Rückblende: Heute Konversion, damals Kaserne

WITTLICH. Bagger, Bodensanierung, die Basis für Neues schaffen ist heute die Devise: Einst hat das Kasernengelände das Stadtbild geprägt, das soll es auch wieder nach der militärischen Nutzung. Der Wittlicher Jürgen Schmidt lässt die Anfänge der Kaserne Revue passieren.

 Auch diese Bild gehört nun der Vergangenheit an: Um die Grundlagen für eine zivile Nutzung zu schaffen, wird im ehemaligen Kasernengelände eifrig abgerissen und saniert.Foto: TV-Archiv/Willi Bosl

Auch diese Bild gehört nun der Vergangenheit an: Um die Grundlagen für eine zivile Nutzung zu schaffen, wird im ehemaligen Kasernengelände eifrig abgerissen und saniert.Foto: TV-Archiv/Willi Bosl

Wie kam es überhaupt dazu, dass Wittlich erst zur "Kasernen"- und jetzt zur "Konversionsstadt" wurde? Eine Rückblende von Jürgen Schmidt: "Die Lage der Stadt Wittlich an der Reichsstraße Koblenz-Trier-Luxemburg, die Eisenbahnstrecke Koblenz-Trier, mit der Wittlich seit 1885 verbunden war, und die Eifelbahn nach Daun (seit 1910), hatten schon im 1. Weltkrieg eine große strategische Bedeutung. Regimenter um Regimenter zogen nach der Mobilmachung im August 1914 über die Heerstraße von Koblenz über Wittlich zur Front. Tag und Nacht rollten die Truppentransporte auf der Moselbahn gen Westen. Und der Rückzug nach dem Zusammenbruch erfolgte auf den gleichen Verkehrswegen. Wittlich war infolge seiner Lage für die Militärs ein wichtiger Standort.Eine Besprechung mit weitreichenden Folgen

Mit dem Einzug der deutschen Wehrmacht in das von den Franzosen besetzte Rheinland im März 1936 und das Einrücken der Truppen in die früheren Garnisonsstädte im Rheinland wurde Wittlich als Garnisonsstadt interessant. Der damalige Bürgermeister wollte das Generalkommando der deutschen Wehrmacht überzeugen: Wittlich sollte Standort für das III. Bataillon des Infanterie-Regimentes 105 Trier werden. Im Zuge der Umstrukturierung musste das Infanterie-Regiment 105 in Trier sein III. Bataillon, das in Zweibrücken stationiert war, aufgeben. Als Ersatz hierfür sollte in Wittlich ein neues III. Inf. Rgt. 105 aufgestellt werden. Das I. und II. Bataillon Inf. Rgt. 105 blieb in Trier. Das III. Bataillon bestand aus dem Btl. Stab und vier Kompanien: Ein Kaser-nen-Neubau musste her, und im September 1936 fand im Wittlicher Kreishaus eine Besprechung mit Vertretern des Generalkommandos, der Wehrkreisverwaltung, des Heeresbauamtes Trier, der Heeresstandortverwaltung Trier, des Regierungspräsidiums Trier, der Kreisverwaltung Wittlich und der Stadt Wittlich statt. Die Stadt war vertreten durch Bürgermeister Dr. Hürter, den 1. Beigeordneten Rudolf Kaienburg und Rentmeister Oebel. Auch waren Vertreter des Reichsnährstandes und der Kreisbauernführer Merrem anwesend. Nach einer örtliche Besichtigung von drei Stellen, und zwar die erste "Auf dem Brühl", unweit der Badeanstalt, die zweite am Bergweilerweg und die dritte am Klausener Weg. Einen Monat später wurde als Bauplatz ein rechteckiges ungefähr acht Hektar großes ebenes Gelände an der südwestlichen Stadtgrenze am Klausener Weg zwischen der Hauptverkehrsstraße Koblenz-Trier (heute Trierer Landstraße) und einer geplanten Umgehungsstraße (heute L 141) bestimmt. Im März 1937 haben alle 46 Grundstückseigentümer die Kaufverträge unterschrieben. Die Baukosten wurden auf 4 000 000 RM festgesetzt. Am 16. Juni 1937 erfolgte der erste Spatenstich. Am 16. Dezember wurde Richtfest gefeiert wurde. In 16-monatiger Bauzeit sind zwei Wirtschaftsgebäude, ein Stabshaus, vier Mannschaftshäuser, ein Exerzierhaus, ein Reithaus, ein Pferdestall für 120 Pferde, dazu ein Krankenstall, eine Fahrzeughalle, die Beschlagschmiede, die Waffenmeisterei und das Gashaus entstanden. 100 Firmen mit 500 Mann arbeiteten an den Bauten. Innerhalb des Kasernengeländes wurden 9 300 Quadratmeter Straßen und 32 000 Quadratmeter Grünfläche angelegt. Kasernenhof und Reitplatz sind insgesamt 11 5000 Quadratmeter groß. Parallel zum Bau der Infanterie-Kaserne erfolgte die Planung für den Bau der Panzer-Abwehr-Kaserne in der Römerstraße. Das Baugelände war 9,3 Hektar groß und wurde zuvor als Wiese, Acker und Baumschule genutzt. Am 15. Januar 1938 wurde mit dem Bau begonnen, und am 31. August 1938 wurde Richtfest gefeiert. Die Baukosten der Panzer-Abwehr-Kaserne sind mit 4 720 000 RM angegeben. 110 Firmen mit 750 Arbeitern waren mit dem Bau beschäftigt. In einem unerhörten Arbeitstempo wurde ein Krankenrevier, das Stabshaus, drei Mannschaftshäuser, das Wirtschaftsgebäude, acht KFZ-Hallen, das Exerzierhaus mit Pak-Schießstand, eine KFZ-Werkstatt mit Waffenmeisterei und zwei Tankstellen erbaut. 20 000 Quadratmeter befestigte Plätze und 19 2000 Quadratmeter Grünfläche entstanden. Auch der Neubau einer Schießstandanlage war erforderlich. Unter Beteiligung des staatlichen Forstamtes Wittlich wurde im Failzen Wald ein geeignetes Gelände gefunden. Am 18. Oktober 1937 wurde der Bauauftrag erteilt. Die Baukosten betrugen 392 000 RM. Am Mesenberg wurde ein Standortübungsplatz in einer Größe von 164 Hektar eingerichtet. An der Straße nach Wengerohr wurde auf angemieteter Fläche mit Gleisanschluss ein Armeeverpflegungslager eingerichtet. Beide Kasernen waren am 1. November 1938 bezugsfertig."

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