Schleichweg zum Gewerbegebiet erhitzt die Gemüter

Bernkastel-Kues · Es schien eine Formalie zu sein, doch es war der Aufreger. "Hier werden Autos über Menschen gestellt", hieß es bei der Diskussion um die Verkehrsberuhigung in Andel. Ob eine Straße weiter als Schleichweg zu einigen Betrieben genutzt werden kann, entscheidet sich am Montag im Stadtrat Bernkastel-Kues.

 So sähen es die Andeler und Ortsvorsteher Rolf Kröhner gerne. Ein Pfosten verhindert die Weiterfahrt auf dem Wirtschaftsweg. TV-Foto: Klaus Kimmling

So sähen es die Andeler und Ortsvorsteher Rolf Kröhner gerne. Ein Pfosten verhindert die Weiterfahrt auf dem Wirtschaftsweg. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (Kik) ("TV-Upload Kimmling"

Bernkastel-Kues. "Das hat mit Demokratie nichts zu tun! Das ist Cliquenwirtschaft!" Rolf Kröhner (SPD) verbirgt seinen Ärger nicht. Der Andeler Ortsvorsteher packt seine Unterlagen zusammen und verlässt die Sitzung des Bau- und Liegenschaftsausschusses der Stadt Bernkastel-Kues. Gerade ist der Antrag gescheitert, die Veldenzer Straße im Stadtteil Andel ab der ehemaligen Eisenbahnbrücke mit einem in der Mitte angebrachten Pfosten für Autos zu sperren.
Die Straße werde, so Kröhner, als Schleichweg ins Gewerbegebiet genutzt. Seit fast zehn Jahren bemühe sich der Ortsbeirat, das zu ändern. Nun drohe verstärktes Ungemach. Eine im Dreischichtenbetrieb arbeitende Firma verlagerte ihre Produktion. Das, so Kröhner, bedeute zusätzlichen Verkehr in den frühen Morgenstunden und in der Nacht.
2011 habe es bereits eine Intervention des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt gegeben. Das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues habe die Firmen mit der Bitte angeschrieben, die Straße und den sich anschließenden Wirtschaftsweg nicht zu nutzen. Gebe es keine Reaktion, könnte die Straße gesperrt werden.
Josef Schmitz, Leiter des Ordnungsamtes, bestätigt dies. Es habe damals auch eine Unterschriftenaktion gegeben, erinnert er sich. Wirkung hat der Aufruf nicht gehabt. Die Ankündigung den Weg zu schließen, wurde aber auch nicht umgesetzt.
Deshalb kommt jetzt ein neuer Vorstoß - eine einstimmige Empfehlung des Ortsbeirates. Es werde trotz Geschwindigkeitsbegrenzung zu schnell gefahren und die Vorfahrtsregeln würden missachtet, sagt Rolf Kröhner. Der hinter der Brücke beginnende Wirtschaftsweg sei schmal. Aber selbst eine Senke schrecke nicht ab. Er habe den Eindruck, dass Fahrer schwerer Wagen dadurch noch angelockt würden. Es gebe eine offizielle Zufahrt zum Gewerbegebiet, und es gehe vielleicht um zwei Minuten Zeitersparnis für Mitarbeiter und Kunden einiger Betriebe im vorderen Teil des Gewerbegebietes.
Doch Kröhner findet keine Gegenliebe bei der stärksten Fraktion. Marc Spaniol (CDU) weist auf den Bau der neuen DRK-Rettungswache hin. Die entsteht ebenfalls im Gewerbegebiet. Falls die Hauptzufahrt aus irgendeinem Grund mal zu sein sollte, müsste es eine Umleitung geben, sagt er. Das Argument, den Besatzungen der Rettungsfahrzeuge einen Schlüssel mitzugeben, mit dem sie den Pfosten umklappen können, zieht nicht.
Lothar Marmann (Unabhängige Bürgerunion) ist dagegen auf Kröhners Seite. "Hier werden Autos über Menschen gestellt", sagt er in Richtung der CDU.
Das letzte Wort hat am kommenden Montag, 23. Januar, der Stadtrat. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr im Rathaus.Meinung

Begründung überzeugt nicht
Normalerweise werden Empfehlungen des Ortsbeirats vom Stadtrat durchgewunken. Schon deshalb ist die Ablehnung des Antrags der Andeler ungewöhnlich. Auch die Begründung überzeugt nicht. Es ist kaum vorstellbar, dass die Hauptzufahrt zum Gewerbegebiet mal unpassierbar sein sollte. Für den Fall gibt es auch noch die Zufahrt über Mülheim. Und das mit dem Schlüssel für den umklappbaren Pfosten erschließt sich auch ohne Probleme. c.beckmann@volksfreund.de

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