Spielend Leben retten

WITTLICH. Wo technisches Gerät nicht mehr weiterhilft, ist oft die Spürnase von Rettungshunden gefragt. Damit Technik und Hund gut zusammenarbeiten, übten die Leute vom technischen Zug der Wittlicher Feuerwehr jetzt zusammen mit der Rettungshundestaffel Eifel-Mosel aus Bergweiler auf dem ehemaligen Kasernengelände.

 Hundeführerin Rose Kiemes legt den Seilzug um und ab geht's nach oben: Tessa wird in den ersten Stock des Gebäudes gehoben, um nach einer vermissten Person zu suchen.Foto: Nora John

Hundeführerin Rose Kiemes legt den Seilzug um und ab geht's nach oben: Tessa wird in den ersten Stock des Gebäudes gehoben, um nach einer vermissten Person zu suchen.Foto: Nora John

Tessa ist schon ganz aufgeregt. Die erfahrene Rettungshündin wartet auf ihren Einsatz. Sie trägt ein Geschirr, mit dem sie gleich in den ersten Stock eines Hauses hochgezogen werden soll. "Das Geschirr ist bequem für die Tiere", erklärt Einsatzleiterin Tanja Morscheit.Das findet Tessa offensichtlich auch. Nachdem die Leiter ans Haus gestellt und gesichert ist, kann es losgehen. Klaglos lässt sich die Hündin hochziehen. Oben angekommen ist sie endlich am Ziel ihrer Wünsche: Sie darf suchen und schon nach wenigen Sekunden zeigt ihr Bellen an, dass sie den Feuerwehrmann, der sich oben versteckt hat, aufspüren konnte."Für den Hund ist das ein Spiel", erläutern die menschlichen Mitglieder der Rettungshundestaffel die Begeisterung Tessas bei der Arbeit. Ziel des Hundes ist vor allem die Belohnung, die es im Anschluss an den erfolgreichen Einsatz gibt, ein Spielzeug oder etwas leckeres zu Essen. Dennoch, so der Leiter der Rettungshundestaffel Christoph Zachau, könnten die Tiere genau unterscheiden zwischen Ernstfall und Übung. "Wir haben keinen Kommissar Rex", widerspricht er aber manchen Erwartungen. Anders als der Schäferhund in dem österreichischen Krimi bekommen die Hunde aus seiner Staffel nicht irgend ein Tuch vor die Nase gehalten und nehmen dann die Fährte auf.Verletzter oder Helfer? Hunde spüren Unterschied

Die Hunde, die jetzt im Konversionsgelände üben, halten die Nase in den Wind. Wenn sie eine menschliche Witterung aufgenommen haben, gehen sie alleine los und suchen nach der Person. Dabei könnten sie gut unterscheiden, ob es sich um einen Helfer des Suchtrupps handele oder eine verletzte oder hilfsbedürftige Person, so Zachau. "Oft werden wir im offenen Gelände eingesetzt", erklärt Zachau. Wenn verwirrte Personen, beispielsweise aus Altenheimen verschwunden sind, kommen die Spürnasen zum Einsatz. Mittlerweile ist die zweite Übung für die Hunde vorbereitet. In einem Trümmerfeld haben sich wiederum zwei Feuerwehrleute versteckt. Jetzt kommt Cayoga, ein kräftiger Labrador, zum Einsatz. Auch er ist schon ganz aufgeregt und freut sich darauf, etwas tun zu dürfen.Schäferhunde gehören entgegen der üblichen Vorstellungen nur noch selten zu den Rettungshundestaffeln. Bei denen gebe es häufig anatomische Probleme, erklärt Zachau. "Am besten geeignet sind mittelgroße Hunde." Zu große Hunde, wie beispielsweise auch die als Lawinenhunde bekannten Bernhardiner würden zu schnell müde. Die Kleinen haben meist zu kurze Beine. Eine gewisse Beweglichkeit und Kondition ist Voraussetzung für den Einsatz als Rettungshund.Dabei ist die "Nasenleistung" das Schwierigste. Diese würde nach etwa 20 Minuten nachlassen, so der Hundeführer. Die Ausbildungszeit für die Hunde beträgt zwei Jahre, erzählt Herbert Müller, der Vorsitzende des Vereins. Die meisten würden schon als Welpen spielerisch an die Aufgaben herangeführt. Später müssen Hunde und Hundeführer jährlich eine Prüfung absolvieren.Weitere Voraussetzungen für den Einsatz ist eine große Sozialverträglichkeit sowohl Menschen als auch anderen Hunden gegenüber sowie hohe Spielfreudigkeit und Freude an der Arbeit. Cayoga hat letzteres offensichtlich. Eifrig läuft er über das Trümmerfeld, hält immer wieder die Nase in die Luft und kreist so die versteckten Personen praktisch ein. Endlich gibt er Laut und der erste Feuerwehrmann kommt aus seinem Versteck. Auch der zweite wird bald gefunden. Der Rest der Aktion ist Sache der Feuerwehr. Um jede Gefahr auszuschließen, wird jetzt statt des Mannes eine Schaufensterpuppe versteckt und mit Hilfe eines Hebekissens befreit. Feuerwehr und Hundeführer haben an diesem Morgen viel voneinander gelernt. Und nicht nur die Hunde erhalten nach dem erfolgreichem Einsatz ein Leckerli: Die Menschen werden mit einem Steak belohnt.

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