pheromonen (das Mittel heißt RAK) "behandelt". In den restlichen Flächen ist der Einsatz nicht notwendig, weil dort der Traubenwickler kaum vorkommt. Bereits Anfang der 80er Jahre wurde in Kröv mit den Pheromonen "experimentiert". Zunächst versuchte man, den Wirkstoff in Form von Konfetti-Blättchen per Hubschrauber auszubringen, später wurden Kunststoffbänder verwendet. Schließlich setzten sich die Ampullen durch. Zuständig für die Organisation des Einsatzes ist Norbert Weber vom Kröver Raiffeisenmarkt. Die EU fördert den Pheromon-Einsatz mit 125 Euro pro Hektar. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 190 Euro pro Hektar, hinzu kommen die Kosten für die Ausbringung.Bernd Ketter, Vorsitzender des Kröver Spritzausschusses, berichtet, dass es seit der RAK-Anwendung so gut wie keine Ertragsverluste wegen des Traubenwicklers mehr gibt. In früheren Jahren habe es fast in jeder Gemarkung die berüchtigten "Wurmlöcher" gegeben - Parzellen, in denen der Traubenwickler sich besonders gerne ausbreitete und dort in manchen Jahren eine halbe Ernte vernichtete. Damals setzten die Winzer Insektizide ein, vor allem E 605 - ein Mittel, das wegen seiner äußerst toxischen Wirkung im Volksmund auch "Schwiegermuttergift" genannt wurde. Das Mittel ist seit Jahren in Deutschland verboten.

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