Spinnen, Monster und Vampire

KINHEIM. (red) Auf das richtige Maß kommt es an. Zu viel Angst ist genau so schädlich wie zu wenig Angst. Das ist das Ergebnis eines Erziehungsabends des Dekanates Wittlich.

40 Erziehende waren der Einladung des Dekanates, der Lebensberatung Wittlich und des Kindergartens Kinheim gefolgt. Anita Brosch-Metzdorf von der Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle Wittlich stellt gleich zu Beginn klar: Angst sei kein Makel und kein Fehler. Sie gehört zu uns, ist nützlicher Bestandteil unseres Lebens. Wie ein Frühwarnsystem funktioniert sie, wenn wir uns in gefährlichen Situationen befinden. Wenn Kinder Angst verspüren, ist es deshalb wichtig, sie zuzulassen und ihnen das Bewusstsein zu vermitteln, dass das Gefühl der Angst normal und in Ordnung ist. "Egal, wodurch kindliche Angst verursacht ist: Verübeln Sie ihrem Kind nicht, wenn es ängstlich ist. Helfen Sie ihm, seine Angst zu bewältigen." Dass die Eltern des Erziehungsabends sehr wohl um die Ängste ihrer Kinder wissen, das zeigte eine Kartenumfrage gleich zu Beginn: Die Eltern nannten etwa die Angst vor Fehlern, die Angst vor dem eigenen Tod oder dem der Eltern sowie vor Krankheit und Schmerzen. Angst vor Dunkelheit oder vor Einbrechern und Räubern, vor Spinnen, Monstern und Vampiren, vor allem Neuen und Unbekannten, vor dem Alleinsein oder vor Trennung wurden bei den eigenen Kindern gesehen. Auch die Angst davor, sich zu blamieren, ausgestoßen oder ausgelacht zu werden oder vor schlechten Zeugnissen und Versagen und vor dem Wechsel auf die Schule beschäftigen Kinder. Pastoralreferent Armin Surkus-Anzenhofer wertete es als ein Zeichen aufmerksamer Beobachtung und guter Erziehung, dass die Eltern so gut um die Ängste ihrer Kinder Bescheid wissen. Die Referentin zeigte auf, dass die Ursachen für diese Ängste erziehungs- oder entwicklungsbedingt sein können. Hin und wieder tragen Eltern in ihrer Erziehung ungewollt dazu bei, dass ihr Kind sich ängstigt. Ein unterdrückender Erziehungsstil ist ebenso problematisch wie ein inkonsequentes, mit Strafen drohendes Verhalten. Auch eine Erziehung ohne Grenzen und Regeln, die nur ab und an straft, könne Ängste auslösen, so Brosch-Metzdorf. Überbehütete Kinder sind häufig ebenfalls von Ängsten besetzt, weil sie kein altersgemäßes Selbstbewusstsein ausprägen konnten. Aber auch eine überfordernde Erziehung, die Kindern zu viel abverlangt, kann dazu führen, dass ein Kind Angst entwickelt.Verschiedene Ängste in den Altersstufen

Zu bestimmten kindlichen Altersphasen gehören kindliche Ängste als Teil der normalen Entwicklung ganz normal dazu. Da ist etwa die kindliche Angst der ersten Wochen, die Nähe von Mutter und Vater einzubüßen oder die verständliche Angst vieler Babys vor nicht vertrauten Personen. Auch neue Eindrücke können Ängste auslösen. Wenn Kinder in den Kindergarten kommen, erleben sie die Angst vor dem Abschied von der geliebten Bezugsperson. Später dann fürchten sie sich vor magischen Gestalten wie Gespenstern oder Monstern. Im Kindergarten oder in der Schule keinen Freund zu finden, vor dem Großen in der Gruppe oder, davor die erforderliche Leistung nicht zu bringen - all das kann Angst machen. Dass in den Eltern selbst gute Potenziale schlummern, mit den Ängsten der Kinder umzugehen, zeigte die Kartenumfrage am Ende des Abends, durch die Eltern Tipps zum Umgang mit Kinderängsten abgeben konnten. "Ihnen zu vermitteln, dass Ängste ernst genommen werden, darüber reden und ermuntern, die Ängste auch auszudrücken, das Selbstbewusstsein der Kinder stärken, einfach da sein, Vertrauen schaffen, zuhören, raushören, worum es wirklich geht, Geduld haben, Verständnis zeigen, trösten und Mutmachgeschichten erzählen", diese Hinweise waren der Tenor der Elterntipps, sagte Surkus-Anzenhofer. Brosch-Metzdorf den Zuhörern gab drei Worte mit auf den Weg: Zeit, Zuwendung, Zärtlichkeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort