Tag und Nacht für die Allgemeinheit

Neumagen-Dhron · Für ihre langjährige Treue sind 52 Feuerwehrmänner der 32 Wehren aus dem Bereich der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues geehrt worden. Zwischen 25 und 45 Jahre lang haben sie sich Tag und Nacht für die Allgemeinheit eingesetzt, waren jederzeit bereit, wenn sie gebraucht wurden.

Neumagen-Dhron. "Die Feuerwehr ist mein ein und alles", sagt Rudolf Lemmermeyer. Er ist einer von 52 Feuerwehrmännern aus der VG Bernkastel-Kues, die nun für ihren Einsatz geehrt wurden.
Erinnerungen an viele Einsätze


Seit 45 Jahren ist Lemmermeyer bei den Brandhelfern in Neumagen-Dhron. Er wird von allen nur Rudi genannt. Im Laufe seiner langen Zeit als Freiwilliger hat sich einiges geändert, und viele Geschichten sind hier zusammengekommen: "In den 60er Jahren mussten wir mal zu einem Großbrand nach Horath aufbrechen. Damals hatten wir einen VW-Bus mit 30 PS. Sieben Leute, die Feuerwehrspritze und reichlich Zubehör kamen in das Auto, und wir krochen mit dem lahmen Kasten den Berg hoch", erinnert sich der 62-jährige Winzer lachend. "Da reden wir heute oft noch drüber." In den 70er Jahren dann gab es das erste Tanklöschfahrzeug. In Erinnerung blieb auch das übelste Weihnachten überhaupt: "Das Hochwasser 93 war schlimm, wir haben alle kein Weihnachten erlebt, sondern nur Wasser abgepumpt."
Wenn Hans Longen aus Piesport zurückblickt, kommt dem 57-jährigen Winzer ebenfalls gleich das Hochwasser 1993 in den Sinn: "Wir waren zehn Tage am Stück unermüdlich im Einsatz", sagt er. Seit 42 Jahren engagiert er sich bei der Feuerwehr, war zehn Jahre Wehrführer und 20 Jahre Kassierer.
Er berichtet auch über bittere Einsätze: "1981/82 mussten wir in der Mosel mehrmals Leichen suchen. Hierzu kam es durch Autounfälle oder Leichtsinn. Das ist immer schlimm, zumal jemand dabei war, den wir kannten." Vor allem die Ausbildung habe sich sehr verändert, merkt auch er an: "Heute müssen die Anwärter so viele Lehrgänge besuchen, da die Anforderungen stetig steigen, und viele scheuen das." Zudem seien damals 80 Prozent der Mitglieder Winzer gewesen - das habe sich geändert: Immer mehr würden außerhalb des Ortes arbeiten.
Bernd Herges, seit 35 Jahren in der Feuerwehr Bernkastel-Kues, schließt sich dem an und weist auch gleich auf ein großes Problem hin: "Alleine die Grundausbildung ist sehr zeitintensiv. 15 zusätzliche Wochenenden muss der Nachwuchs da investieren, und das wollen viele nicht mehr."

Bereit, wenn der Piepser ruft


Die Folge: Alle beklagen den fehlenden Nachwuchs in den Wehren. Das Einsatzspektrum der Männer auf den roten Wagen hat sich zudem immens geändert. "Ich habe alles gesehen, was es gibt: von Autounfällen über Brände bis hin zu Hochwassereinsätzen. Wenn der Alarm kommt, dann wissen wir zwar, worum es geht, sehen erst vor Ort, wie die Lage wirklich ist und müssen schnell eine Entscheidung treffen." Dabei gibt es auch jene Situationen, etwa bei denen Menschen ums Leben kommen, mit denen die Freiwilligen umgehen müssen. "Es gibt für solche schrecklichen Augenblicke keinen Gewöhnungseffekt, aber im Moment des Einsatzes sind wir voll konzentriert und erst hinterher muss man sehen, wie man die Dinge verarbeitet."
Tag und Nacht 365 Tage im Jahr stehen sie bereitwenn der Piepser sie zum Einsatz ruft. Obwohl das manchmal hart ist, sind sich die Geehrten doch über eines einig: "Die Kameradschaft in der Feuerwehr ist einfach einzigartig. Hier können sich alle aufeinander verlassen." jo

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