Quo vadis, Kulturstadt Wittlich?

Zur Streichung der Stelle des Kulturamtsleiters in Wittlich meint diese Leserin:

Seit Jahren verfolge ich die Kulturarbeit in Wittlich, mittlerweile kann ich dies nur noch kopfschüttelnd tun. Wie viele Beispiele braucht es, dass die Qualität des Wittlicher Kulturamtleiters Justinus Maria Calleen wahrgenommen wird? Renommierte Künstler wie Horst Antes, Wieland Förster, Alfred Hrdlicka, Dieter F. Domes, Andreas Feininger und Weegee stellte Calleen ebenso im Meistermann-Museum aus wie regionale Künstler (Senne Simon, Jürgen Waxweiler, Wittlicher Fotoamateure) - nicht zuletzt diesen Highlights verdankt das Museum neben seiner Arbeit mit dem Nachlass Georg Meistermanns seinen hervorragenden Ruf. Dass die ausgestellten Arbeiten "modern" und nicht immer leichte Kost sind, hängt mit dem Auftrag einer Galerie für moderne Kunst zusammen und hat nichts mit "elitärer" Kunst zu tun. Solche Wechselausstellungen sind ohne einen fachlich-kompetenten und wissenschaftlich-ausgebildeten Kurator nicht durchzuführen. Dies kann weder ein "dritter Sachbearbeiter" leisten, der die Stelle des Kulturamtsleiters künftig ausfüllen soll, noch ein Verein aus "Hobby-Künstlern". Dass der promovierte Kunsthistoriker, den ich in den letzten Jahren als kompetenten und loyalen Kollegen kennenlernte, auch eine besondere Begabung hat, wissenschaftliche Sachverhalte verständlich darzustellen, zeigt seine Arbeit mit Kindergarten- und Schülergruppen. Zudem engagiert er sich bei Veranstaltungen und Aktionen ("Kunst an Hecken und Zäunen", Stolperstein-Aktion) und sucht die Zusammenarbeit mit regionalen Musikern, Wittlicher und überregionalen Institutionen. Statt die Kunst- und Kultur-Ressourcen zu nutzen und Wittlich als aktive Kunststadt mit einem herausragenden Kulturamtsleiter aufrechtzuerhalten, fährt die Stadt sich selbst gegen die Wand. Einige der Ratsherren sollten sich die Warnung der Apokalyptischen Reiter Meistermanns vor einer intoleranten und sinnlosen Machtausübung und deren Folgen zu Herzen nehmen, statt mit verschlossenen Augen an ihnen vorüber in den Ratssaal zu marschieren!

Liane Wilhelmus, Saarbrücken

Siehe auch SEITE 24

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