Pelmenis, Puppen und auch Wodka

WITTLICH. Angehörige vieler verschiedener Nationen leben in Wittlich. Unter anderen Russland-Deutsche. Drei von ihnen haben Läden in Wittlich eröffnet.

Manchmal reicht es einfach, in einen Laden zu gehen, um die Herkunft der Besitzer festzustellen. So ist es auch in einem russischen Laden, in dem man in einem Tiefkühlschrank die berühmten russischen Pelmenis (Maultaschen) und Blintschikis (Pfannkuchen) mit verschiedenen Füllungen findet. In den Regalen stehen außerdem noch Matrjoschkas (russische Holzsteckpuppen), Dosen mit Salzgurken und natürlich Wodka. So ein Lädchen befindet sich direkt im Zentrum in der Himmeroder Straße und trägt den Name Irina. Dort arbeitet die Verkäuferin Maria Rehberger. Sie ist schon seit vier Jahren im Geschäft.Einkaufen und eine andere Kultur kennen lernen

Vor zwölf Jahren ist sie zusammen mit ihrem Mann und ihren vier Kindern nach Deutschland gekommen. Das erste, was ihr auffiel, war die Freundlichkeit bei Behörden und Ämtern - und auch der Nachbarschaft, denn viele haben ihr Hilfe angeboten. Mittlerweile hat sich die Familie gut eingelebt. Die Kinder gehen ihre beruflichen Wege und haben eigene Familien. Nur die jüngste Tochter Irina besucht noch das Gymnasium und lebt bei den Eltern. Obwohl das Geschäft nicht groß ist, bietet es eine Vielzahl von verschiedenen russischen Spezialitäten. Das Lädchen um die Ecke zieht nicht nur Russen, sondern auch Deutsche an. Viele, die dort verkehren, erzählen gern über ihre Reisen nach Russland. Andere, die früher in Ost-Deutschland gelebt haben, kennen Russland und pflegen ihre nostalgischen Erinnerungen mit russischen Lebensmitteln und Getränken. Es gibt Käufer, die noch auf ein Gespräch vorbeikommen: Maria ist eine gute Zuhörerin. Es geht nicht nur ums Einkaufen, sondern auch darum, eine andere Kultur kennen zu lernen. Ein anderes russisches Geschäft gibt es in der Gottlieb-Daimler Straße. Der Besitzer ist Jurij Resnitschenko. Seit 1997 ist er selbstständig. Nach seiner Einreise nach Deutschland hat er zunächst einen Sprachkurs besucht. Sein großer Wunsch, auf eigenen Beinen zu stehen, um seine Familie ernähren zu können, hat ihn auf die Idee gebracht, ein Geschäft zu eröffnen. Er bietet Lebensmittel und Geschenkartikel an. Einige Monate später war es soweit. Statt im Zentrum ist sein Laden nun im Industriegebiet. Jurijs Frau hilft, wo sie kann: Bei einem Haushalt mit zwei Söhnen bleibt da nicht so viel Zeit. Die Resnitschenkos wohnen schon vier Jahre in Wittlich. In der Freizeit, die bei der Familie knapp ist, treffen sie sich mit Verwandten oder gehen durch die Stadt spazieren. Wittlich, mit Blumen und Pflanzen geschmückt, hat mit seiner Schönheit von Anfang an die Herzen der Neubewohner erobert. Auch in die Max-Planck-Straße kommt internationales Publikum. Denn dort gibt es ein Geschäft mit russischen Waren, aber auch türkische, arabische Artikel und Waren aus anderen Ländern werden angeboten. Es ist ein interessantes Konzept der Geschäftsführerin Olga Schreiner, die ihren Laden für mehr Käufer attraktiv machen will. In den Regalen stehen zusammen mit russischen Pralinen türkische Süßigkeiten, Dosen mit Oliven und marinierte Produkte russischer Art, frisches Obst und Gemüse. Bald möchte Olga ihr Geschäft um einen Imbiss erweitern. Dann könnten die Menschen, die im Industriegebiet arbeiten, ein günstiges Mittagessen bekommen. Es wird wohl eine Auswahl von russischem, türkischem und deutschem Essen sein. Olga Schreiner ist im Jahr 1997 mit ihren Eltern und der kleinen Tochter aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Zuerst hat sie nach einem Sprachkurs als Buchhalterin im Großhandel gearbeitet. Ihre Erfahrung hat ihr geholfen, jetzt selbst einen Laden zu führen. Unterstützung findet sie bei ihrer Mutter. Ins Geschäft kommen auch Einheimische, denn dort haben sie Produkte entdeckt, die sie immer wieder gerne kaufen. In der Zeit, in der viel über Integration gesprochen wird und Eigeninitiative sehr gefragt ist, zeigen diese russischen Geschäfte, dass eine andere Kultur eine Bereicherung für die Stadt und ihre Bürger sein kann.

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