Schloss Lieser erwacht aus Dornröschenschlaf und ist nun ein Luxushotel

Lieser · Wer Anfang Dezember der erste Übernachtungsgast im frisch restaurierten und liebevoll wieder hergestellten Schloss Lieser sein wird, ist noch unklar. Sicher ist allerdings: Er wird sich fühlen wie der Schlossherr höchstpersönlich. Womit der niederländische Besitzer Piet Killaars sein Ziel erreicht hätte.

Schloss Lieser erwacht aus Dornröschenschlaf und ist nun ein Luxushotel
Foto: Klaus Kimmling

"Wir wollten immer ein Schlosshotel, in dem die Leute auch leben und schlafen", sagt Piet Killars bei einer exklusiven Begehung des gut 130 Jahre alten Schlosses Lieser. Dass zwischen Kauf, Sanierung und Eröffnung des Fünf-Sterne-Superior-Luxushotels (das Urteil der Klassifizierung steht noch aus) zehn Jahre vergehen würden, damit hat er selbst nicht gerechnet.

"Ich habe das Schloss 2002 zum ersten Mal gesehen und mich gleich verliebt", sagt der Schlossherr, der sein Geld mit Wirtschaftsprüfer-Gesellschaften in den Niederlanden und in Deutschland verdient. Doch damit aus dem verfallenen Herrschaftshaus ein Märchenschloss werden konnte, hat es nicht nur am Ende laut Killaars 22 Millionen Euro gebraucht, sondern auch viel Fachverstand. Killaars selbst hat alle verstaubten Akten über das Schloss und seine einstigen Besitzer studiert und Originalzeichnungen der bunten Bleiverglasungen ausfindig gemacht. Bis zu 30 Handwerker haben parallel im Schloss gearbeitet, allein sechs Schreiner haben dafür gesorgt, dass Kabel, W-lan-Router und Musiklautsprecher hinter den kostbaren Holzvertäfelungen verschwunden sind.

"Die Installationen waren die größte Herausforderung", bilanziert Piet Killaars. Detaillierte Sandsteinarbeiten, eine eigene Erdwärmeanlage mit Wärmerückgewinnung, Stuckwände, das Freilegen der ersten Malerschicht in der Schlosskapelle, die Aufarbeitung der originalen Holzfußböden, Marmorbäder und eigens angefertigte Kronleuchter aus Ägypten sorgen nun dafür, dass die Verzögerungen, die die feinen Detailarbeiten und die Auflagen des Denkmalschutzes erfordert haben, schon bald vergessen sein werden.

Hinzukommen Luxusservice und Sterneküche: 50 Zimmer mit 15 Suiten (Preise noch unbekannt), vom 25-Quadratmeter- Zimmer bis hin zur 130-Quadratmeter-Suite mit Aufenthaltsraum für 20 Personen, Doppelbett mit Moselblick und Duobadewanne, eine Bibliothek, ein Restaurant mit 120 Plätzen, ein Marmorpool und Wellnessbereich, ein Anlege-steg und eine schwimmende Moseltribüne sowie ein Hubschrauberlandeplatz - der Hotelbesitzer hat eindeutig die betuchte Klientel im Blick.

Und dank eines Berichts in der New York Times über die "hidden pearl along the Moselle", die versteckte Perle entlang der Mosel, sind die Vorbuchungen bereits eingegangen. Während man in der Vor-Phase bis zur offiziellen Eröffnung im Frühjahr alles auf Herz und Nieren testet, von der Auswahl der Sterneköche über Sommeliers und Concierge bis hin zum Zimmermädchen, zeichnet sich auch ab, wer das Schloss Lieser betreiben wird. Dem Vernehmen nach soll die Dorint-Hotelgruppe mit ihrem Luxussegment einsteigen, der Schlossherr selbst will noch fünf Jahre mit im Geschäft sein.

"Ich möchte die Vermarktung in guten Händen wissen", formuliert er sein Ziel, ohne dabei Namen zu nennen. Sollten allerdings mehrere international renommierte Medien so über Schloss Lieser berichten wie die New York Times, braucht sich der Schlossherr wohl keine Gedanken zu machen. Die befand: "A marvelous place which will take your breath away!” Ein wunderbarer Ort, der Ihnen den Atem rauben wird.
Anekdoten


Hätten Sie's gewusst? Der Industrielle Eduard Puricelli war nicht nur erster Schlossherr, sondern im Reichstag des Norddeutschen Bundes für den Wahlkreis Trier. 1860 kaufte er ein Gaswerk in Trier und schloss einen Liefervertrag mit der Stadt ab. So brachte er noch vor der Erfindung der Glühbirne Licht nach Trier.
Der deutsche Kaiser Wilhelm II. logierte mehrfach auf Schloss Lieser: Die Chronik vermeldet Aufenthalte 1906, 1911 und 1913. Seine Söhne, Kronprinz Wilhelm und Prinz Oskar, gingen gern an der Mosel auf die Jagd.
Auch in neuerer Zeit noch sorgte das Schloss über die Region hinaus für Aufmerksamkeit. Denn Schloss Lieser und sein Garten waren eine der Kulissen des Films Moselfahrt aus Liebeskummer aus dem Jahr 1953.
Ein Schloss, das
viele Geschichten erzählen kann


Das Schloss Lieser wurde zwischen 1884 und 1887 an der Stelle eines ehemaligen Hofhauses eines Kirchenguts oder kurtrierischen Hofes erbaut und gehörte fast hundert Jahre der einflussreichen Familie Schorlemer/Puricelli (siehe Anekdoten). Sie gehörte mit zu den reichsten europäischen Industriellen und Politikern.

Eduard Puricelli vererbt das Schloss an sein einziges überlebendes Kind, seine Tochter Maria. Sie und ihr Mann, der hohe preußische Beamte Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser (von ihm stammt auch der Name des Schlosses), ziehen von Breslau nach Koblenz und lassen das Schloss an der Mosel prachtvoll umbauen und erweitern: den älteren, von der Mosel aus gesehen rechten Teil im Neorenaissance-Stil, den jüngeren linken Teil im Jugendstil. Das Paar hatte zusammen sechs Kinder.

Letzte Bewohnerin des Schlosses war Freifrau von Schorlemer-Lieser, Marliese Rheinen. 1981 kaufte die Gemeinde Lieser das Anwesen für 600.000 Deutsche Mark. Seitdem steht das Gebäude auch unter Denkmalschutz. Im Anschluss stand das Schloss Lieser mehr zehn Jahre leer. Nur für das Schlossfest zu Pfingsten wurde das Anwesen von der Gemeinde genutzt.

2001 kaufte ein aus Bad Salzuflen (Nordrhein-Westfalen) stammender Investor das Gebäude für zwei Millionen Euro. Der verkaufte es 2007 weiter an Piet Killaars. Seine Familie stammt aus den Niederlanden (Roermond), wo sie bereits mehrere alte Gebäude restauriert hat.
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